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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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gekommen sei.
    Als Lebel den letzten Bericht verlesen hatte und von den vor ihm liegenden Dossiers aufblickte, waren vierzehn Augenpaare auf ihn gerichtet, deren Mehrzahl ihn kalt und herausfordernd ansah.
    »Alors, rien?« fragte Oberst Rolland.
    »Nein, nichts«, räumte Lebel ein. »Keiner der uns gegebenen Hinweise scheint irgendwelche Resultate zu erbringen.«
    »Ist das alles, was bei Ihrer ›reinen Detektivarbeit‹ herausgekommen ist?« fragte Saint Clair sarkastisch und musterte Bouvier und Lebel mit kalter Verachtung.
    »Meine Herren«, sagte der Innenminister, mit Bedacht die Pluralform gebrauchend, damit beide Polizeikommissare sich angesprochen fühlten, »das sieht ja ganz danach aus, als seien wir wieder auf den Ausgangspunkt zurückgeworfen.«
    »Das fürchte ich in der Tat«, entgegnete Lebel. Bouvier warf sich für ihn in die Bresche.
    »Mein Kollege fahndet praktisch ohne jeglichen Hinweis und ohne auch nur einen einzigen Anhaltspunkt zu haben, nach einem Verbrecher, der vom Typ her kaum zu greifen ist. Diese Sorte pflegt für ihr Geschäft keine Werbung zu betreiben und auch ihre Adresse nicht zu hinterlassen.«
    »Darüber sind wir uns durchaus im klaren, mein lieber Kommissar«, bemerkte der Minister eisig, »die Frage ist nur…«
    Es klopfte an der Tür. Der Minister runzelte die Stirn; er hatte Anweisung gegeben, die Sitzung nur im dringenden Ausnahmefall zu stören.
    »Herein.«
    Mit verlegenem Gesicht erschien einer der Portiers des Ministeriums im Türrahmen.
    »Mes excuses, Monsieur le Ministre. Telephon für Kommissar Lebel. Aus London.« Er spürte den schweigenden Unwillen der Sitzungsteilnehmer und versuchte sich zu rechtfertigen. »Es ist dringend, wurde gesagt.« Lebel stand auf.
    »Wollen Sie mich bitte entschuldigen, meine Herren?« Nach einer Viertelstunde kam er zurück. Die Atmosphäre in dem Konferenzzimmer war noch so feindselig wie zuvor und die Auseinandersetzung darüber, was als nächstes zu tun sei, in seiner Abwesenheit offenbar fortgesetzt worden. Oberst Saint Clair hatte sich in bitteren Anklagen ergangen und war durch Lebels Rückkehr unterbrochen worden. Als der Kommissar seinen Platz wieder einnahm, schwieg auch er.
    Der kleine Kommissar hielt einen Umschlag in der Hand, auf dessen Rückseite er sich etwas notiert hatte.
    »Meine Herren, ich glaube, wir haben den Namen des gesuchten Mannes«, sagte er. Eine halbe Stunde später verließen die Teilnehmer das Konferenzzimmer in geradezu euphorischer Stimmung. Als Lebel ihnen berichtet hatte, was ihm aus London gemeldet worden war, hatten sie einen kollektiven Seufzer der Erleichterung ausgestoßen, der sich wie eine Lokomotive anhörte, die nach langer Fahrt ihre Endstation erreicht hat. Jeder der Männer wußte, daß er von jetzt ab zumindest etwas würde tun können. Innerhalb einer halben Stunde hatte man sich darüber geeinigt, wie man, ohne der Presse gegenüber auch nur ein Wort verlauten zu lassen, ganz Frankreich nach einem Mann namens Calthrop durchkämmen, ihn aufspüren und, wenn nötig, unschädlich machen konnte. Daß mit einer genauen Personenbeschreibung Calthrops erst anderntags in der Frühe zu rechnen war, wenn sie aus London per Fernschreiber übermittelt wurde, wußten sie. Aber bis dahin konnten die Renseignements Généraux ihre kilometerlangen Archivregale nach einer auf den Namen dieses Mannes ausgestellten Landekarte oder einem Meldeformular durchforschen, das ihn als Gast eines Hotels irgendwo in Frankreich registrierte. Die Polizeipräfektur konnte ihre eigenen Akten überprüfen und feststellen, ob er sich in einem Hotel im Bereich von Paris aufhielt. Die Direction de la Surveillance du Territoire konnte seinen Namen allen Grenzposten, Hafen und Flughafenverwaltungen Frankreichs mit der Maßgabe übermitteln, den Mann beim Betreten französischen Bodens umgehend festzunehmen.Falls er noch nicht in Frankreich eingetroffen war, so spielte das keine Rolle. Bis zu seiner Ankunft würde absolutes Stillschweigen gewahrt werden: Um so sicherer konnte man ihn, wenn er kam, sofort fassen.
    »Diese erbärmliche Kreatur, der Bursche, der sich Calthrop nennt, ist praktisch schon ein toter Mann«, berichtete Oberst Raoul Saint Clair de Villauban seiner Geliebten, die mit ihm im Bett lag, in der gleichen Nacht.
    Als es Jacqueline endlich gelungen war, ihm zu einem verspäteten Höhepunkt zu verhelfen, damit er einschlief, schlug die Uhr unter dem Glassturz Mitternacht, und der 14. August war

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