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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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erfahren haben, dann dass er weit entschlossener ist, seinen Ängsten ins Auge zu sehen, als Sie und ich.«

    Metropolitan Police
    Interne Aktennotiz

    Sir,
    zu den von Jennifer Morleys anwaltlichem Vertreter geäußerten Besorgnissen:
    In der Anlage finden Sie eine Kopie von Ms. Morleys Haftprotokoll, aus dem hervorgeht, dass sie innerhalb der gesetzlichen 36-Stunden-Frist unter Anklage gestellt wurde.
    Nach Meinung der Vernehmungsbeamten sowie des Unterzeichneten waren die von Ms. Morleys Anwalt angeführten »Zusammenbrüche« gezielte Versuche, über die Zeit zu kommen. Morley benutzte Ohnmachtsanfälle, Panikattacken und ständige Bitten um ärztliche Hilfe, um die Vernehmungen zu stören. Trotz dieser zeitraubenden Störungen wurde sie am Freitag, dem 17. August 2007, um 11 Uhr 45, der Morde an Harry Peel und Kevin Atkins angeklagt, woraus sich ergibt, dass sie insgesamt 32 Stunden und 15 Minuten festgehalten wurde. Drei Stunden später wurde sie dem Richter vorgeführt und ins Gefängnis Holloway überstellt.
    Es wurde offiziell festgestellt, dass wir begründeten Anlass hatten, Morley festzuhalten, und dass alle Vernehmungen formund fristgerecht durchgeführt wurden. Ihr wurden mehrere Pausen gestattet, einschließlich einer Schlafpause, sie wurde zu jeder Zeit angemessen überwacht und betreut sowie mit Nahrung und Getränken versorgt, wovon das meiste abgelehnt wurde. Eine Kopie des Haftprotokolls wurde ihrem anwaltlichen Vertreter zur Verfügung gestellt.

    Kurze Zusammenfassung des Ablaufs
    Inspector Beale und Constable Khan verfolgten bei der Befragung eine Taktik, die James Steele (Psychologe) vorgeschlagen hatte. Sie sollte Morley den Eindruck vermitteln, dass sie selbst die Vernehmung jederzeit im Griff hatte. Wie von Steele vorhergesagt, verführte sie das dazu, Alibis für die entscheidenden Wochenenden anzugeben, die leicht zu widerlegen waren. In den ersten beiden Fällen (Peel und Britton) behauptete sie, sich zusammen mit Lt. Charles Acland in London aufgehalten zu haben; im dritten Fall (Atkins) wollte sie in einem Hotel in Birmingham gewesen sein, nachdem sie zuvor Lt. Acland im Krankenhaus besucht hatte.
    Morley fiel zum ersten Mal in Ohnmacht, nachdem Inspector Beale ihr die Aufzeichnungen von Lt. Aclands Stützpunkt gezeigt und ihr Auszüge aus seiner Aussage vorgelesen hatte - jene Abschnitte, die sich mit ihrer Gewalttätigkeit beschäftigten. Danach erfolgten die »Zusammenbrüche« parallel zur Vorlage neuer Beweise gegen Morley immer häufiger. Auf Drängen ihres Anwalts wurde Morley jedes Mal eine Erholungspause gewährt.
    Bei der nächsten Vernehmung bestritt sie, Lt. Acland tätlich angegriffen zu haben, und erhob Gegenbeschuldigungen, denen zufolge er den Elektroschocker und die knobkerrie mitbrachte, um ihr Gewalt anzutun. Sie stellte sich als missbrauchte »Ehefrau« dar, die von ihrem Mann geschlagen wurde. Die Frage, ob das bei ihr zu einer generellen Angst vor Männern geführt habe, bejahte sie. Sie lehnte es jedoch ab, sich zu den Namen zu äußern, die auf ihrem Computer gespeichert waren. Diese legen nahe, dass sie weiterhin als Prostituierte/Hostess arbeitete und sich den potentiellen Gefahren dieser Männer unvermindert aussetzte. In diesen Daten enthalten waren die Namen und/oder Telefonnummern und Adressen von Peel, Britton und Atkins.
    Nach einer zweistündigen Pause, die auf Bitte ihres Anwalts eingelegt wurde, nannte sie Drogenabhängigkeit als Grund für die Prostitution. Sie behauptete ferner, wie viele Opfer von Gewalt unter Depressionen und niedriger Selbstachtung zu leiden und aus diesem Grund Aufputschmittel genommen zu haben. Sie gab Lt. Acland die Schuld an ihrer Abhängigkeit und wies
mit großem Nachdruck auf seine Gewalttätigkeit und seine Eifersucht hin. Als Erklärung dafür, dass sie die Kontaktdaten von Peel/Britton/Atkins in ihrem Computer gespeichert hatte, gab sie an, in Teilzeit für eine Sex-Chat-Line zu arbeiten.
     
    Entsprechend James Steeles Empfehlung ließen Inspector Beale und Constable Khan diese Aussagen durchgehen, ohne sie zu hinterfragen, und »belohnten« Ms. Morley mit einer Schlafpause für die Nacht. Sie wurde um 6.30 Uhr wieder geweckt und erhielt Gelegenheit, sich frisch zu machen. Frühstück wurde angeboten, aber abgelehnt.
    Ms. Morley zeigte sich gutgelaunt, bis man ihr die Beweisstücke vorlegte, die in ihrer Wohnung sichergestellt und zwischenzeitlich im gerichtsmedizinischen Labor untersucht worden waren: Auf einer

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