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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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dessen Papiere in das Futter des dritten Koffers eingenäht waren, zu einem Bündel zusammengerollt und in die hintere Ecke des Kofferraums geschoben. Die Kleidungsstücke aus den beiden anderen Koffern waren auf alle drei verteilt worden. Die Medaillen befanden sich in seiner Jackentasche.
    Zwei Zollbeamte untersuchten jedes Gepäckstück, während der Schakal das übliche Formular für englische Touristen, die nach Frankreich einreisen, ausfüllte. Nichts von dem, was sich in den Koffern befand, erregte besondere Aufmerksamkeit. Einen flüchtigen Augenblick lang schien die Situation kritisch zu werden, als die Zollbeamten die Flaschen mit den Haarfärbemitteln zur Hand nahmen. Er hatte die Vorsichtsmaßnahme getroffen, sie in geleerte Rasierwasserflaschen umzufüllen. Zu jener Zeit war Pre-Shave-Lotion in Frankreich noch nicht im heutigen Umfang eingeführt, und die beiden Beamten wechselten fragende Blicke, bevor sie die Flaschen in die Reisetasche zurücklegten.
    Aus dem Augenwinkel sah der Schakal, daß draußen vor dem Fenster ein weiterer Beamter den Kofferraum und den Kühler des Alfa untersuchte. Glücklicherweise schaute er nicht unter den Wagen. Er entrollte den Militärmantel und die Hose, die er im Kofferraum verstaut hatte, und betrachtete sie mit deutlichem Abscheu. Offenbar nahm er jedoch an, der Mantel sei zum Bedecken der Kühlerhaube in kalten Winternächten bestimmt, und legte die Kleidungsstücke, die auch bei unterwegs etwa vorzunehmenden Reparaturen von Nutzen sein mochten, in den Kofferraum zurück.
    Als der Schakal das Formular ausgefüllt hatte, waren die beiden Zollbeamten dabei, die Kofferdeckel zu schließen. Sie nickten dem Beamten in Zivil zu, der seinerseits die Einreisekarte zur Hand nahm, die darauf vermerkten Eintragungen mit den Angaben im Paß verglich und diesen dem Schakal zurückgab.
    »Merci, monsieur. Bon voyage.«
    Zehn Minuten später hatte der Alfa den östlichen Stadtrand von Mentone erreicht. Nach einem ausgiebigen Frühstück in einem Café mit Aussicht auf die alte Hafenreede und den Jachthafen setzte er die Fahrt auf der Corniche Littorale in Richtung Monaco, Nizza und Cannes fort.
    In seinem Londoner Büro rührte Superintendent Thomas in dem starken schwarzen Kaffee, den er sich hatte heraufbringen lassen, und fuhr sich mit der Hand über sein stoppeliges Kinn. Ihm gegenüber saßen die beiden Kriminalinspektoren, die beauftragt waren, Calthrops derzeitigen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Die drei Männer warteten auf die zur Unterstützung angeforderten sechs Sergeants des Sicherheitsdienstes, die Thomas von ihren üblichen dienstlichen Obliegenheiten befreit hatte.
    Nachdem sie sich bei ihren Abteilungen zum Dienst gemeldet und dort erfahren hatten, daß sie ab sofort zeitweilig Thomas' Sonderkommission zugeteilt waren, fanden sie sich einer nach dem anderen in dessen Büro ein. Kurz nach 9 Uhr waren alle zur Stelle, und Thomas begann, ihnen die nötigen Anweisungen zu geben.
    »Wir fahnden nach einem Mann. Es ist nicht erforderlich, daß Sie wissen, warum wir das tun. Erforderlich ist einzig und allein, daß wir ihn fassen, und das so rasch wie möglich. Wir wissen inzwischen oder glauben doch zu wissen, daß er sich gegenwärtig im Ausland aufhält, und zwar unter falschem Namen und mit gefälschten Papieren. Hier -« sagte er und überreichte jedem von ihnen einen vergrößerten Abzug der Reproduktion, die nach dem Photo auf Calthrops Paßantrag angefertigt worden war -, »so sieht er aus. Vermutlich wird er sein Äußeres jedoch durch maskenbildnerische Tricks verändert haben. Sie, meine Herren, werden jetzt zum Paßamt fahren und sich eine vollständige Liste aller kürzlich gestellten Paßanträge geben lassen. Nehmen Sie sich zunächst die letzten hundert Tage vor. Wenn Sie nichts gefunden haben, gehen Sie nochmals um hundert Tage zurück. Es wird, weiß Gott, kein Vergnügen für Sie sein, aber ich kann es Ihnen nicht ersparen.«Er schilderte ihnen kurz die üblichste Methode, wie man sich falsche Papiere beschafft - es war in der Tat diejenige, deren sich der Schakal bedient hatte -, und schloß:
    »Wichtig ist vor allem, daß Sie sich nicht mit Geburtsurkunden zufriedengeben. Überprüfen Sie die Totenscheine. Sobald Sie die vollständige Liste vom Paßamt erhalten haben, verlegen Sie die gesamte Aktion ins Somerset House. Verteilen Sie die Namenlisten unter sich und machen Sie sich über die Totenscheine her. Wenn Sie einen Paßantrag finden, den

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