Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
was nicht so aussieht, wie wir es uns vorgestellt haben. Es würde einfach nicht natürlich gewirkt haben. Deswegen habe ich mich für rostfreien Stahl entschieden. Es war das einzig Mögliche. Er sieht aus wie Aluminium, ist aber etwas schwerer. Da er stärker ist, darf er auch dünner sein. Er hält das Gewinde aus und ist immer noch stark genug, um nicht zu verbiegen. Aber natürlich ist er schwieriger zu bearbeiten, und es dauert etwas länger. Ich habe gestern damit angefangen…«
    »Schon gut. Was Sie sagen, klingt logisch. Aber ich brauche die Dinger, und sie müssen einwandfrei sein. Wann kann ich sie haben?«
    Der Belgier hob die Schultern. »Das ist schwer zu sagen. Ich habe alle Bestandteile da, es sei denn, es treten noch andere Schwierigkeiten auf. Was ich bezweifle. Ich bin sicher, daß die letzten technischen Schwierigkeiten so gut wie überwunden sind. Fünf Tage, sechs Tage ­ vielleicht eine Woche…«
    Der Engländer ließ sich seine Verstimmung nicht anmerken. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, während er den Ausführungen des Belgiers lauschte.
    »Also gut«, sagte er schließlich. »Das bedeutet, daß ich meine Reisepläne abändern muß.
    Möglicherweise sind die Folgen nicht so katastrophal, wie ich annahm, als ich das letztemal hier war. Das wird bis zu einem gewissen Grad von dem Ergebnis eines Telephongesprächs abhängen, das ich zu führen habe. Auf jeden Fall muß ich mich mit dem Gewehr vertraut machen, und das kann ebensogut in Belgien geschehen. Ich werde es also mitnehmen, dazu die normalen Patronen und eine von den hergerichteten. Was ich brauche, ist eine einsame, abgelegene Gegend, wo mich niemand stört, wenn ich die Waffe über eine Distanz von hundertdreißig bis hundertfünfzig Meter im Freien ausprobiere. Wohin würde man in diesem Land fahren, um entsprechende Bedingungen vorzufinden?«
    Goossens überlegte einen Augenblick. »In die Ardennen«, sagte er schließlich. »Es gibt dort ausgedehnte Waldgebiete, wo man stundenlang niemandem begegnet. Sie können an einem Tag dort sein und zurückkommen. Heute ist Donnerstag, morgen fängt das Wochenende an, und möglicherweise gehen die Leute in den Wäldern picknicken. Ich würde Montag, den fünften, vorschlagen. Dienstag oder Mittwoch bin ich dann hoffentlich mit dem Rest fertig.« Der Engländer nickte.
    »Einverstanden. Dann nehme ich jetzt das Gewehr und die Munition mit und melde mich am Dienstag oder Mittwoch nächster Woche wieder bei Ihnen.«
    Der Belgier schien Einwendungen machen zu wollen, aber sein Kunde kam ihm zuvor.
    »Ich glaube, ich schulde Ihnen noch siebenhundert Pfund. Hier« - er ließ ein paar Päckchen gebündelter Banknoten auf den Schreibblock fallen - »sind weitere fünfhundert. Die noch ausstehenden zweihundert Pfund erhalten Sie, sobald Sie mir das restliche Gerät übergeben haben.«
    »Merci, monsieur«, sagte der Büchsenmacher und steckte die zwanzig 25-Pfund-Noten ein. Stück für Stück nahm er das Gewehr auseinander und bettete die Einzelteile sorgsam in die mit Flanell ausgeschlagenen Kästen des Attachekoffers. Das Explosivgeschoß, um das der Killer gebeten hatte, wurde in Seidenpapier gewickelt und in das für die Reinigungslappen und -bürsten vorgesehene Fach gelegt. Als der Koffer geschlossen war, reichte er ihn mitsamt der Munitionsschachtel dem Engländer, der die Munition in die Tasche steckte und den Attachekoffer in die Hand nahm.
    Höflich geleitete Goossens ihn hinaus.
    Der Schakal war rechtzeitig zum Lunch wieder in seinem Hotel. Bevor er in den Speisesaal ging, stellte er den Koffer mit dem zerlegten Gewehr in den Garderobenschrank, schloß ihn ab und steckte den Schlüssel ein.
    Am Nachmittag schlenderte er zum Hauptpostamt hinüber und verlangte, mit einer Nummer in Zürich verbunden zu werden. Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Verbindung zustande kam, und weitere fünf Minuten, bis Herr Meier an den Apparat geholt worden war. Der Engländer meldete sich, indem er zunächst eine Nummer und dann seinen Namen nannte. Herr Meier entschuldigte sich für einen Augenblick und war nach zwei Minuten wieder da. Der Tonfall seiner Stimme, der eben noch vorsichtige Zurückhaltung verraten hatte, war wie ausgewechselt. Kunden, deren Guthaben in Dollar und Schweizer Franken stetig wuchs, verdienten mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt zu werden. Der Mann in Brüssel stellte eine Frage, und wiederum entschuldigte sich der schweizerische Bankmanager, um • diesmal in weniger als

Weitere Kostenlose Bücher