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Der Schatten aus der Zeit

Der Schatten aus der Zeit

Titel: Der Schatten aus der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard P. Lovecraft
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andere wiederum schienen allgemeines Schulwissen über Pflanzen und andere Lebensformen der primitiven Welt vor fünfzig Millionen Jahren widerzuspiegeln der Welt des permischen oder triassischen Zeitalters.

    Im Verlauf einiger Monate trat jedoch das Element der Furcht in zunehmendem Maße in Erscheinung. Das war zu dem Zeitpunkt, als die Träume so unverkennbar den Charakter von Erinnerungen annahmen und als ich begann, sie in meiner Vorstellung mit meinen wachsenden abstrakten Besorgnissen in Verbindung zu bringen dem Gefühl der Gedächtnishemmung, dem seltsam gestörten Zeitbegriff, der Ahnung eines abscheulichen Tausches mit meiner zweiten Persönlichkeit während der Jahre 1908 bis 1913 und, wesentlich später, dem Abscheu vor meiner eigenen Person.

    Als bestimmte erkennbare Einzelheiten in den Träumen aufzutauchen begannen, verstärkte sich tausendfach das Grauen, das sie in mir erregten, bis ich im Oktober 1915 das Gefühl hatte, etwas dagegen tun zu müssen. Da begann ich mit meinem intensiven Studium anderer Fälle von Amnesie und Sinnestäuschungen, weil ich glaubte, ich könnte dadurch mein Leiden objektivieren und mich aus seiner emotionalen Umklammerung befreien. Das Ergebnis war jedoch, wie schon oben erwähnt, fast genau das Gegenteil.

    Es verwirrte mich zutiefst, zu entdecken, daß es Träume gegeben hatte, die den meinen fast vollständig glichen; um so mehr, als einige der Berichte zu alt waren, als daß die Betroffenen irgendwelche geologischen Kenntnisse und deshalb irgendeine Vorstellung von primitiven Landschaften gehabt haben konnten.

    Schlimmer noch, viele dieser Berichte enthielten schaurige Einzelheiten und Erklärungen im Zusammenhang mit den Visionen von großen Gebäuden und dschungelartigen Gärten und anderen Dingen. Die tatsächlichen Traumgesichte und vagen Vorstellungen waren schon schlimm genug, was aber die anderen von diesen Alpträumen geplagten Menschen beschrieben oder behauptet hatten, deutete auf Wahnsinn und Blasphemie. Das Allerschlimmste aber war, daß mein eigenes Pseudo-Gedächtnis dadurch zu noch wilderen Träumen und zu Ahnungen bevorstehender Enthüllungen angeregt wurde. Aber trotzdem hielten die meisten Ärzte meine Therapie im großen ganzen für ratsam.

    Ich studierte systematisch Psychologie, und mein Sohn Wingate wurde dadurch angeregt, mir nachzueifern sein Studium führte schließlich zu seiner gegenwärtigen Lehrtätigkeit als Professor. In den Jahren 1917 und 1918 belegte ich Sonderkurse an der MiskatonicUniversität.

    Währenddessen durchforschte ich unermüdlich alle erreichbaren medizinischen, historischen und anthropologischen Unterlagen, suchte Bibliotheken an weit entfernten Orten auf und las schließlich sogar die grauenhaften Bücher über verbotene Geheimlehren, für die sich mein zweites Ich so merkwürdig stark interessiert hatte.

    Bei einigen dieser Bücher handelte es sich um dieselben Exemplare, die ich in meinem veränderten Zustand konsultiert hatte, und ich geriet in höchste Verwirrung über einige Randbemerkungen und Korrekturen in den fürchterlichen Texten; denn die Zusätze waren in einer Schrift und einer Sprache geschrieben, die auf merkwürdige Weise unmenschlich schienen.

    Diese Anmerkungen waren jeweils in der Sprache des betreffenden Buches abgefaßt; der Schreiber schien all diese Sprachen mit gleicher, wenn auch offenbar theoretisch erlernter Geläufigkeit zu beherrschen. Eine Randbemerkung in von Junzts Unaussprechlichen Kulten war jedoch auf erschreckende Weise anders. Sie bestand aus bestimmten krummlinigen Hieroglyphen, die in derselben Tinte wie die deutschsprachigen Anmerkungen geschrieben waren, aber keinerlei Ähnlichkeit mit menschlichen Schriftzeichen hatten. Und diese Hieroglyphen entsprachen genau und unverkennbar den Schriftzeichen, denen ich ständig in meinen Träumen begegnete Schriftzeichen, von denen ich mir manchmal einen Augenblick lang einbildete, daß ihre Bedeutung mir bekannt sei oder gleich wieder einfallen würde.

    Um das Maß meiner Verwirrung vollzumachen, versicherten mir viele Bibliothekare, daß diese
    Bücher regelmäßig überprüft würden und es deshalb aufgrund der Unterlagen über die Ausleihe feststehe, daß ich all diese Anmerkungen in meinem veränderten Zustand selbst angebracht hatte.

    Und dies trotz der Tatsache, daß ich drei dieser Sprachen nie beherrscht habe. Als ich die verstreuten alten und modernen, anthropologischen und medizinischen Unterlagen zusammenfügte, fand

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