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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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dem Fahrer eines Taxis, das telephonisch bestellt worden war. In der Zwischenzeit hatte er die Errichtung von Straßensperren in einem Umkreis von zwanzig Kilometer rund um Egletons angeordnet, und bis Mittag würden sie an Ort und Stelle gebracht und das Gebiet abgeriegelt sein.
    Valentins Umsicht und Tatkraft hatten Lebel bewogen, ihm immerhin anzudeuten, wieviel von der Ergreifung des Schakals abhing, und Valentin hatte sich seinerseits bereit erklärt, einen Ring um Egletons zu legen, der nach seinen eigenen Worten »so festgeschlossen wie das Arschloch einer Maus« war.
    Von Haute Chalonnière aus jagte der Renault in südlicher Richtung durchs Gebirge auf Tülle zu. Der Schakal schätzte, daß die Polizei, wenn sie seit gestern abend im ständig erweiterten Umkreis der Stelle, wo der Alfa gefunden worden war, Ermittlungen durchführte, bei Einbruch der Dämmerung Egletons erreicht haben mußte. Der Mann hinter der Theke würde reden, der Taxifahrer ebenfalls und das Schloß spätestens am Nachmittag umstellt sein, sofern sich das nicht durch irgendwelche unvorhergesehenen Umstände verzögerte.
    Aber selbst dann würden sie nach einem blonden Engländer suchen, denn er hatte sorgfältig darauf geachtet, daß ihn niemand als grauhaarigen Pastor zu Gesicht bekam. Dennoch würde er ihnen diesmal nur mit knapper Not entkommen. Er jagte den kleinen Wagen in halsbrecherischem Tempo über die gebirgigen Nebenstraßen und traf schließlich achtzehn Kilometer südwestlich von Egletons auf die RN 8 nach Tülle, wohin es noch zwanzig Klimmeter waren. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr: es war zwanzig Minuten vor zehn.
    Als er am Ende einer langen Geraden hinter einer Biegung verschwand, kam ein kleiner Polizeikonvoi von Egletons her die Straße heruntergebraust. Der Konvoi stoppte mitten auf der geraden Strecke, und sechs Polizisten begannen eine Straßensperre zu errichten.
    »Was heißt: ›Er ist unterwegs‹?« schnauzte Valentin die weinende Frau des Taxifahrers in Egletons an. »Wohin ist er gefahren?«
    »Ich weiß nicht, Monsieur. Ich weiß es nicht. Er wartet jeden Morgen am Bahnhofsplatz auf den Zug aus Ussel. Wenn niemand aussteigt, kommt er hierher zurück und geht in die Werkstatt, um mit den Reparaturarbeiten weiterzumachen. Wenn er nicht zurückkommt, heißt das, daß er einen Fahrgast hat.«
    Valentin blickte mißmutig drein. Es hatte keinen Sinn, die Frau anzuschreien. Es war ein Ein- Mann-Taxibetrieb, den ein Bursche leitete, der nebenher auch Autoreparaturen ausführte.
    »Hat er am Freitagmorgen irgend jemanden gefahren?« fragte er in ruhigerem Tonfall.
    »Ja, Monsieur. Er ist vom Bahnhof zurückgekommen, weil dort niemand war, und dann kam ein Anruf aus dem Café, daß jemand ein Taxi bestellen wollte. Er hatte gerade ein Rad abgenommen und befürchtete, daß der Kunde inzwischen weggehen und ein anderes Taxi nehmen könnte. Deswegen hat er während der ganzen zwanzig Minuten, die es dauerte, bis das Rad wieder dran war, in einem fort geflucht. Dann ist er losgefahren. Er hat den Kunden abgeholt, aber mir nicht gesagt, wohin er mit ihm gefahren ist. Er redet nicht viel mit mir«, fügte sie erklärend hinzu.
    Valentin tätschelte ihr die Schulter.
    »Schon gut, Madame. Regen Sie sich nicht auf. Wir warten, bis er zurückkommt.« Er wandte sich an einen der Sergeanten. »Schicken Sie einen Mann zum Bahnhof und einen weiteren zum Café gegenüber. Die Nummer von dem Taxi haben Sie. Sobald er auftaucht, will ich ihn sprechen - umgehend.«
    Er verließ die Werkstatt und bestieg seinen Wagen.
    »Zum Kommissariat«, sagte er. Das Hauptquartier der an der Fahndung beteiligten Einheiten war auf seine Veranlassung in die Polizeiwache von Egletons verlegt worden, die seit Menschengedenken nicht mehr soviel Betriebsamkeit gesehen hatte.
    Zehn Kilometer außerhalb Tulles warf der Schakal den Koffer mit seinen englischen Kleidungsstücken und dem Paß Alexander Duggans in eine Schlucht. Der Koffer segelte über das Brückengeländer und verschwand krachend im dichten Unterholz am Fuß des Wasserfalls.
    Nach kurzem Suchen hatte er den Bahnhof von Tülle gefunden und parkte den Wagen drei Straßen weiter an unauffälliger Stelle. Er trug seine beiden Koffer und die Reisetasche zum achthundert Meter entfernten Bahnhofsgebäude und trat an den Fahrkartenschalter.
    »Einmal zweiter Paris, bitte«, sagte er und blickte über den Rand seiner Brille hinweg durch das kleine Gitterfenster, hinter dem der

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