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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Leichtigkeit aus, gab nie zu erkennen, daß er sich ihrer Anwesenheit bewußt sei, aber ihre Augen und Ohren im Stein berichteten, daß er immer aus ihrer Sicht verschwand, wenn sie sich ihm näherten.
    »Ich glaube, er schläft sogar in dieser Jacke«, sagte Egwene mißbilligend. »Mit Absicht. Ich frage mich, wo Perrin bleibt.« Sie ging auf Zehenspitzen hoch und bemühte sich, über die Köpfe der Versammlung hinwegzublicken. »Ich kann ihn nicht sehen.« Mit gerunzelter Stirn überflog Moiraines Blick die Menge, aber sie konnte außer der vordersten Reihe nicht viel sehen. Lan könnte dort hinten zwischen den Säulen stehen und Obacht geben. Nein, sie würde sich jetzt nicht auffällig benehmen oder gar hochhüpfen, oder sich wie ein eifriges Kind auch noch auf die Zehenspitzen stellen. Bei Lan war allerdings ein ernstes Wort angebracht, das er so schnell nicht vergessen würde. Sobald sie ihn wieder in die Finger bekam. Da zog Nynaeve ihn in einer Richtung und die Ta'veren, oder zumindest Rand, anscheinend in einer anderen, und sie mußte sich fragen, wie fest das Band zwischen Lan und ihr tatsächlich noch war. Doch wenigstens war es nützlich, wenn er seine Zeit mit Rand verbrachte, denn das knüpfte einen weiteren Faden zu dem jungen Mann, an dem sie ziehen konnte.
    »Vielleicht ist er bei Faile«, sagte Egwene. »Er ist bestimmt nicht weggelaufen, Moiraine. Perrin hat ein starkes Pflichtgefühl.« Beinahe soviel wie der Behüter, das wußte Moiraine, und deshalb hielt sie ihn nicht so unter ständiger Beobachtung wie Mat. »Faile hat versucht, ihn zur Abreise zu überreden, Mädchen.« Recht wahrscheinlich, daß er sich bei ihr befand; das war gewöhnlich der Fall. »Schau nicht so überrascht drein. Sie sprechen oft miteinander und streiten sogar an Orten, wo man sie gut hören kann.« »Ich bin nicht überrascht, daß Ihr das wißt«, sagte Egwene trocken, »sondern nur, weil Faile ihm dann ausreden wollte, was er als seine Pflicht hingenommen hat.« »Vielleicht glaubt sie nicht so daran wie er.« Auch Moiraine selbst hatte zu Beginn nicht glauben können, was sich da abspielte, hatte es einfach nicht gesehen. Drei Ta'veren, alle gleich alt, alle aus dem gleichen Dorf. Sie mußte blind gewesen sein, daß sie damals den Zusammenhang nicht erkannt hatte. Doch mit dem Wissen darum hatte sich alles schwieriger gestaltet. Es war, als wolle sie drei von Thoms bunten Bällen auf einmal mit einer Hand jonglieren, und das mit verbundenen Augen. Sie hatte gesehen, wie Thom das fertigbrachte, aber sie selbst wollte es doch lieber nicht versuchen. Es gab aber auch keinen Anhaltspunkt, wie die Verbindung der drei untereinander aussah und was sie eigentlich an Aufgaben zu erfüllen hatten. In den Prophezeiungen stand kein Wort von Begleitern.
    »Ich mag sie«, sagte Egwene. »Sie ist die richtige für ihn; gerade, was er braucht. Und sie empfindet sehr tiefe Gefühle für ihn.« »Ja, ich denke schon.« Falls Faile zu unbequem würde, mußte Moiraine sie sich vorknöpfen und ihr etwas von den Geheimnissen erzählen, die sie vor Perrin verbarg. Oder eines ihrer Augen und Ohren mußte Faile etwas davon andeuten. Dann würde sie sich beruhigen.
    »Ihr sagt das so, als glaubtet Ihr nicht daran. Sie lieben sich, Moiraine. Könnt Ihr das nicht sehen? Könnt Ihr denn kein menschliches Gefühl erkennen, wenn Ihr so etwas seht?« Moiraine sah sie streng an, und das ließ Egwene gründlich zusammenfahren. Das Mädchen wußte so wenig und glaubte doch, soviel zu wissen. Moiraine wollte ihr das in strengstem Tonfall klarmachen, doch da hörte sie, wie die Tairener der Reihe nach überrascht und erschrocken nach Luft schnappten.
    Hastig trat die Menge zurück, mehr als willig, wobei die vorderen die anderen dahinter grob zurückdrängten und so einen breiten Durchgang unter der Kuppel freimachten. Durch diese Lücke schritt nun Rand, den Blick geradeaus gerichtet. Er wirkte majestätisch in seinem roten, an den Ärmeln mit Goldstickereien verzierten Mantel. Im rechten Arm lag Callandor wie ein Szepter. Aber es war nicht nur er, der die Tairener zum Zurücktreten gebracht hatte. Hinter ihm schritten vielleicht hundert Aiel, Speere und gespannte Bögen mit aufgelegten Pfeilen in der Hand, die Schufa um den Kopf gewickelt und schwarz verschleiert, so daß nur die Augen sichtbar waren. Moiraine glaubte, an der Spitze Rhuarc zu erkennen, gleich hinter Rand, aber nur an seinen typischen Bewegungen. Sie waren jetzt anonym. Zum Töten

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