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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Bahnangestellte saß. »Wieviel macht das?«
    »Siebenundneunzig Neue Franc, Monsieur.«
    »Und wann, bitte, geht der nächste Zug?«
    »Um 11 Uhr 50. Sie haben fast eine Stunde Zeit. Es gibt ein Restaurant am Ende des Bahnsteigs. Bahnsteig eins nach Paris, je vous en prie.«
    Der Schakal nahm sein Gepäck auf und begab sich zur Sperre. Die Karte wurde gelocht, er ergriff wiederum seine Koffer und trat auf den Bahnsteig. Eine blaue Uniform versperrte ihm den Weg.
    »Vos papiers, s'il vous plaît.«
    Der Mann vom CRS war sehr jung und gab sich alle Mühe, gestrenger dreinzublicken, als seine Jahre es ihm erlaubten. Er trug einen Schnellfeuerkarabiner, dessen Riemen er über die Schulter gehängt hatte. Der Schakal setzte nochmals sein Gepäck ab und zeigte den dänischen Paß vor. Der CRS-Mann blätterte ihn durch, ohne auch nur ein Wort lesen zu können.
    »Vous êtes Danois?«
    »Pardon?«
    »Vous… Danois?« Er tippte auf den Paß.
    Der Schakal strahlte und nickte hocherfreut.
    »Danske… ja, ja.«
    Der CRS-Mann reichte ihm den Paß zurück und deutete mit einem Kopfnicken zum Bahnsteig. Ohne sich noch weiter für den dänischen Geistlichen zu interessieren, wandte er sich dem nächsten Reisenden zu, der durch die Sperre trat.
    Es war fast 13 Uhr, als Louison zurückkam. Er hatte zwei Glas Wein getrunken, vielleicht auch drei. Seine Frau empfing ihn mit einer aufgeregten Schilderung dessen, was in seiner Abwesenheit geschehen war. Louison nahm die Sache in die Hand.
    »Ich werde zum Fenster hinaufklettern«, kündigte er an, »und nachsehen.«
    Zunächst einmal hatte er Schwierigkeiten mit der Leiter. Sie neigte sich hartnäckig in jede andere als die von Louison erstrebte Richtung. Aber schließlich ließ sie sich doch unterhalb des Schlafzimmerfensters der Baronin gegen das Mauerwerk lehnen, und Louison begann seinen schwankenden Aufstieg zur obersten Sprosse. Fünf Minuten später kletterte er wieder hinunter.
    »Madame la Baronne schläft«, verkündete er.
    »Aber sie schläft doch sonst nie so lange«, protestierte Ernestine.
    »Nun, dann tut sie es eben heute«, entgegnete Louison. »Man darf sie nicht stören.«
    Der Zug nach Paris hatte leichte Verspätung. Er lief um 12 Uhr ein. Unter den Reisenden, die ihn bestiegen, befand sich ein grauhaariger protestantischer Geistlicher. Er setzte sich auf einen Fensterplatz in einem Abteil, in dem sich nur zwei ältere Frauen befanden, putzte seine goldgeränderte Brille, holte ein großformatiges Buch über französische Kathedralen aus seiner Reisetasche und begann zu lesen. Wie er aus dem im Bahnhof ausgehängten Fahrplan ersehen hatte, würde der Zug um 20 Uhr 10 in Paris eintreffen.
    Charles Bobet stand am Straßenrand neben seinem defekten Taxi, sah auf seine Uhr und fluchte. Es war halb zwei durch, höchste Zeit zum Mittagessen, und er saß hier einsam und allein auf der Straße zwischen Egletons und dem Flecken Lamaziere. Mit einer gebrochenen Vorderachse. Merde und nochmals merde. Er konnte den Wagen stehenlassen, ins nächste Dorf gehen, von dort mit dem Bus nach Egletons fahren und am Abend mit einem Abschleppwagen zurückkehren. Das allein würde ihn die Einnahmen einer Woche kosten. Aber der Wagen war nicht abzuschließen, und Bobets ganze Existenz hing von dem klapprigen Taxi ab. Da war es schon besser, sich in Geduld zu fassen und auf einen Lastwagen zu warten, der ihn - gegen ein Entgelt natürlich - nach Egletons zurückschleppen könnte, als das Auto den diebischen Dorfkindern zu überlassen, die es von vorn bis hinten durchstöbern würden. Nun, mit dem Mittagessen war es heute zwar nichts, aber im Handschuhfach befand sich noch eine Flasche Wein. Na ja, sie war jetzt schon fast alle. Unter dem Taxi herumzukriechen machte einen halt durstig. Er setzte sich in den Fond des Wagens, um zu warten. Es war glühend heiß auf der Straße, und bevor es nicht ein wenig abkühlte, würde ohnehin kein Lastwagen daherkommen. Und die Bauern hielten ihre Siesta. Er machte es sich auf den Rücksitzen bequem und war kurz darauf eingenickt.
    »Wieso ist er denn immer noch nicht zurück?« brüllte Kommissar Valentin ins Telephon.
    »Wohin ist der Kerl nur gefahren?« Er saß im Kommissariat von Egletons und sprach mit einem seiner Untergebenen, den er im Haus des Taxifahrers postiert hatte. Die wortreiche Auskunft des Beamten klang beschwichtigend. Valentin schmetterte den Hörer auf die Gabel. Den ganzen Vormittag hindurch und auch während der Mittagsstunde

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