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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Jahren nicht.
    Er unterdrückte einen Schauder und fuhr weiter. Linker Hand lag Patrick MacLeods Burg, die er auch am Tag zuvor gesehen hatte, als er Sunshines Tasche bei ihr vorbeigebracht hatte. Das Schloss sah prächtig aus, aber er hatte kein Interesse an einem Besuch dort.
    Allerdings hatte er anscheinend durchaus Interesse an einem Besuch im Leichenschauhaus, denn fast hätte er Sunshine über den Haufen gefahren, bevor er merkte, dass sie ihm entgegenkam. Er war ziemlich weit auf die andere Fahrbahn hinübergeraten. Er trat so heftig auf die Bremse, dass sein Range Rover seitwärts ausbrach. Sunshine hechtete aus seinem Gesichtsfeld.
    Er riss die Tür auf, sprang heraus und betete inständig, dass er sie nicht angefahren hatte.
    »Miss Phillips?«, rief er angsterfüllt und eilte vorne um sein Auto herum, wo er sie im Gras sitzend vorfand. »Sind Sie verletzt?«
    Sie saß einen Augenblick nur stumm da und atmete schwer, dann rappelte sie sich auf. Sie schwankte kurz und ließ die Hände, die er ihr entgegenstreckte, um ihr zu helfen, unbeachtet, dann klopfte sie sich energisch den Staub und Schmutz von den Kleidern.
    Sie drehte sich um und ging davon.
    Er sah ihr bestürzt hinterher. Bei allen Heiligen, was war bloß mit diesem reizbaren Mädchen los? Passte ihr seine Nase nicht? Sein Aufzug? War sie sauer, dass er sie fast überfahren hätte?
    Lag es daran, dass er verlobt war?
    Er nahm an, allein das Letztere würde schon ausreichen, um
    sie in die Flucht zu schlagen, aber er war niemand, der beim ersten Anzeichen einer Auseinandersetzung die Flinte ins Korn warf. Er folgte ihr zurück über die Straße, dann fasste er sie am Ellbogen.
    »Ich habe nicht versucht, sie zu überfahren.«
    Sie blieb stehen, dann blickte sie starr auf seine Hand hinunter, die er ihr auf den Arm gelegt hatte. »Entschuldigen Sie mich«, sagte sie steif.
    Vermutlich sollte er das durchaus persönlich nehmen, aber er war nicht so dünnhäutig - und sie schien ihm so unheimlich vertraut. Er ließ ihren Arm los, ging aber weiter neben ihr her.
    »Wohin gehen Sie?«
    »Zu meiner Schwester, zum Abendessen«, sagte sie kurz angebunden.
    »Können Sie jemanden mitbringen?«
    »Nein.«
    Er faltete die Hände hinter dem Rücken. »Dürfte ich mitkommen und selbst nachfragen?«
    »Nein. Es gibt im Dorf ein Pub. Gehen Sie doch dort
    essen.«
    »Das Essen dort schmeckt furchtbar.«
    Sie senkte den Kopf und beschleunigte ihre Schritte. »Das ist nicht mein Problem.«
    »Das könnte aber sehr bald Ihr Problem werden, wenn ich nämlich danach vor Ihrer Tür stehe und um irgendeinen Heiltrank für meinen verdorbenen Magen flehe, den nur Sie für mich zubereiten können.«
    Sie blieb abrupt stehen, dann wandte sie sich um und blickte zu ihm auf. Ihre Miene wirkte nicht einladend. Sie sah eigentlich ziemlich mitgenommen aus, als hätte sie einen so schweren Verlust erlitten, dass allein schon der Gedanke daran ihre Kräfte überstieg. Er hätte am liebsten die Arme ausgestreckt, um sie zu trösten, aber er fürchtete sich davor, sie anzufassen. Sie wirkte so fragil, dass er glaubte, sie würde
    tatsächlich auseinanderbrechen, wenn er sie an der falschen Stelle berührte.
    Aber anstatt vor ihm zurückzuweichen, was er eigentlich erwartet hatte, trat sie einen Schritt näher zu ihm heran. »Und was für eine Art von Heiltrank wäre das, mein Laird«, flüsterte sie heiser, »den die MacLeod-Hexe für Sie zubereiten sollte?«
    Cameron holte tief Luft, um seinen Kopf so klar zu bekommen, dass ihm eine vernünftige Antwort einfiel. Unwillkürlich atmete er dabei ihren Duft ein.
    Sie roch herrlich nach Wildblumen.
    Der Schmerz, der ihn ohne Vorwarnung überkam, war so intensiv, dass er ihm fast die Sinne raubte. Er merkte ganz plötzlich, dass er kurz davor war, ohnmächtig zu werden, und taumelte einen Schritt zurück; dann sah er alles doppelt.
    Er stand da, die Hände in die Hüften gestemmt, rang verzweifelt nach Luft und fragte sich, wie ihm zum Teufel geschah. Wie konnte es sein, dass ein hübsches, heiltrankbrauendes Yankee-Mädchen, das wie eine Wildblumenwiese an einem warmen Sommertag duftete, ihn derart aus der Fassung brachte?
    »Lord Cameron?«
    »Es sind nur ... Kopfschmerzen«, stieß er hervor. »Weiter nichts.«
    »Sind Sie wirklich krank?«, fragte sie in einem viel freundlicheren Ton als vorhin, »oder wollen Sie nur unbedingt mit zum Abendessen kommen?«
    Er hätte gern den Kopf geschüttelt, aber er schaffte es nicht. Alles, was er

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