Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
werden - vielleicht sogar noch grauer als auf dem Photo, aber jedenfalls nicht weniger grau -, bevor Sie das Photo vorweisen. Lassen Sie sich, um den Eindruck von Alter und Hinfälligkeit zu verstärken, einen drei Tage alten Stoppelbart stehen. Rasieren Sie sich dann mit einem Klapprasiermesser, aber schlecht, und schneiden Sie sich an ein paar Stellen. Alte Männer tun das häufig. Und was die Haut betrifft - also die ist sehr wichtig. Um Mitleid zu erregen, muß sie grau und schlaff wirken, möglichst wächsern und kränklich aussehen. Können Sie sich ein paar Stückchen Kordit besorgen?«
    Der Schakal hatte den Ausführungen des Fälschers voller Bewunderung gelauscht, wenngleich sein Gesicht davon nichts verriet. Zum zweitenmal an ein und demselben Tag war er einem Profi begegnet, der sich auf seinem Gebiet wirklich auskannte. Er beschloß, sich Louis in angemessener Form erkenntlich zu zeigen -nachdem der Job erledigt war.
    »Das müßte sich schon machen lassen«, sagte er zurückhaltend.
    »Zwei oder drei Körnchen Kordit, zerkaut hinuntergeschluckt, erzeugen innerhalb einer halben Stunde ein Gefühl leichter Übelkeit, das unbehaglich, aber nicht weiter schlimm ist. Sie bewirken außerdem, daß die Gesichtshaut grau und schweißig wird. Wir haben diesen Trick in der Armee angewandt, wenn wir uns vor Extradienst oder Gewaltmärschen drücken wollten.«
    »Herzlichen Dank für die Information. Und was das andere betrifft - glauben Sie, daß Sie die Papiere rechtzeitig liefern können?«
    »Rein technisch gesehen, dürfte es kein Problem darstellen. Die einzige Schwierigkeit, die noch verbleibt, ist die Beschaffung eines Originals des zweiten französischen Dokuments. Da wird die Zeit vielleicht ein wenig knapp werden. Aber wenn Sie in den ersten Augusttagen zurückkommen, kann ich sie, glaube ich, allesamt für Sie fertig haben. Sie - äh - sprachen von einer Anzahlung zur Deckung der Unkosten…«
    Der Schakal griff in die Innentasche seiner Jacke und zog ein einzelnes Bündel von zwanzig Fünfpfundnoten hervor, das er dem Belgier überreichte.
    »Wie setze ich mich mit Ihnen wieder in Verbindung?« fragte er.
    »Auf die gleiche Weise wie heute würde ich vorschlagen.«
    »Das ist mir zu unsicher. Womöglich ist mein Kontaktmann unerreichbar oder gerade nicht in der Stadt. Ich hätte dann keine Möglichkeit, Sie zu finden.«
    Der Belgier überlegte kurz und sagte dann: »Ich werde an jedem der drei ersten Augusttage von 18 bis 19 Uhr in der Bar, in der wir uns heute getroffen haben, auf Sie warten. Wenn Sie nicht kommen, ist die Sache, was mich betrifft, abgeblasen.«
    Der Engländer hatte die Perücke abgenommen und sich mit einem in eine Abschminkflüssigkeit getauchten Handtuch das Gesicht abgewischt. Schweigend band er sich die Krawatte und schlüpfte in seine Jacke. Dann wandte er sich an den Belgier.
    »Es gibt da ein paar Dinge, über die zwischen uns keine Mißverständnisse aufkommen sollten«, sagte er. Seine Stimme, aus der alle Freundlichkeit gewichen war, klang jetzt kalt, und das Grau seiner auf den Belgier gerichteten Augen hatte den farblos-bleichen Ton undurchsichtiger Nebelschwaden. »Wenn Sie alles besorgt und erledigt haben, werden Sie sich, wie vereinbart, in der Bar einfinden. Sie werden mir den neuen Führerschein liefern und die aus dem alten entfernte Seite zurückgeben, desgleichen mir alle Negative und Abzüge der Photos, die Sie eben aufgenommen haben, aushändigen. Sie werden den Namen Duggan wie auch den des ursprünglichen Eigentümers dieses Führerscheins vergessen. Den Namen auf den beiden französischen Ausweisen, die Sie anfertigen werden, können Sie nach eigenem Gutdünken aussuchen, vorausgesetzt, daß er einfach und in Frankreich gebräuchlich ist.Nachdem Sie mir die beiden Ausweise ausgehändigt haben, werden Sie auch diesen Namen vergessen. Sie werden mit niemandem über diesen Auftrag sprechen. Falls Sie gegen irgendeine dieser Bedingungen verstoßen, werden Sie sterben. Haben wir uns verstanden?« Der Belgier starrte ihn ein paar Sekunden lang wortlos an. In den vergangenen drei Stunden war er zu der Auffassung gelangt, daß es sich bei dem Engländer um einen nicht sonderlich bedeutenden Kunden handelte, der nichts weiter vorhatte, als in Großbritannien einen Wagen zu fahren und sich in Frankreich aus irgendwelchen persönlichen Gründen als älterer Mann zu verkleiden. Vielleicht ein Schmuggler, der Rauschgift oder Diamanten von einem einsamen bretonischen

Weitere Kostenlose Bücher