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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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dreißig Sekunden die gewünschte Auskunft : zu geben. Er hatte offenkundig die Bankauszüge und Unterlagen des Kunden aus dem Safe holen lassen und durchgesehen.
    »Nein, mein Herr«, sagte er. »Wir haben Ihre Anweisung hier vorliegen, daß Sie per Luftpost-Expreßbrief unterrichtet zu werden wünschen, sobald neue Einzahlungen erfolgt sind, aber bisher ist in dem von Ihnen genannten Zeitraum nichts überwiesen worden.«
    »Danke, Herr Meier. Ich frage nur, weil ich seit zwei Wochen nicht in London war und es für möglich hielt, daß in der Zwischenzeit etwas gekommen sein könnte.«
    »Nein, es ist nichts gekommen. Sobald etwas eingezahlt wird, werden wir Sie unverzüglich benachrichtigen.«
    Noch ehe der von Herrn Meier geäußerte Schwall guter Wünsche verebbt war, hängte der Schakal ein, erlegte die geforderte Gebühr und ging.
    Kurz nach 18 Uhr betrat er die Bar in der Nähe der rue Neuve, wo der Fälscher ihn bereits erwartete. Der Engländer erspähte einen freien Eckplatz und forderte den Fälscher mit einem Kopfnicken auf, sich zu ihm zu setzen.
    »Fertig?« fragte er, als der Belgier an seinen Tisch kam.
    »Ja, alles fertig. Und beste Arbeit, das muß ich selber sagen.«
    Der Engländer streckte die Hand aus. »Zeigen Sie her«, befahl er. Der Belgier zündete sich eine von seinen »Bastos« an und schüttelte den Kopf.
    »Bitte begreifen Sie, Monsieur. Hier gibt es zu viele Neugierige. Außerdem brauchen Sie gutes Licht, um sie sich anzusehen, besonders die französischen Karten. Ich habe sie im Studio.«
    Der Schakal maß ihn mit einem kalten Blick und nickte dann.
    »Gut, also gehen wir dahin, wo wir unter uns sind und ich sie mir genau anschauen kann.«
    Wenige Minuten später verließen sie die Bar und fuhren im Taxi zur Ecke der Straße, in der sich das Kellerstudio befand. Es war ein warmer Abend, die Sonne schien noch immer, und der Schakal trug wie stets im Freien seine dunkle Sonnenbrille, die wie eine Skibrille große Partien seiner oberen Gesichtshälfte bedeckte und ihn davor schützte, erkannt zu werden.
    Die Straße war jedoch so eng, daß kein Sonnenstrahl in sie drang. Ein alter Mann kam ihnen entgegen, aber er war von Gicht gebeugt und schlurfte mit gesenktem Kopf dahin.
    Der Fälscher ging vor dem Schakal die Treppe hinunter und schloß die Tür auf. Im Studio war es fast so dunkel, als sei es draußen bereits Nacht. Nur ein paar Streifen trüben Tageslichts sickerten zwischen den an der Innenseite der Scheibe neben der Tür befestigten schaurigen Photos hindurch, so daß der Engländer im Vorraum die Umrisse des Sessels und des Tisches erkennen konnte. Durch den geteilten Samtvorhang ging der Fälscher ihm voran in das Studio und schaltete das Oberlicht ein.
    Aus seiner inneren Jackentasche zog er einen braunen Umschlag hervor und breitete den Inhalt auf dem kleinen runden Mahagonitisch aus, der bei Porträtaufnahmen als Requisit diente. Dann trug er das Tischchen in die Mitte des Raums unter die Lampe. Die beiden Scheinwerfer auf der winzigen Bühne an der hinteren Wand des Studios blieben ausgeschaltet.
    »Bitte, Monsieur.« Er lächelte breit und deutete auf die drei Ausweise, die auf dem Tisch lagen. Der Engländer nahm den ersten zur Hand und betrachtete ihn unter dem Licht. Es war sein Führerschein. Ein auf die erste Seite geklebter Zettel bekundete, daß Mr. Alexander James Quentin Duggan, wohnhaft in London W. 1., berechtigt sei, innerhalb des Zeitraums vom 10. Dezember 1960 bis zum 9. Dezember 1963 einschließlich Motorfahrzeuge der Gruppen la, Ib, 2, 3, 11, 12 und 13 zu fahren. Darüber war die Nummer des polizeilichen Kennzeichens (eine fiktive Nummer natürlich) angegeben und als ausstellende Behörde das »London County Council« mit dem Zusatz »Road Traffic Act 1960« vermerkt, und ganz oben schließlich stand »Driving Licence« sowie »Fee of 15/- received«. Soweit der Schakal es beurteilen konnte, war es eine perfekte Fälschung; für seine Zwecke jedenfalls schien sie ihm vollkommen ausreichend zu sein. Das zweite Dokument war eine auf den Namen André Martin ausgestellte französische Identitätskarte, die das Alter ihres in Colmar geborenen und in Paris wohnhaften Inhabers mit dreiundfünfzig Jahren angab. Um zwanzig Jahre gealtert, mit grauem, bürstenartig geschnittenem, wirrem Haar, starrte ihm aus dem auf eine Ecke der Karte geklebten Photo sein eigenes Gesicht mit leidender Miene entgegen. Die Karte selbst war fleckig und hatte Eselsohren.
    Das dritte

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