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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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löste voller böser Ahnungen seinen Staubschleier.
    Die Frauen eilten zu ihren Töchtern hin, nahmen sie in die Arme und versuchten, sie mit leisen Worten zu beruhigen. Colline ließ sich seufzend in die Arme ihrer Mutter sinken, doch Maigran bemerkte Saralin kaum, die den Tränen nahe war, als sie das verschwollene Gesicht ihrer Tochter sah.
    Adan blickte die jungen Männer finster an. Seine sowieso schon tiefen Sorgenfalten wurden jetzt noch tiefer. »Im Namen des Lichts, was ist geschehen? Als wir merkten, daß ihr verschwunden wart...« Seine Worte erstarben, als er die Trage mit der Leiche Charlins sah. »Was ist passiert?« fragte er noch einmal, als fürchte er sich vor der Antwort.
    Lewin öffnete langsam den Mund, aber Maigran sprach zuerst: »Sie haben sie getötet.« Sie blickte in die Ferne und ihre Stimme klang wie die eines Kindes. »Die bösen Männer haben uns weh getan. Sie... Dann kam Lewin und tötete sie.« »Du darfst nicht über solche Dinge sprechen, Kind«, sagte Saralin beruhigend. »Du... « Sie hielt inne, sah ihrer Tochter in die Augen und drehte sich dann um, damit sie Lewin ansehen konnte. »Ist das... ? Ist das wahr?« »Wir mußten«, sagte Alijha mit gequälter Stimme. »Sie versuchten, uns zu töten. Und sie haben Charlin getötet.« Adan trat einen Schritt zurück. »Ihr... habt getötet? Menschen getötet? Was ist mit dem Pakt? Wir schaden niemandem. Niemandem! Es gibt keinen stichhaltigen Grund, ein anderes menschliches Wesen zu töten! Keinen!« »Sie haben Maigran entführt, Großvater«, sagte Lewin. »Sie haben Maigran und Colline entführt und ihnen weh getan. Sie... « »Es gibt keinen Grund!« brüllte Adan, der vor Wut zitterte. »Wir müssen akzeptieren, was geschieht. Unsere Leiden wurden gesandt, um unseren Glauben zu prüfen! Wir akzeptieren und halten durch! Wir morden nicht! Ihr seid nicht vom Weg abgewichen, ihr habt ihn verlassen. Ihr seid keine Da'schain mehr! Ihr seid verdorben, und ich lasse nicht zu, daß ihr die Aiel verderbt. Verlaßt uns, ihr Fremden! Mörder! Ihr seid in den Wagen der Aiel nicht mehr willkommen.« Er wandte ihnen den Rücken zu und schritt davon, als existierten sie nicht mehr. Saralin und Nerrine gingen hinter ihm her und führten die Mädchen.
    »Mutter?« sagte Lewin, und er machte sich ein wenig kleiner, als sie ihn mit kaltem Blick ansah. »Mutter, bitte... « »Wer seid Ihr, der mich so anspricht? Ich hatte einst einen Sohn, der so ähnlich aussah. Ich will dieses Gesicht nicht an einem Mörder sehen.« Und sie führte Maigran hinter den anderen her.
    »Ich bin immer noch ein Aiel«, schrie Lewin, aber sie blickten nicht um. Er glaubte, Luca weinen zu hören. Der Wind frischte auf, wirbelte den Staub hoch, und er verschleierte sein Gesicht. »Ich bin ein Aiel!« Wild huschende Lichter bohrten sich in Rands Augen. Der Schmerz des Verlustes, den Lewin erlitten hatte, klang noch in ihm nach, und in seinem Hirn herrschte ein heilloses Durcheinander. Lewin hatte keine Waffe getragen. Er hatte nicht einmal gewußt, wie man eine Waffe verwendet. Er hatte Angst vor dem Töten gehabt. Das ergab keinen Sinn.
    Er war nun beinahe gleichauf mit Muradin, aber der Mann bemerkte seine Anwesenheit gar nicht. Muradins Gesicht war wie eine erstarrte Fratze. Schweiß rann ihm über die Stirn. Er bebte, als wolle er davonlaufen.
    Rands Füße trugen ihn vorwärts, und zurück.

KAPITEL
26

    Die Geweihten
    V orwärts und zurück. Adan lag in der Sandgrube und drückte die weinenden Kinder seines toten Sohnes an seine Brust. Sie preßten ihre Gesichter an seinen zerlumpten Mantel. Auch über seine Wangen rollten Tränen, aber er verhielt sich leise und spähte vorsichtig über den Rand hinaus. Mit fünf und sechs Jahren konnte man Maigran und Lewin das Recht zu weinen nicht absprechen. Adan war überrascht, daß er selbst noch Tränen hervorbrachte.
    Einige der Wohnwagen brannten. Die Toten lagen noch da, wo sie gefallen waren. Die Pferde hatte man bereits weggetrieben, außer wenigen, die noch an die Wagen geschirrt waren. Die Wagen selbst hatte man geleert und ihre Besitztümer auf dem Boden aufgestapelt. Ausnahmsweise einmal achtete er nicht auf die Dinge in den Kisten, die von den Aes Sedai den Aiel zur Aufbewahrung übergeben worden waren, und die nun im Schmutz herumlagen. Das oder die toten Aiel sah er nicht zum erstenmal, aber diesmal beachtete er das alles nicht. Die Männer mit den Speeren und Bögen und Schwertern, die das Blutbad angerichtet

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