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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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wenn sie dabei auf den Namen Alexander Duggan stieße, hätte sie den Schakal damit noch lange nicht gefunden. Nach sorgfältigem Abwägen aller kalkulierbaren Umstände kam er zu dem Schluß, daß ihm mindestens ein Monat Zeit verblieb, und mehr brauchte er ohnehin nicht.
    Die Tötung des Fälschers war so beiläufig geschehen wie das Zertreten eines Kakerlaken. Der Schakal rauchte entspannt eine zweite Zigarette und schaute hinaus. Es war 21 Uhr 30, und über die enge Straße hatte sich tiefe Dunkelheit gesenkt. Leise verließ er das Studio und schloß die äußere Tür hinter sich ab. Niemand begegnete ihm, als er rasch die Straße hinunterging. Etwa einen Kilometer vom Studio entfernt, ließ er die Schlüssel in ein Siel fallen und hörte sie in einigen Metern Tiefe auf das Kanalisationswasser klatschen. Er kehrte in sein Hotel zurück, wo er ein spätes Abendessen einnahm.
    Den nächsten Tag - es war Freitag - verbrachte er mit Einkäufen in den Arbeitervororten Brüssels. In einem auf Camping-Ausrüstungsartikel spezialisierten Geschäft erstand er ein Paar Wanderstiefel, lange Wollsocken, eine grobe Drillichhose, ein gewürfeltes wollenes Holzfällerhemd und einen Rucksack. Unter seinen anderen Erwerbungen befanden sich mehrere Lagen von dünnem Schaumgummi, ein Einkaufsnetz, ein Bindfadenknäuel, ein Jagdmesser, zwei dünne Pinsel, ein Topf mit rosa und ein weiterer mit brauner Farbe. Er überlegte sich, ob er an einem Obstkarren eine große Melone kaufen sollte, nahm aber davon Abstand, weil die Melone über das Wochenende wahrscheinlich verderben würde.
    Wieder im Hotel, benutzte er seinen neuen Führerschein, der wie sein Paß auf den Namen Alexander Duggan ausgestellt war, um für den folgenden Morgen einen Leihwagen zu bestellen, und beauftragte den Empfangschef, ihm über das Wochenende ein Einzelzimmer mit Bad oder Dusche in einem Badeort an der See reservieren zu lassen. Obwohl im August nahezu alle Häuser ausgebucht waren, gelang es dem Mann, ihm in einem kleinen Hotel in Zeebrügge ein Zimmer mit Blick auf den malerischen Fischereihafen zu bestellen.

SIEBTES KAPITEL
    Während der Schakal in Brüssel seine Einkäufe tätigte, hatte Viktor Kowalsky mit den Schwierigkeiten zu kämpfen, die sich ergeben, wenn man in einem Land, dessen Sprache man nicht spricht, eine internationale Fernsprechauskunft erhalten will.
    Da er nicht Italienisch sprach, wandte er sich hilfesuchend an die Angestellten des Hotelempfangs, und nach einigem Hin und Her gab schließlich einer von ihnen zu erkennen, daß er ein wenig Französisch könne. Mühsam versuchte Viktor ihm klarzumachen, daß er einen Mann in Marseille, Frankreich, anzurufen wünsche, aber die Telephonnummer nicht wisse.
    Ja, den Namen und die Adresse kannte er. Der Name war Grzybowski. Der Italiener verstand den Namen nicht und bat Kowalsky, ihn aufzuschreiben. Das tat Kowalsky, aber der Italiener, der nicht glauben mochte, daß irgendein Name mit drei Konsonanten beginnen könne, sprach ihn, in der Meinung, das von Kowalsky geschriebene »z« solle ein »i« sein, »Grib…« aus, als er das internationale Fernamt in der Leitung hatte. Im Marseiller Fernsprechverzeichnis gebe es keinen Josef Grobowski, ließ das Telephonfräulein am anderen Ende der Leitung den Italiener wissen. Der Hotelangestellte wandte sich an Kowalsky und erklärte ihm, eine Person dieses Namens existiere nicht.
    Weil er jedoch ein gewissenhafter Mann war und darauf bedacht, einem Ausländer behilflich zu sein, buchstabierte er den Namen noch einmal laut, um sicherzugehen, daß er ihn richtig verstanden hatte.
    »Ça n'existe pas, monsieur. Voyons… G, r, i…«
    »Non, g, r, z -«, unterbrach Kowalsky. Der Hotelangestellte sah ihn fragend an. »Excusez-moi, monsieur. G, r, z? G, r, z, y?«
    » Qui«, bestätigte Kowalsky. »G, R, Z, Y, B, O, W, S, K, I.« Der Italiener zuckte mit den Achseln und ließ sich nochmals die Telephonvermittlung geben.
    »Verbinden Sie mich bitte mit der internationalen Fernsprechauskunft.«
    Innerhalb von zehn Minuten hatte Kowalsky Jo-Jos Telephonnummer, und eine halbe Stunde später war die Verbindung hergestellt. Die Stimme des Ex-Legionärs in Marseille war schlecht zu verstehen, weil es in der Leitung knackte, und Jo-Jo schien die schlimme Nachricht, die er seinem Freund brieflich hatte zukommen lassen, nur zögernd zu bestätigen.
    Ja, er sei froh, daß Kowalsky anrief, er habe seit drei Monaten versucht, seine Adresse ausfindig zu machen.
    Ja,

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