Der Schatten des Highlanders
Stimme.
»Aber das trinken Sie besser rasch aus, damit sie nach Hause kommen, bevor es völlig dunkel ist.«
Anscheinend brauchte er keine weitere Einladung. Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln, das leider denjenigen ähnelte, mit denen er sie schon vor einigen Jahrhunderten beglückt hatte, dann machte er sich daran, sein Pferd zu versorgen. Sunny holte tief Luft und trat auf ihre Eingangstür zu.
»Warten Sie.«
Sie blieb auf der Schwelle stehen und sah ihn an.
»Warum?«
»Ich sollte zuerst reingehen. Um sicherzustellen, dass drinnen alles in Ordnung ist.«
Sie hätte ihm am liebsten gesagt, sie habe keinen Grund, sich hier nicht sicher zu fühlen, insbesondere wenn sie drinnen war und er samt seinem Charme draußen, aber sie blieb stumm. Sie beobachtete, wie er seinem Pferd das Zaumzeug abnahm und das Tier mit einem freundlichen Klaps auf den Rücken wegschickte. Sie seufzte und trat zur Seite, sodass er ihre Tür aufmachen und hineingehen konnte.
Auf halbem Weg über ihrer Schwelle blieb er abrupt stehen, und sie prallte gegen seinen Rücken. Er griff hinter sich, damit sie nicht stolperte.
Er hielt sie ziemlich fest am Arm gepackt, fand sie.
Sie schob sich an ihm vorbei und machte das Licht an, damit sie sein Gesicht sehen konnte. Sein Gesichtsausdruck wirkte, als hätte er ein Gespenst gesehen.
Sie blickte zu den Sesseln vor ihrem Feuer, um sicherzugehen, dass dort keine Geister saßen, dann wandte sie sich zu ihm um. »Was ist denn?«
»Irgendetwas ist mit Ihrer Türschwelle ...« Er erschauerte heftig. »Das gefällt mir gar nicht.«
»Aber Sie waren doch schon früher hier«, wandte sie ein. »Sie haben doch Moraig besucht?«
»Nein. Alistair schickte immer einen Wagen, um sie nach Cameron Hall zu bringen.« Er holte tief Luft, aber das änderte nichts an seiner fahlen Gesichtsfarbe. »Ich fühle mich aber, als sei ich schon einmal hier gewesen, dabei ist das ganz unmöglich ...«
Nun, das war es nicht, aber sie hielt es nicht für angebracht, ihm das jetzt zu sagen. Er hatte vorher schon schlecht ausgesehen; jetzt fürchtete sie, er würde gleich in Ohnmacht fallen, wenn sie ihn nicht in einen Sessel verfrachtete. Sie zog seinen Arm über ihre Schultern, gerade so, wie sie es auf dem Weg zu Patrick getan hatte, dann ihren Arm um seine Taille und zog ihn ins Cottage. Dann führte sie ihn zu einem der bequemen Sessel vor dem Feuer und ließ ihn hineingleiten.
»Ich muss nach Ihrem Feuer sehen«, sagte er mit schwacher Stimme.
»Was Sie tun müssen, ist, sich den Kopf zwischen die Knie stecken, bevor Sie mir noch ohnmächtig werden«, befahl sie. »Ich kann mein Feuer selbst anzünden. Und sogar Ihr Pferd versorgen. Jamie stattet meinen Stall immer mit Heu und Hafer aus, und Patrick war heute morgen hier, und ich bin sicher, dass es draußen für Ihr Pferd auch noch Wasser ... ähm ... gibt...«
Sie hielt inne, denn ihr wurde bewusst, dass sie dummes Zeug redete.
Sie war nervös. In jenen ersten Tagen hatte sie sich so sehnlich gewünscht, dass Cameron irgendwie den Weg zu ihrem Haus finden und seinen Platz vor ihrem Feuer einnehmen würde. Aber nun, da er hier war, aber alles so ganz anders als in ihrer Vorstellung ablief, konnte sie nur mit größter Mühe ihre Tränen zurückhalten.
Weglaufen war die bessere Alternative.
Sie würde sein Pferd versorgen und dann zu Patricks Haus fliehen. Cameron könnte sich vor ihrem Feuer die Kleider trocknen und sich dann auf den Heimweg machen, bevor sie ... nun in ein, zwei Tagen ... wieder hierher zurückkehren würde. Seine Kopfschmerzen würden auch ohne ihre Hilfe vergehen.
Sie überließ Cameron sich selbst und ging nach draußen. Dort lockte sie sein Pferd mit ein paar Handvoll Hafer in den kleinen Stall, rieb sein Fell trocken und versicherte sich, dass genug Futter da war. Sie zögerte, dann ging sie noch einmal ums Haus herum, um Camerons Sattel zu holen, denn er würde sonst im Regen Schaden nehmen. Sie hob ihn hoch, schrie dann aber erschreckt auf, als er ihr aus der Hand genommen wurde. Glücklicherweise - oder vielleicht unglücklicherweise — war es nur Cameron, der ihn von der anderen Seite festhielt.
»Gehen Sie und setzen Sie sich vor den Kamin, Sunshine«, befahl er. »Ich komme gleich nach.«
Sie wollte protestieren, aber er sah noch schlimmer aus als vor zehn Minuten. Sie sah ihm nach, wie er auf unsicheren Beinen in die schwarze Nacht hinausging, und ihr wurde plötzlich bewusst, dass er Gälisch gesprochen hatte. Dass sie
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