Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
nachmittag. Er hatte gedacht, die Baronin schliefe noch. Dann ist er durchs Fenster geklettert und hat sie entdeckt.«
    »Haben Sie die polizeilichen Kennzeichen und die Beschreibung des Wagens?« fragte Lebel.
    »Ja.«
    »Dann geben Sie Großalarm. Zur Geheimhaltung besteht keine Notwendigkeit mehr. Jetzt machen wir regelrecht Jagd auf einen Mörder. Ich werde sofort Alarm für das gesamte Staatsgebiet auslösen lassen. Aber versuchen Sie unbedingt, die Spur noch in der Nähe des Tatorts aufzunehmen, wenn Sie irgend können. Sehen Sie zu, daß Sie auf jeden Fall seine generelle Fluchtrichtung feststellen.«
    »Wird gemacht. Jetzt können wir richtig loslegen.«
    Lebel hängte ein.
    »Mein Gott, ich werde alt. Der Name der Baronin stand auf der Gästeliste des Hôtel du Cerf für die Nacht, die der Schakal dort verbracht hat.«Der Renault wurde von einem Verkehrspolizisten um 19 Uhr 30 in Tülle in einer Nebenstraße entdeckt. Es war 19 Uhr 45, als er sich im Kommissariat zurückmeldete, und 19 Uhr 55, als Tülle sich mit Valentin in Verbindung setzte. Um 20 Uhr 05 rief der Kommissar der Auvergne Lebel an.
    »Etwa fünfhundert Meter vom Bahnhof entfernt«, berichtete er.
    »Haben Sie einen Fahrplan zur Hand?«
    »Ja, es müßte hier irgendwo einer vorhanden sein.«
    »Um welche Zeit ist der Morgenzug nach Paris von Tülle abgefahren, und wann kommt er an der Gare d'Austerlitz an? Beeilen Sie sich, Mann! Um Gottes willen, beeilen Sie sich!«
    Am anderen Ende der Leitung fand ein hastiger Disput statt.
    »Nur zwei Züge täglich«, sagte Valentin. »Der Morgenzug ging um 11 Uhr 50 von Tülle ab und ist in Paris um - Augenblick, das werden wir gleich haben -, um 20 Uhr 10…«
    Lebel ließ Tülle in der Leitung hängen. Er rief Caron zu, rasch mitzukommen, und stürzte zur Tür hinaus.
    Pünktlich auf die Minute dampfte der 20-Uhr-10-Expreß in die Halle der Gare d'Austerlitz. Er war kaum zum Stillstand gekommen, als den ganzen glitzernden Zug entlang auch schon die Türen aufgestoßen wurden und die Reisenden auf den Bahnsteig strömten, um dort von wartenden Verwandten und Freunden begrüßt zu werden oder den Torbogen zuzustreben, die aus der Wandelhalle zu den Taxis führten. Zu ihnen zählte auch ein hochgewachsener, grauhaariger Geistlicher in steifem, weißem Kragen. Er erreichte den Taxistand als einer der ersten und verstaute seine drei Gepäckstücke im Fond eines Mercedes-Benz-Diesel.
    Der Fahrer schaltete die Uhr ein und fuhr langsam die abschüssige Auffahrt hinunter, die in einem halbkreisförmigen Bogen auf das Ausfahrttor zuführte. Chauffeur und Fahrgast fiel ein wehklagender Heulton auf, der das Stimmengewirr der Reisenden, die sich eines Taxis zu bemächtigen versuchten, bevor sie an der Reihe waren, teils untermalte, teils übertönte. Als das Taxi die Straße erreicht hatte und kurz anhielt, bevor es in den Verkehr einscherte, brausten drei Streifenwagen und zwei geschlossene Mannschaftswagen durch das Einfahrtstor und stoppten vor dem Haupteingang des Bahnhofs.
    »Na, die Brüder sind ja wieder ganz schön in Fahrt heute abend«, sagte der Taxifahrer.
    »Wohin soll's denn gehen, Monsieur l'Abbé?«
    Der Geistliche nannte ihm die Adresse eines kleinen Hotels am Quai des Grands Augustins.
    Um 21 Uhr war Claude Lebel wieder in seinem Büro, wo er einen Zettel mit der Nachricht vorfand, daß Kommissar Valentin vom Kommissariat in Tülle um seinen Rückruf bäte. In fünf Minuten war die Verbindung hergestellt. Während Valentin berichtete, machte sich Lebel Notizen.
    »Haben Sie Fingerabdrücke am Wagen abgenommen?« fragte er.
    »Selbstverständlich. Auch im Schloß, in dem Zimmer. Hunderte von Abdrücken, alle übereinstimmend.«
    »Schaffen Sie sie so rasch wie möglich her.«
    »Wird gemacht. Wollen Sie, daß ich Ihnen auch den CRS-Mann vom Bahnhof in Tülle hinauf schicke?«
    »Nein, nicht nötig. Mehr, als er uns bereits gesagt hat, wird er ohnehin nicht zu berichten haben. Vielen Dank für alles, Valentin. Sie können Ihre Leute nach Hause schicken. Er ist jetzt in unserem Bereich. Wir werden die Sache von hier aus handhaben.«
    »Sind Sie sicher, daß es der dänische Geistliche ist?« fragte Valentin. »Es könnte auch eine zufällige Übereinstimmung sein.«
    »Nein«, sagte Lebel, »er ist es, verlassen Sie sich darauf. Er hat einen seiner Koffer weggeworfen. Wahrscheinlich werden Sie ihn irgendwo zwischen La Haute Chalonnière und Tülle auffinden. Achten Sie besonders auf die Flüsse und

Weitere Kostenlose Bücher