Der Schatten des Highlanders
MacLeod-Hexe holen, weil es niemand innerhalb von hundert Wegstunden gab, der seinen Bruder hätte retten können. Er erinnerte sich daran, wie er auf sein Pferd gestiegen war, aber danach an nichts mehr.
Es fiel ihm schwer, wieder normal zu atmen. War er wirklich in den MacLeod-Forst geritten? War es dort geschehen, dass er irgendwie ins 20. Jahrhundert geraten war?
Der Gedanke war verblüffend.
Sein Atem ging stoßweise. Der Schmerz, der in seinem Kopf hämmerte, zwang ihn fast in die Knie - und er war nicht von dem Kater verursacht.
»Mylord?«
»Ich war wohl gestern Nacht ganz schön blau.«
»Und wie, Mylord.«
Er hörte, wie George seine Sachen im Kofferraum verstaute, dann spürte er die Hand seines Chauffeurs auf seinem Arm.
»Lord Robert?«
»Es geht schon«, sagte Cameron durch die zusammengebissenen Zähne hindurch. »Ich habe nur Kopfschmerzen.«
»Wenn Sie meinen, Mylord. Hier, ich habe die Tür für Sie geöffnet.«
Cameron , reite zur MacLeod-Hexe.
Er musste das Fenster herunterdrehen und mehrere tiefe Züge der unangenehmen Londoner Luft einatmen, bis er sich etwas besser fühlte. Bei allen Heiligen, woher kam das? Diese Wörter hallten in seinem Kopf wieder, sie übertönten selbst Penelopes Auslassungen über die vielen Qualitäten der Huntingdons und die noch größeren ihrer wertvollen Antiquitäten. Er wusste, er hätte zumindest letzterem Aufmerksamkeit schenken sollen, aber er schaffte es nicht. Alles, was er tun konnte, war, zu atmen und zu hoffen, dass er nicht gleich in Tränen ausbrechen würde. Was er gegenwärtig durchmachte, war viel schlimmer als die Kopfschmerzen, die er in Patrick MacLeods Burghof verspürt hatte. Zumindest war damals Sunshine Phillips zu Stelle gewesen, die ihm mit ihren sanften Händen und ihren wundersamen Heiltränken geholfen hatte.
Wenn er sich rasch auf den Weg zu ihrem Cottage machte und mitleiderregend dreinblickte, vielleicht würde sie ihm dann noch einmal helfen.
Vielleicht könnte er ja nach diesem wahrscheinlich endlosen Brunch rasch nach Schottland aufbrechen, einen kleinen Ritt nach Süden unternehmen und nachsehen, ob bei Mistress Phillips jemand zu Hause wäre. Ein schlichtes Klopfen an ihrer Tür, eine Tasse Tee an ihrem Kamin, eine kleine Unterhaltung. Was könnte das schon schaden?
Er war überrascht, wie sehr der Gedanke, sie wiederzusehen, den Schmerz in seinem Kopf - und in seinem Herz - linderte.
Er war wirklich sehr überrascht darüber.
17
Sunny ging ruhig von ihrem Cottage aus in nördlicher Richtung durch den Wald, dankbar dafür, dass die Bäume den Regen abhielten und dass sie ihre Beule nicht mehr spürte. Schlaf, Tee und grünes Gemüse hatten den Heilungsprozess ein gutes Stück vorangebracht.
Und eine Woche ohne ein Zusammentreffen mit Robert Cameron hatte fast die Hoffnung in ihr geweckt, dass auch ihr Herz wieder heilen würde.
Nachdem sie den Schock überwunden hatte, einen Abend neben ihm bei Madelyn verbringen zu müssen, hatte sie mit größerer innerer Ruhe über ihn nachgedacht. Ob diese Kopfverletzung wohl all seine Erinnerungen ausgelöscht hatte oder nur seine Erinnerungen an sie? Und ob seine atemberaubend schöne Verlobte überhaupt eine Ahnung hatte, wann er geboren worden war? Oder hielt sie ihn einfach für einen erfolgreichen Geschäftsmann, der zufällig ein Schloss in Schottland besaß?
Sie selbst hätte wahrscheinlich Letzteres geglaubt, hätte sie es nicht besser gewusst. Eines Morgens hatte sie nämlich Patricks Computer für ihre Zwecke genutzt und alle möglichen Details über den modernen Cameron, seine Geschäfte und seine öffentlich zelebrierte Verlobung mit Penelope Ainsworth vor weniger als zwei Monaten herausgefunden. Es war sehr merkwürdig gewesen, über sein Leben in der Zukunft zu lesen, ein Leben, in dem sie nicht vorkam und das er ganz in ihrer Nähe geführt hatte, während sie in Moraigs Cottage gesessen, eifrig an Kräutern geschnuppert und keine Ahnung gehabt hatte, dass sie sich in einem ganz anderen Jahrhundert in ebendiesen prominenten Mann verlieben würde.
Sie hatte den frischen Frühlingswind eine Woche lang beobachtet und war zu dem Schluss gekommen, dass er keine umherstreifenden Cameron-Lairds mehr in ihre Richtung wehen würde. Daher war es vielleicht an der Zeit, die ganze Angelegenheit ad acta zu legen. Er würde die wunderschöne Penelope heiraten, und sie würde eben weiter nach einem netten Highlander Ausschau halten, mit dem sie ausgehen konnte. Nichts
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