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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Uhr 30 in Montvalérien vor dem Schrein der Märtyrer der Résistance stille Einkehr halten und anschließend zum Lunch in den Elysée-Palast zurückfahren. Nach dem Mittagsschlaf folgt am Nachmittag noch eine weitere Veranstaltung - die Überreichung der Médailles de la Libération an zehn Veteranender Widerstandsbewegung, deren Verdienste um die Sache der Résistance damit eine späte Anerkennung erfahren sollen.
    Das wird sich um 16 Uhr auf dem Platz vor der Gare Montparnasse abspielen. Er hat den Ort selbst ausgesucht. Wie Sie wissen, haben die Ausschachtungsarbeiten für den neuen Bahnhof, der fünfhundert Meter vom alten entfernt gebaut wird, bereits begonnen. Wo jetzt noch die Bahnhofsgebäude stehen, soll ein Geschäftshochhaus nebst Shopping-Center errichtet werden. Wenn die Bauarbeiten nach Plan verlaufen, dürfte dies der letzte Befreiungstag sein, an dem die Fassade des alten Bahnhofs noch steht.«
    »Welche Sicherungs und Absperrungsmaßnahmen sind vorgesehen?« fragte Lebel.
    »Nun, mit dieser Frage haben wir uns alle gemeinsam ausgiebig befaßt. Die Menge soll bei sämtlichen Kundgebungen sehr viel weiter als bisher üblich vom Schauplatz der jeweiligen Zeremonie entfernt bleiben. Einige Stunden vor Beginn jeder Veranstaltung werden zunächst die Sperrgitter errichtet und dann innerhalb des abgeriegelten Gebiets alle Häuser und Hinterhäuser von oben bis unten durchsucht, Torwege und Innenhöfe inspiziert und selbst die Gullys in Augenschein genommen. Vor und während der Feierlichkeiten postieren wir auf jedem benachbarten Dach bewaffnete Beobachter, die die gegenüberliegenden Dächer und Fenster ständig im Auge behalten. Außer den Kabinettsmitgliedern, den Mitgliedern des Senats und der Depurtiertenkammer sowie natürlich den unmittelbaren Teilnehmern an den Feierlichkeiten darf niemand die Absperrung passieren.
    Wir haben diesmal außerordentlich weitgehende Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Selbst die Gesimse sowohl im Kirchenschiff als auch an der Außenfront von Notre-Dame werden bis unters Dach und zwischen den Türmen mit Polizeibeamten besetzt sein.
    Sämtliche Priester, die an der Messe teilnehmen, sollen auf Waffen durchsucht werden, desgleichen die Meßdiener und Chorknaben. Für den Fall, daß er sich als Sicherheitsbeamter tarnen sollte, werden bei Morgengrauen besondere Abzeichen an alle Polizei und CRS- Kräfte ausgegeben.
    In den letzten vierundzwanzig Stunden ist der Citroën, in dem der Präsident fahren wird, heimlich mit kugelsicheren Scheiben ausgerüstet worden. Ich muß Sie übrigens bitten, hierüber kein Sterbenswörtchen verlauten zu lassen. Der Präsident darf davon nichts wissen. Er wäre außer sich, wenn es ihm zu Ohren käme. Wie immer wird Marroux ihn fahren, und er ist angewiesen, ein rascheres Tempo als sonst zu nehmen, für den Fall, daß unser Freund versuchen sollte, auf den fahrenden Wagen zu schießen. Ducret hat ein Aufgebot besonders hochgewachsener Offiziere und Beamter mobilisiert, die sich, ohne daß es dem General auffällt, möglichst eng um ihn scharen werden.
    Unabhängig davon soll ausnahmslos jeder, der sich ihm auf zweihundert Meter nähert, durchsucht werden. Das wird uns todsicher Ärger mit dem Diplomatischen Corps einbringen, und die Presse droht bereits mit einem Aufstand. Sämtliche Presse und Diplomatenausweise werden morgen in aller Frühe überraschend gegen neue ausgetauscht, damit sich der Schakal nicht unter diese Leute schmuggeln kann. Überflüssig zu sagen, daß die Polizei angewiesen ist, jeden, der mit einem Paket oder einem länglichen Gegenstand unter dem Arm angetroffen wird, sofort abzuführen. Nun, Kommissar, haben Sie darüber hinaus irgendwelche Vorschläge zu machen?«
    Lebel überlegte einen Augenblick, wobei er wie ein Schuljunge, der sich seinem Direktor gegenüber zu rechtfertigen sucht, seine Hände abwechselnd rieb und zwischen die Knie steckte. In der Tat empfand er als Polizeibeamter, der sich von unten heraufgedient und sein Leben damit verbracht hatte, Gesetzesbrecher zur Strecke zu bringen, indem er seine Augen ein bißchen weiter aufsperrte als andere Leute, manche Errungenschaften der Fünften Republik durchaus eindrucksvoll.
    »Ich glaube nicht«, sagte er schließlich, »daß er das Risiko eingehen wird, eventuell selbst bei der Sache draufzugehen. Er ist ein Söldner, er tötet für Geld. Er will mit heiler Haut davonkommen und sein Geld genießen. Und er hat seinen Plan bis ins einzelne ausgearbeitet,

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