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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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verziehen. Sie war zu einer echten MacLeod geworden, die ihre Schwester mit Zähnen und Klauen verteidigte. Das hätte selbst einer geborenen MacLeod Respekt abverlangt.
    Er hatte nichts über seine Tätigkeiten in den vergangenen Jahren verraten, und das nicht nur, weil er nie über seine Vergangenheit sprach, mit keinem Menschen. Es war ihm nie recht gewesen, der Empfänger von Alistair Camerons Almosen zu sein - nicht, dass seine Wohltätigkeit allzu lange angehalten hatte. Sobald Cameron in der Lage gewesen war, das Bett zu verlassen, hatte Alistair ihn zur Arbeit angehalten. Unterricht, Geschäfte, Umgang mit den feinen Kreisen in London - die Erwartungen waren unerbittlich hoch gewesen, aber Cameron hatte sich ohne zu zögern zu allem bereit erklärt, denn er wusste, dass die einzige Möglichkeit, die Zukunft zu überleben, darin bestand, ihre Tücken zu meistern.
    Er hatte Alistair mehrere Male gefragt, warum er sich so viel Mühe mit ihm gab — mit der Ausbildung, den Kontakten und vor allem der Änderung seines Testaments, die Alistairs entfernte Cousins zu Tobsuchtsanfällen reizte. Alistair hatte nur einmal darauf geantwortet.
    Einmal ein Laird des Cameron-Clans, mein Junge, immer ein Laird des Cameron-Clans.
    Das war Antwort genug gewesen. Cameron hatte nie mehr nachgefragt und war dem alten Mann stattdessen dankbar gewesen, dass er den seltsamen Verlauf seiner ersten siebenundzwanzig Lebensjahre mit einem Schulterzucken akzeptiert hatte. Und er selbst hatte nur zu gerne sowohl die weltlichen Besitztümer Alistairs als auch nach seinem Tod sein Geschäft übernommen. Er war fleißig und sehr erfolgreich gewesen. Warum war ihm aber sein Leben immer so verdammt leer erschienen?
    Er versuchte, sich auf allerlei Arten Erfüllung zu verschaffen. Diskrete Frauengeschichten. Reisen zu weit entfernten Schauplätzen. Hinter Dingen herzujagen, die man nicht kaufen konnte und um ihren Preis zu feilschen. Er hatte nie dem Glücksspiel gefrönt, sich nie betrunken, sich nie sexuellen Ausschweifungen hingegeben. Irgendwie hatte ihn nichts befriedigt. Als sein Leben vor acht Jahren in jenem Krankenhaus in Inverness begonnen hatte, war etwas in ihm tot gewesen.
    Und dann hatte er Sunshine Phillips gesehen.
    Und seine Welt war mit einem Ruck zum Stehen gekommen.
    Zunächst hatte er sich das nicht eingestehen wollen. Als sie sich in seine Arme warf, hatte er sich zunächst eingeredet, er wäre überrascht, und sie für verrückt gehalten. Die wahre Überraschung hatte aber darin bestanden, dass er innerlich vor Erleichterung tief aufgeatmet hatte, als er sie in seinen Armen hielt.
    »George, wie lange brauchen wir noch?«
    »Vielleicht eine halbe Stunde, Mylord, mehr nicht.«
    Cameron fluchte insgeheim. Angesichts der bevorstehenden Qual war das alles andere als lange genug. Er dachte mit Schrecken daran, dass er den Abend in unbequemen Schuhen verbringen und sich das Essen verkneifen würde, das für seinen Magen sowieso zu schwer war, auch wenn er sich seiner Unbedenklichkeit sicher gewesen wäre, und die Blicke der ungläubigen Diener zu ertragen, die ihm immer wieder Wein nachschenken wollten, nur um zu sehen, dass dazu keine Notwendigkeit bestand. Er wäre gezwungen, höflichen Smalltalk mit verwöhnten kleinen Adligen zu führen, die keinen originellen Gedanken in ihren hohlen Köpfen hatten, müsste mit hingerissener Aufmerksamkeit allem lauschen, was Penelope sagte, und sich davon abhalten, ihren Bruder umzubringen.
    Fast hätte er George gebeten, umzukehren.
    Am liebsten wäre er jetzt mit hochgelegten Füße in Schottland am Feuer gesessen und hätte einen anständigen Teller Stew verdrückt. Er wäre gerne in seinem Dorf und würde den
    Degen weit vorstrecken, um John in Schach zu halten, und den Kampf dabei leicht aussehen lassen, wie ein Spiel. Er säße jetzt gern in Patrick MacLeods großem Saal und würde Sunshine Phillips im Schein des Kaminfeuers betrachten.
    Verdammt.
    »George«, verkündete er plötzlich. »Ich gehe um Mitternacht. Halten Sie sich bereit.«
    George warf einen Blick in den Rückspiegel. »Noch eine Party?«
    »Ein Termin in meinem Club.« Vielleicht könnte er sich einen Rausch antrinken und aufhören, über all diese Dinge nachzudenken.
    »Sind Sie denn Mitglied in einem Club, Sir?«
    Cameron sah ihn erzürnt an.
    »Nach Mitternacht passiert nie etwas Gutes, Mylord.«
    Himmel nochmal, das wusste er auch. Aber er hatte einen schrecklichen Abend vor sich, er war Gefangener in einer

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