Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
hatten, auch die Aes Sedai herumzukommandieren. Nicht sehr wahrscheinlich. Und noch unwahrscheinlicher, daß sie damit Erfolg hatten. Trotzdem - irgend etwas an diesem Brief irritierte die Aes Sedai.
    »Ich bin eine Far Dareis Mai«, sagte Aviendha zornig. »Ich renne nicht wie ein Kind hin, wenn jemand meinen Namen ruft. Ich gehe nach Tanchico, wenn ich das will.« Elayne schürzte nachdenklich die Lippen. Das waren ganz neue Töne von der Aielfrau. Nicht der Zorn - sie hatte Aviendha schon zornig genug gesehen, wenn auch nicht derart -, aber der Unterton. Sie empfand es als ein Schmollen. Das schien genauso unwahrscheinlich, wie wenn Lan schmollte, aber es stand außer Zweifel.
    Egwene hatte es auch herausgehört. Sie tätschelte Aviendhas Arm. »Es ist schon gut. Wenn du lieber nach Tanchico willst, dann freue ich mich darüber, daß du Elayne und Nynaeve beschützt.« Aviendha warf ihr einen vollkommen niedergeschlagenen Blick zu.
    Moiraine schüttelte den Kopf, wohl nur leicht, aber doch merklich. »Ich habe den Brief Rhuarc gezeigt.« Aviendha öffnete den Mund mit trotzigem Gesichtsausdruck, doch die Aes Sedai kam ihr zuvor und fuhr mit etwas lauterer Stimme fort: »Darum wurde ich im Brief gebeten. Natürlich sollte ich ihm nur den Teil zeigen, in dem es um Euch geht. Er scheint durchaus entschlossen, Euch dazu zu bringen, das zu tun, was in dem Brief verlangt wird. Befohlen wird. Ich glaube, es ist das Klügste, wenn Ihr tut, was Rhuarc und die Weisen Frauen von Euch verlangen, Aviendha. Sind wir uns einig?« Aviendha blickte sich wild im Raum um, als stecke sie in einer Falle. »Ich bin eine Far Dareis Mai«, knurrte sie und ging ohne ein weiteres Wort zur Tür.
    Egwene machte einen Schritt vorwärts und hob halb die Hand, um sie aufzuhalten, doch dann ließ sie sie sinken, denn die Tür knallte bereits zu. »Was wollen sie eigentlich von ihr?« fragte sie Moiraine. »Ihr wißt doch immer mehr, als Ihr herauslaßt. Was haltet Ihr diesmal zurück?« »Welche Gründe die Weisen Frauen auch haben«, sagte Moiraine kühl, »es ist sicher eine Angelegenheit zwischen Aviendha und ihnen. Wenn sie wollte, daß Ihr Bescheid wißt, hätte sie es Euch gesagt.« »Ihr könnt nicht damit aufhören, Menschen zu manipulieren«, sagte Nynaeve bitter. »Jetzt manövriert Ihr Aviendha in etwas hinein, ja?« »Ich nicht. Die Weisen Frauen. Und Rhuarc.« Moiraine faltete den Brief zusammen und steckte ihn mit säuerlichem Gesichtsausdruck in die Tasche zurück. »Sie kann ihm ja jederzeit nein sagen. Ein Clanhäuptling ist nicht das Gleiche wie ein König, soviel ich von den Gebräuchen bei den Aiel weiß.« »Kann sie das?« fragte Elayne. Rhuarc erinnerte sie an Gareth Bryne. Der Generalhauptmann der Königlichen Garde ihrer Mutter hatte nur selten Druck angewandt, doch wenn er es tat, dann konnte ihn noch nicht einmal Morgase umstimmen; höchstens, wenn sie einen königlichen Befehl ausgab. Diesmal würde es keinen Befehl vom Thron geben. Nun, Morgase hatte ihm auch niemals einen erteilt, wenn Gareth Bryne der Meinung war, er sei im Recht, mußte Elayne zugeben. Ohne den würde Aviendha wohl oder übel zu den Abhängen des Chaendar über Rhuidean ziehen müssen. »Wenigstens kann sie mit dir ziehen, Egwene. Amys kann dich schwerlich in der Kaltfelsenfestung treffen, wenn sie in Rhuidean auf Aviendha warten will. Ihr könnt zusammen zu Amys gehen.« »Aber ich will das nicht«, sagte Egwene traurig. »Nicht, wenn sie das nicht von alleine will.« »Was irgendwer auch will«, sagte Nynaeve, »wir haben Arbeit zu erledigen. Du wirst eine Menge Sachen für eine Reise in die Wüste mitnehmen müssen, Egwene. Lan wird mir sagen, was alles notwendig ist. Und Elayne und ich müssen Reisevorbereitungen treffen, wenn wir nach Tanchico segeln wollen. Ich denke schon, daß wir morgen ein Schiff finden werden, aber das heißt auch, daß wir uns entscheiden müssen, was wir heute abend einpacken.« »Im Mauleviertel liegt ein Schiff der Atha'an Miere vor Anker«, sagte Moiraine. »Eine Brigg. Es gibt im Moment keine schnelleren Schiffe. Ihr wolltet doch ein schnelles Schiff für diese Reise.« Nynaeve nickte mürrisch.
    »Moiraine«, sagte Elayne, »was wird Rand nun unternehmen? Nach diesem Angriff... Wird er den Krieg beginnen, den Ihr haben wollt?« »Ich will keinen Krieg haben«, antwortete die Aes Sedai. »Ich will das, was ihm das Überleben bis Tarmon Gai'don ermöglicht. Er sagt, er werde uns allen morgen mitteilen, was er zu

Weitere Kostenlose Bücher