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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bereit. Es war klar. Was immer Rand auch verkünden wollte: Er war bereit, jeden Widerstand im Keim zu ersticken, bevor er sich ausbreiten konnte.
    Die Aiel blieben stehen, aber Rand schritt weiter, bis er genau unter der Mitte der Kuppel stand, sich umdrehte und die Versammlung musterte. Er schien überrascht und vielleicht auch etwas verärgert, als er Egwene entdeckte, doch Moiraine lächelte er auf eine Weise an, die in ihr die Wut hochsteigen ließ. Mat dagegen grinste er an, als seien sie beide wieder die frechen Jungen von einst, und Mat erwiderte das Grinsen auf gleiche Weise. Die Gesichter der Tairener waren bleich. Sie wußten nicht, wohin sie blicken sollten - auf Rand und Callandor oder auf die verschleierten Aiel. Der Tod stand mannigfaltig in ihrer Mitte.
    »Hochlord Sunamon«, sagte Rand plötzlich und so laut, daß dieser untersetzte Bursche selbst zusammenzuckte, »hat mir einen Vertrag mit Mayene garantiert, der sich genau an die von mir gegebenen Vorlagen hält. Er hat versprochen, mit seinem Leben dafür geradezustehen.« Er lachte, als habe er einen Scherz gemacht, und die meisten der Adeligen lachten pflichtbewußt mit. Allerdings nicht Sunamon, der eindeutig unwohl aussah. »Sollte er versagen«, verkündete Rand, »hat er sich bereit erklärt, sich hängen zu lassen, und diesem Wunsch wird Folge geleistet.« Das Gelächter brach ab. Sunamons Gesicht färbte sich leicht grünlich. Egwene warf Moiraine einen beunruhigten Blick zu, doch Moiraine wartete einfach ab. Er hatte nicht sämtliche Adelige auf zehn Meilen Umkreis zusammengerufen, um ihnen von einem Vertrag zu erzählen oder einen fetten Narren zu bedrohen. Sie löste ihre Hände aus ihrem Rock, in den sie sie verkrampft hatte.
    Rand drehte sich langsam im Halbkreis und musterte ernst die Gesichter. »Durch diesen Vertrag werden uns bald wieder Schiffe zur Verfügung stehen, die das Getreide aus Tear nach Westen befördern, um dort neue Märkte zu öffnen.« Ein zustimmendes Gemurmel machte sich breit, das aber gleich wieder abbrach. »Aber es wird noch mehr geschehen. Das Heer Tears wird ausrücken.« Jubel erhob sich und hallte von der Decke wider. Die Männer, selbst die Hochlords, hüpften vor Freude, schüttelten die Fäuste über den Köpfen und warfen ihre spitzen Samtkappen in die Luft. Die Frauen lächelten verzückt und küßten diejenigen, die in den Krieg ziehen durften, auf die Wangen. »Illian wird fallen!« schrie jemand, und Hunderte von Stimmen nahmen diesen Ruf auf. Es erklang wie Donner: »Illian wird fallen! Illian wird fallen! Illian wird fallen!« Moiraine sah, wie sich Egwenes Lippen bewegten, doch die Worte gingen im allgemeinen Jubel unter. Sie konnte sie aber leicht ablesen: »Nein, Rand. Bitte nicht. Mach das bitte nicht.« Auf der anderen Seite drüben machte Mat ein finsteres Gesicht und schwieg mißbilligend. Die beiden und sie selbst waren die einzigen, die Rands Ankündigung nicht freudig begrüßten, abgesehen natürlich von den wachsamen Aiel und Rand. Er lächelte verächtlich, doch seine Augen blieben kalt. Auf seinem Gesicht stand frischer Schweiß. Sein Blick traf sie, und sie wartete ab. Es würde noch mehr kommen und vermutlich nicht gerade Dinge, die sie erfreuten.
    Rand hob die linke Hand. Langsam breitete sich Stille aus. Die vorne standen, zischten die hinter ihnen Stehenden an, damit sie ruhig seien. Er wartete ab, bis völlige Stille herrschte. »Das Heer wird nach Norden marschieren, nach Cairhien. Hochlord Meilan wird das Kommando übernehmen, und seine Stellvertreter sind die Hochlords Gueyam, Aracome, Hearne, Maraconn und Simaan. Das Heer wird großzügig finanziert von Hochlord Torean, dem reichsten unter Euch, der es auch begleiten wird, um zu überwachen, daß sein Geld weise ausgegeben wird.« Diese Ankündigung hatte alle verstummen lassen. Totenstille herrschte im riesigen Saal. Keiner rührte sich, obwohl Torean Schwierigkeiten mit dem Stehen zu haben schien.
    Moiraine verbeugte sich im Geist vor Rand und der Wahl, die er getroffen hatte. Diese sieben aus Tear fortzuschicken machte gerade jene sieben gefährlichsten Intriganten unschädlich, und keiner dieser Männer traute den anderen soweit, daß er sich mit ihnen verbünden würde. Thom Merrilin hatte ihm gute Ratschläge erteilt. Offensichtlich hatten ihre Spitzel einige der Zettel verpaßt, die er Rand gewöhnlich heimlich in die Tasche steckte. Aber ansonsten war das Ganze der reine Wahnsinn! Das konnte er doch nicht auf der

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