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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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mehr sein als jetzt im Augenblick. Es ist ja nicht so, daß ich euch im Stich lassen will. Ihr könnt den Ring mitnehmen. Ihr kennt den Stein ja gut genug, daß ihr in Tel'aran'rhiod hierher zurückkehren könnt. Ich kann zu euch nach Tanchico kommen. Was ich auch bei Amys lerne, kann ich euch dann auch beibringen. Bitte sagt mir doch, daß ihr mich versteht. Ich kann soviel von Amys lernen und es dann benützen, um euch zu helfen. Das ist dann so, als würden wir alle drei von ihr unterrichtet. Eine Traumgängerin, eine Frau, die Bescheid weiß! Liandrin und die anderen werden dagegen wie Kinder dastehen; sie wissen kein Viertel von dem, was wir wissen.« Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. »Ihr glaubt doch nicht, daß ich euch im Stich lassen will, oder? Wenn es so ist, gehe ich nicht hin.« »Natürlich mußt du hingehen«, sagte Elayne zu ihr. »Ich werde dich vermissen, aber niemand hat uns versprochen, daß wir zusammenbleiben könnten, bis das alles vorbei ist.« »Aber ihr zwei... allein... Ich sollte mit euch kommen. Wenn sie sich wirklich in Tanchico aufhalten, sollte ich bei euch sein.« »Unsinn«, sagte Nynaeve kurz angebunden. »Du brauchst dringend eine richtige Ausbildung. Das wird uns auf lange Sicht viel mehr helfen als deine Anwesenheit in Tanchico. Und dabei wissen wir ja noch nicht einmal, ob sie sich wirklich dort aufhalten. Wenn es der Fall ist, ergänzen Elayne und ich uns sehr gut, aber vielleicht kommen wir auch dort an und finden heraus, daß dieses Böse lediglich der Krieg ist. Das Licht weiß, daß ein Krieg für jedermann schon böse genug sein sollte. Vielleicht sind wir schneller wieder in der Burg als du. Du mußt in der Wüste sehr vorsichtig sein«, fügte sie in geschäftsmäßigem Tonfall hinzu. »Es ist gefährlich dort. Aviendha, du wirst doch auf sie aufpassen?« Bevor die Aielfrau den Mund zur Antwort aufbekam, klopfte es an die Tür, und Moiraine trat, ohne zu warten, ein. Die Aes Sedai erfaßte sie alle mit einem Blick, der abwog, abschätzte und überdachte, was sie wohl getan hatten, doch nicht einmal ein Wimpernzucken verriet, zu welchem Schluß sie gekommen war. »Joiya und Amico sind tot«, verkündete sie lapidar.
    »War das dann vielleicht der Grund für den Angriff?« fragte Nynaeve. »All das nur, um sie zu töten? Oder sie vielleicht dann zu töten, wenn man sie nicht befreien konnte? Ich bin sicher, daß Joiya nur deshalb soviel Selbstvertrauen zeigte, weil sie erwartete, gerettet zu werden. Sie muß eben doch gelogen haben. Ich habe ihrer Reue niemals getraut.« »Es war wohl nicht das Hauptziel des Angriffs«, erwiderte Moiraine. »Der Hauptmann war klug genug, während des Angriffs seine Männer unten in den Kerkern zusammenzuhalten. Sie haben dort keinen einzigen Trolloc oder Myrddraal angetroffen. Aber hinterher fanden sie die beiden tot auf. Jeder war ziemlich grob die Kehle durchgeschnitten worden. Nachdem man ihre Zunge an die Zellentür genagelt hatte.« Sie hätte ihrem Tonfall nach genausogut über ein Kleid sprechen können, das genäht werden mußte.
    Elayne drehte sich bei der nüchternen Beschreibung fast der Magen herum. »Das hätte ich ihnen nicht gewünscht. Nicht so was. Das Licht leuchte ihren Seelen.« »Sie haben ihre Seelen vor langer Zeit dem Schatten verkauft«, sagte Egwene grob. Aber auch sie preßte beide Hände auf den Bauch. »Wie... wie ist das denn geschehen? Graue Männer?« »Ich bezweifle, daß selbst Graue Männer das fertiggebracht hätten«, sagte Moiraine trocken. »Es scheint, daß der Schatten noch Dinge auf Lager hat, die wir nicht kennen.« »Ja.« Egwene strich ihr Kleid glatt, das sie schnell übergeworfen hatte, und bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. »Wenn man gar nicht erst versucht hat, sie zu retten, dürfte das bedeuten, daß beide die Wahrheit gesagt haben. Sie wurden getötet, weil sie geplaudert hatten.« »Oder um sie davon abzuhalten«, fügte Nynaeve grimmig hinzu. »Wir können nur hoffen, daß niemand weiß, was sie uns gesagt haben. Vielleicht hat Joiya wirklich etwas bereut, aber ich glaube nicht daran.« Elayne schluckte, als sie daran dachte, wie es wohl sei, in einer Zelle zu sitzen, und dann drückte jemand ihr Gesicht an die Tür, zerrte ihre Zunge heraus und... Sie schauderte, brachte aber wenigstens heraus: »Vielleicht hat man sie einfach deshalb umgebracht, weil man sie bestrafen wollte, daß sie sich gefangennehmen ließen.« Sie sprach ihren anderen Gedanken lieber nicht

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