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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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»Das klingt, als habe der Mann in solch einem Fall gar nichts zu sagen.« »Er kann durchaus nein sagen«, sagte Aviendha, als teile sie ihnen etwas ganz Offensichtliches mit, »aber wenn er eine von ihnen heiraten möchte, muß er eben beide nehmen, falls sie es verlangen. Seid mir bitte nicht böse, aber ich war ganz schön schockiert, als ich hörte, daß bei euch ein Mann eine Frau bitten kann, ihn zu heiraten. Ein Mann sollte zeigen, daß er daran interessiert ist, und dann muß er warten, bis sich die Frau dazu äußert. Natürlich führen manche Frauen einen Mann solange, bis er weiß, was er eigentlich will, aber sie haben das alleinige Recht, einen Heiratsantrag zu machen. Ich weiß nicht so schrecklich viel darüber. Ich wollte seit meiner Kindheit eine Far Dareis Mai werden. Alles, was ich vom Leben will, sind mein Speer und meine Speerschwestern«, schloß sie ziemlich unwirsch.
    »Keine von uns will dich dazu bringen, zu heiraten«, beruhigte Egwene sie. Aviendha blickte sie überrascht an.
    Nynaeve räusperte sich vernehmlich. Elayne fragte sich, ob sie an Lan gedacht hatte. Auch ihre Wangen wiesen deutlich gerötete Flecken auf. »Ich schätze, Egwene«, sagte Nynaeve mit etwas übertrieben forscher Stimme, »daß du nicht gefunden hast, wonach du suchtest, sonst hättest du mittlerweile etwas davon erwähnt.« »Ich habe nichts gefunden«, antwortete Egwene bedauernd. »Aber Amys sagte... Aviendha, was für eine Art von Frau ist Amys?« Die Aielfrau hatte begonnen, den Teppich einer genauen Musterung zu unterziehen. »Amys ist so hart wie die Berge und so gnadenlos wie die Sonne«, sagte sie, ohne aufzublicken. »Sie ist eine Traumgängerin. Sie kann dich unterrichten. Wenn sie dich einmal in die Hände bekommt, zerrt sie dich an den Haaren, wohin immer sie dich bekommen will. Rhuarc ist der einzige, der mit ihr fertig wird. Selbst die anderen Weisen Frauen hüten ihre Zunge, wenn Amys spricht. Aber sie kann dich unterrichten.« Egwene schüttelte den Kopf. »Ich meinte mit meiner Frage, ob ein fremder Ort sie aus dem Gleichgewicht bringen könnte, sie nervös machen? Sich in einer Stadt aufzuhalten beispielsweise? Könnte es sein, daß sie dann Dinge sieht, die gar nicht da sind?« Aviendhas Lachen klang scharf und abgehackt. »Nervös? Auch wenn sie aufwacht und einen Löwen in ihrem Bett findet, wird Amys deshalb nicht nervös. Sie war eine Tochter des Speers, Egwene, und sie ist seither keineswegs verweichlicht, da kannst du sicher sein.« »Was hat diese Frau gesehen?« fragte Nynaeve.
    »Es war nichts, was sie wirklich gesehen hat, um genau zu sein«, sagte Egwene bedächtig. »Ich glaube, sie hat es nicht gesehen. Sie sagte, in Tanchico lauere etwas Böses. Schlimmer, als es Menschen erfinden können. Es könnten die Schwarzen Ajah sein. Fang jetzt bitte keinen Streit an, Nynaeve«, fügte sie mit Entschlossenheit in der Stimme hinzu. »Träume muß man irgendwie deuten. Es könnte doch sehr wohl so sein.« Nynaeve hatte die Stirn gerunzelt, sobald Egwene etwas Böses in Tanchico erwähnt hatte, und aus dem bloßen Stirnrunzeln wurde ein wütender Blick, als Egwene ihr sagte, sie solle nicht streiten. Manchmal hätte Elayne am liebsten beide Frauen kräftig geschüttelt. So mischte sie sich schnell ein, bevor eine von beiden explodierte: »Es könnte durchaus sein, Egwene. Du hast also doch etwas gefunden. Mehr als Nynaeve oder ich glaubten. Stimmt's, Nynaeve? Glaubst du nicht auch?« »Könnte sein«, gab Nynaeve mürrisch zu.
    »Es könnte sein.« Egwene klang auch nicht gerade glücklich. Sie atmete tief durch. »Nynaeve hat recht. Ich muß mehr über das erfahren, was ich tue. Wenn ich mir meines Weges sicher wäre, müßte mir niemand etwas über das Böse erzählen. Ich hätte vielleicht sogar das Zimmer finden können, in dem Liandrin wohnt, wo immer das auch sein mag. Amys kann mich unterrichten. Deshalb... Deshalb muß ich zu ihr.« »Zu ihr?« Nynaeve hörte sich entsetzt an. »In die Wüste?« »Aviendha kann mich direkt zu dieser Kaltfelsenfestung bringen.« Egwenes Blick, halb trotzig und halb ängstlich, wanderte von Elayne zu Nynaeve und zurück. »Wenn ich sicher wäre, daß sie in Tanchico sind, würde ich euch nicht allein hinlassen. Falls ihr euch dazu entschließt. Aber wenn mir Amys hilft, kann ich vielleicht herausbekommen, wo sie sind. Vielleicht kann ich... Das ist eben der springende Punkt: Ich weiß nicht einmal, was ich alles kann, nur bin ich sicher, es wird viel

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