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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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wollte, aber als ich sagte, wir könnten es auch lassen, wurde sie noch viel schlimmer. Ich bin dann einfach jedes Mal gegangen, wenn sie loslegte - das hat ihr allerdings auch nicht gepasst.«
    »Sie sind ins Crown gegangen?«
    »Ja. Ich habe zwar dem Superintendent gesagt, ich hätte nie mit dem Taxifahrer gesprochen, aber vielleicht stimmt das nicht. Ich erinnere mich, dass mir einmal jemand eine Karte in die Hand drückte, die ich dann an Jen weitergegeben habe. Sie fährt nur Taxi.« Wieder schwieg er.
    »Und was macht denn Jen nun so böse?«
    »Das Gleiche, was meine Mutter in Rage bringt. Wehe, es geht nicht alles nach ihrem Kopf. Solange man tut, was sie will, ist sie reizend. Aber man braucht nur ein Mal nein zu sagen, dann geht’s los.«
    »Es gibt Menschen, für die ist es lebenswichtig, dass alles, was sie tun, gutgeheißen wird. Jede Meinungsverschiedenheit erleben sie als Zurückweisung und reagieren mit Zorn oder Wut, weil sie sich herabgesetzt und verraten fühlen. Wäre das eine Beschreibung, die auf Jen und Ihre Mutter zutrifft?«
    »Abgesehen von den Dingen, die Sie weggelassen haben.«
    »Zum Beispiel?«
    »Dass sie in einer Phantasiewelt leben, in der sie sich nur als
sanftmütig und schön sehen; dass sie immer schlimmer werden, je mehr man ihnen entgegenkommt; dass alle anderen sie einen Dreck kümmern...« Er brach mit einem Seufzer ab. »Jen war nicht immer so, wissen Sie. Am Anfang war sie wunderbar.«
    »Und ist es wahrscheinlich immer noch, wenn sie will«, sagte Jackson nüchtern. »Menschen mit Persönlichkeitsstörungen fehlt es nicht an Charme. Sie setzen ihn immer ein, wenn sie die Dinge zu ihren Gunsten beeinflussen wollen - vor allem, wenn sie sich in irgendeiner Hinsicht für etwas Besonderes halten.«
    »Erzählen Sie mir etwas Neues«, sagte Acland. Lachfalten zeigten sich in seinem Gesicht.
    »Gut«, begann sie. »Ihr Vater verdient Ihre Bewunderung und nicht Ihre Verachtung. Nach dem, was Sie mir erzählt haben, hat er sich ungeheure Mühe gegeben, den Kreislauf von Missbrauch und Gewalt in Ihrer Familie zu durchbrechen, indem er nicht mehr auf die Aggression Ihrer Mutter reagierte und Sie auf diese Weise vor dem Schlimmsten bewahrte. So etwas ist nicht leicht.«
    »Aber es hat nichts gebracht, nicht wahr?« Das Lachen war ihm vergangen.
    Jackson betrachtete Acland nachdenklich. »Das müssen Sie mir sagen. Ich weiß von nur zwei Fällen, wo Sie zurückgeschlagen haben - bei Ihrem letzten Besuch in Jens Wohnung und dann im Krankenhaus. Gab es noch andere Gelegenheiten?«
    »Es ist insgesamt drei Mal passiert, wenn man das eine Mal mitzählt, als ich den Elektroschocker gegen sie gerichtet hatte.« Er presste die Fäuste gegeneinander. »Wäre ich mehr wie mein Vater gewesen, wären diese Männer heute noch am Leben. Die Daten stimmen genau.«
    »Deswegen sind Sie noch lange nicht schuld. Es ist genauso gut möglich, dass es ihr ein perverses Machtgefühl verschafft hat, Sie wehrlos auf dem Boden zu sehen, und sie das später reinszenierte, weil sie es genoss.« Sie blickte auf seine zuckenden Hände. »Sie sagten, ich würde längst noch nicht all Ihre Geheimnisse kennen. Was hat sie Ihnen noch angetan?«

    Er schreckte vor einer direkten Antwort zurück. »Jen hätte die knobkerrie nicht mitgenommen, wenn sie nicht vorgehabt hätte, diese Männer zu erniedrigen.«
    Erniedrigen...? »Wie?«
    Sein Blick war trostlos. »So wie sie mich erniedrigt hat.«
     
    Jones und Beale hörten Jackson schweigend zu. »Er hat uns gestern Abend gesagt, dass er sie zum Analverkehr gezwungen hat, um sie zu bestrafen«, bemerkte Jones, als sie geendet hatte. »War das der eigentliche Grund, warum er noch einmal zu ihr gegangen ist? Um es ihr heimzuzahlen?«
    »Ich vermute, das weiß er selbst nicht so genau. Er sagt, er habe ihr eine SMS geschickt. Er wollte, dass sie verschwindet, aber ich bin mir sicher, er wusste, dass sie das ignorieren würde.«
    »Fühlt er sich deshalb schuldig?«, fragte Beale.
    »Ich denke, ja«, antwortete Jackson mit einem Anflug von Sarkasmus. »Er wurde nicht aus religiöser Überzeugung zum Mönch.« Sie hielt inne. »Es gibt vieles, was sein Gewissen belastet.«
    »Der Tod von drei Männern«, stimmte Beale trocken zu.
    »Von zwei Männern«, korrigierte sie ihn, »seinen Kameraden - und auch das ist ziemlich weit hergeholt. Am Tod von Peel, Britton und Atkins trägt er jedenfalls meiner Meinung nach nicht die geringste Schuld. Er konnte nicht einmal ahnen, dass

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