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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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verursachen dürften. Sie sind offenkundig ein Mann, der sich in der Welt auskennt und zahlt. Aber um die Unannehmlichkeiten des Lebens zu vermeiden…«
    »Wieviel?«
    »Eintausend Pfund, Monsieur.«
    Der Engländer erwog den Vorschlag und nickte leichthin, als sei die Angelegenheit für ihn von rein akademischem Interesse.
    »Diese Summe wäre es mir schon wert, das Material zurückzubekommen.«
    Der Belgier lächelte triumphierend. »Ich bin sehr froh, das zu hören, Monsieur.«
    »Aber die Antwort ist nein«, fuhr der Engländer fort, als dächte er noch immer angestrengt nach. Die Augen des Belgiers verengten sich.
    »Aber wieso? Ich verstehe nicht. Sie sagten doch, es sei Ihnen tausend Pfund wert, die Sachen zurückzubekommen. Dann ist doch alles klar. Wir beide sind es gewohnt, mit gesuchten Dingen zu handeln und dafür bezahlt zu werden.«
    »Aus zwei Gründen«, sagte der Schakal. »Zum einen habe ich keinerlei Beweis dafür, daß von den Negativen der Photos keine Kopien existieren und auf die erste Geldforderung nicht weitere folgen werden. Und zweitens - wer sagt mir, ob Sie das Material nicht einem Freund gegeben haben, der, aufgefordert, es herauszugeben, plötzlich erklärt, er habe es nicht mehr, es sei denn, ich machte weitere eintausend Pfund locker.«
    Der Belgier sah erleichtert aus. »Wenn das alles ist, was Sie beunruhigt, dann sind Ihre Befürchtungen grundlos. Zunächst einmal läge es schon deswegen nicht in meinem Interesse, das Material einem Partner anzuvertrauen, weil ich damit rechnen müßte, daß er es nicht wieder herausrückt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie sich von tausend Pfund trennen, ohne das Material bekommen zu haben. Es gibt also keinen Grund für mich, warum ich es hätte weggeben sollen.
    Und was die Möglichkeit weiterer Geldforderungen betrifft, von der Sie sprachen, so besteht sie nicht. Eine Photokopie des Führerscheins würde die britischen Behörden nicht beeindrucken, und selbst wenn man Sie mit einem gefälschten Führerschein erwischte, so würde Ihnen das zwar Unannehmlichkeiten bereiten, aber doch nicht so schwerwiegende, daß es sich, um sie abzuwenden, verlohnte, mir weitere Zahlungen zu leisten. Wenn dagegen die französischen Behörden erführen, daß ein gewisser Engländer sich als der nichtexistente Franzose André Martin verkleidet hat, würden sie Sie sicherlich festnehmen, falls Sie unter diesem Namen einreisten. Aber wenn ich tatsächlich mit weiteren Forderungen an Sie herantreten wollte, wäre es für Sie viel sinnvoller, die Ausweise wegzuwerfen und einen anderen Fälscher zu finden, der Ihnen neue anfertigt. Dann brauchten Sie nicht mehr zu befürchten, als André Martin in Frankreich verhaftet zu werden, weil André Martin zu existieren aufgehört hätte.«
    »Und warum sollte mir genau das nicht jetzt möglich sein«, fragte der Engländer, »wo es mich doch vermutlich kaum mehr als nochmals hundertfünfzig Pfund kosten dürfte, die Papiere ein zweites Mal anfertigen zu lassen?«
    Der Belgier gestikulierte mit beschwörend erhobenen Händen.
    »Ich baue darauf, daß Ihnen die Bequemlichkeit und der Zeitfaktor das Geld wert sind. Ich glaube, daß Sie diese André-Martin-Papiere und mein Schweigen sehr bald brauchen. So rasch sind neue Papiere nicht zu bekommen und so gute überhaupt nicht. Die, die Sie jetzt haben, sind perfekt. Also brauchen Sie die Papiere und brauchen Sie mein Schweigen, und beides jetzt. Die Papiere haben Sie. Mein Schweigen kostet eintausend Pfund.«
    »Also gut, wenn Sie es so darstellen. Aber was veranlaßt Sie zu glauben, ich hätte tausend Pfund hier in Belgien bei mir?« Der Fälscher lächelte nachsichtig.
    »Monsieur, Sie sind ein englischer Gentleman. Das sieht jeder. Und doch wollen Sie sich als französischer Arbeiter mittleren Alters maskieren. Ihr Französisch ist fließend und fast akzentlos. Deswegen habe ich als Geburtsort von André Martin Colmar angegeben. Sie wissen, daß Elsässer französisch ähnlich wie Sie mit einem ganz leichten Akzent sprechen. Sie geben sich in Frankreich als André Martin aus. Perfekt, eine absolut geniale Idee, kein Zweifel. Wer käme jemals darauf, einen alten Mann wie Martin zu durchsuchen? Also sind Sie, was immer Sie auch vorhaben mögen, ein wichtiger Mann. Vielleicht Rauschgift? Soll in gewissen englischen Kreisen ja heutzutage sehr beliebt sein. Und Marseille ist eine der wichtigsten Umschlagplätze. Oder Diamanten? Was weiß ich? Aber das Geschäft, in dem Sie

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