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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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marschieren wir los, Mat?« fragte Baran.
    »Ich weiß nicht«, antwortete er bedächtig. »Ich glaube nicht, daß Rand einen Krieg anfängt.« Es sei denn, er war bereits dabei, verrückt zu werden. Dieser Gedanke war kaum erträglich.
    Die anderen sahen ihn an, als habe er ihnen versichert, die Sonne werde morgen nicht aufgehen.
    »Wir stehen natürlich alle dem Lord Drachen loyal gegenüber.« Edorion blickte finster seine Karten an. »Aber draußen auf dem Land... Ich hörte, daß ein paar der Hochlords, nur wenige allerdings, versucht haben, dort ein Heer aufzustellen, das den Stein zurückerobern soll.« Plötzlich sahen alle an Mat vorbei. Nur Estean bemühte sich immer noch, seine Karten richtig einzuordnen. »Wenn der Lord Drache uns in den Krieg führt, wird davon natürlich nichts mehr übrigbleiben. Auf jeden Fall sind wir hier im Stein loyal. Die Hochlords auch, da bin ich sicher. Es sind nur ein paar, draußen auf dem Land.« Ihre Loyalität würde ihre Angst vor dem Wiedergeborenen Drachen nicht überdauern. Einen Augenblick lang hatte Mat das Gefühl, er lasse Rand inmitten einer Schlangengrube im Stich. Dann erinnerte er sich daran, wer Rand war. Es war eher, als lasse er ein Wiesel auf einem Hühnerhof zurück. Rand war sein Freund gewesen. Aber der Wiedergeborene Drache... Wer kann schon ein Freund des Wiedergeborenen Drachen sein? Ich lasse niemanden im Stich. Er könnte wahrscheinlich den Stein über ihren Köpfen zusammenstürzen lassen, wenn er wollte. Über meinem Kopf auch. Er sagte sich wieder, es sei höchste Zeit, zu gehen.
    »Keine Fischertöchter«, murmelte Estean. »Du wirst mit dem Lord Drachen sprechen.« »Du bist dran, Mat«, sagte Carlomin schüchtern. Er wirkte zumindest halbwegs verängstigt, obwohl Mat nicht sagen konnte, wovor er Angst hatte - daß Estean Mat wieder wütend machen werde oder daß ihr Gespräch auf das Thema Loyalität zurückkommen könne? »Kaufst du die fünfte Karte, oder steigst du aus?« Mat wurde bewußt, daß er nicht aufgepaßt hatte. Jeder außer ihm selbst und Carlomin hatte fünf Karten. Nur Reimon hatte seine umgedreht auf den Tisch gelegt, um zu zeigen, daß er ausgestiegen war. Mat zögerte, gab vor, zu überlegen, seufzte dann und warf eine weitere Münze auf den Stapel.
    Als die Silberkrone sich auf dem Tisch überschlug, fühlte er plötzlich, wie sein Glück sich von einem Rinnsal zu einem reißenden Strom verstärkte. Jedes Klimpern von Silber auf der hölzernen Tischfläche hallte in seinem Kopf nach. Er hätte bei jedem Überschlag der Münze voraussagen können, auf welche Seite sie fallen werde. Genauso wußte er bereits, welche Karte er als letzte von Carlomin erhalten werde.
    Er schob seine Karten auf dem Tisch zusammen und breitete sie dann in der Hand zum Fächer aus. Neben den anderen vier stand da nun der Herr der Flammen, und der wurde dargestellt von der Amyrlin, die eine Flamme auf der Handfläche hielt. Sie sah allerdings überhaupt nicht wie Siuan Sanche aus. Welche Gefühle die Tairener auch den Aes Sedai gegenüber hegten, zumindest erkannten sie die Macht von Tar Valon an, auch wenn der Herr der Flammen der niedrigste der Könige war.
    Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, alle fünf Könige in die Hand zu bekommen? Sein Glück war am stärksten ausgeprägt, wo der Zufall herrschte, wie beim Würfeln, aber nun wurde es anscheinend auch beim Kartenspielen immer besser. »Das Licht soll meine Knochen zu Asche verbrennen, wenn das nicht hinhaut«, knurrte er. Oder zumindest wollte er das sagen.
    »Da!« Estean schrie es beinahe heraus. »Diesmal kannst du es nicht verleugnen! Das war die Alte Sprache. Irgend etwas von Brennen und Knochen.« Er sah sich grinsend am Tisch um. »Mein Hauslehrer wäre stolz auf mich. Ich sollte ihm ein Geschenk schicken. Falls ich herausfinden kann, wohin er gezogen ist.« Von Adligen erwartete man, daß sie die Alte Sprache beherrschten, obwohl in Wirklichkeit die meisten auch nicht mehr davon kannten als Estean. Die jungen Lords stritten sich offensichtlich darum, was genau Mat gesagt hatte. Sie schienen zu glauben, er habe über die Hitze geflucht.
    Mat bekam eine Gänsehaut, als er sich ins Gedächtnis zurückzurufen versuchte, welche Worte er gerade benützt hatte. Unverständliches Zeug, aber fast schien er es doch zu verstehen! Seng Moiraine! Wenn sie mich in Ruhe gelassen hätte, hätte ich nicht diese Gedächtnislücken, so groß, daß ein Planwagen mitsamt Gespann hindurchpaßt, und ich

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