Der Schatten erhebt sich
würde nicht so ein... was es auch, verflucht noch mal, ist, daherquatschen! Er würde außerdem die Kühe seines Vaters melken, anstatt mit einer Tasche voll Gold durch die Weltgeschichte zu spazieren, doch er schaffte es, diesen letzten Gedanken noch einmal beiseite zu lassen.
»Seid ihr zum Spielen hier«, fragte er grob, »oder um wie die alten Weiber über ihrem Strickzeug zu klatschen?« »Um zu spielen«, antwortete Baran knapp. »Drei Kronen, Gold!« Er warf die Münzen auf den Haufen in der Mitte des Tisches.
»Und noch mal drei dazu!« Estean bekam einen Schluckauf, warf aber seinerseits sechs Goldkronen auf den Tisch.
Mat unterdrückte ein Grinsen und vergaß die Alte Sprache. Es war einfach genug: Er wollte schlicht nicht mehr daran denken. Außerdem: Wenn sie jetzt wirklich mit den Einsätzen in die Vollen gingen, würde er vielleicht genug gewinnen, um am Morgen abreisen zu können. Und wenn er wirklich verrückt genug ist, einen Krieg anzufangen, dann haue ich ab, auch wenn ich den ganzen Weg laufen muß.
Draußen in der Dunkelheit krähte ein Hahn. Mat wurde unruhig, auch wenn er sich selbst einen Narren schimpfte. Niemand würde sterben.
Sein Blick fiel auf die Karten, und dann kniff er erstaunt die Augen zu. Die Flamme der Amyrlin war durch ein Messer ersetzt worden. Während er sich sagte, er sei übermüdet und sehe schon Gespenster, hob sie die winzige Klinge und stieß sie ihm in den Handrücken.
Mit einem heiseren Aufschrei warf er seine Karten weg und ließ sich nach hinten fallen, wobei sein Stuhl umstürzte und er mit beiden Füßen im Fallen gegen den Tisch trat. Die Luft schien sich wie zu Honig zu verdichten. Alles bewegte sich nur noch wie in Zeitlupe, und trotzdem schien alles zur gleichen Zeit zu geschehen. Andere Schreie erklangen wie ein Echo der seinen, und sie verhallten wie in einer Höhle. Er fiel unendlich langsam zusammen mit dem Stuhl nach hinten und in die Tiefe, während der Tisch nach oben schwebte.
Der Herr der Flammen hing in der Luft, wurde immer größer und betrachtete ihn mit einem grausamen Lächeln. Sie aber, nun beinahe schon lebensgroß, trat aus der Karte heraus; noch immer eine gemalte Gestalt ohne Tiefe, stach sie mit dem Messer nach ihm, und das Messer war rot von Blut, seinem Blut, als habe es bereits in seinem Herzen gesteckt. Neben ihr begann der Herr der Pokale zu wachsen, und der tairenische Hochlord zog sein Schwert.
Mat schwebte, doch schaffte er es irgendwie, den Dolch in seinem linken Ärmel zu erreichen und ihn mit einer flüssigen Bewegung direkt in Richtung auf das Herz der Amyrlin zu werfen. Falls dieses Ding ein Herz hatte. Das zweite Messer rutschte glatt in seine linke Hand, und er warf es noch geschmeidiger. Die beiden Messer schwebten wie Daunenfedern durch die Luft auf ihre Ziele zu. Er hätte gern geschrien, aber dieser erste Aufschrei aus Schreck und Zorn hatte seinen Mund noch nicht einmal ganz verlassen. Die Herrin der Ruten wuchs nun neben den beiden anderen empor. Es war die Königin von Andor, die ihre Rute wie einen Knüppel in der Hand hielt. Unter ihrem rotgoldenen Haar war die verzerrte Fratze einer Wahnsinnigen zu sehen.
Er fiel noch immer und schrie noch immer diesen einen, ersten, langgezogenen Schrei. Die Amyrlin war aus ihrer Karte herausgekommen, und der Hochlord verließ gerade die seine mit dem gezogenen Schwert in der Hand. Die flachen Gestalten bewegten sich beinahe so langsam wie er. Beinahe. Er war sich sicher, daß der Stahl in ihren Händen schneiden konnte, und zweifellos würde die Rute einen Schädel zu Brei hämmern. Seinen Schädel.
Seine Dolche bewegten sich wie durch Gelatine. Er wußte nun, daß der Hahn für ihn gekräht hatte. Was sein Vater auch immer sagen mochte, dieses Omen war etwas Wirkliches. Doch er würde nicht aufgeben und sterben. Irgendwie gelang es ihm, zwei weitere Dolche aus seiner Jacke hervorzuholen und einen in jede Hand zu nehmen. Er wand sich in der Luft herum, um seine Füße unter sich zu bekommen, und warf ein Messer auf die Gestalt mit dem goldenen Haar und dem Knüppel. Das andere behielt er in der Hand, während er sich zu drehen versuchte und auf den Füßen landen wollte, damit er...
Die Welt schwankte, und alle Bewegungen liefen wieder in normaler Geschwindigkeit ab. Er landete schwerfällig und so hart auf der Seite, daß ihm zuerst die Luft wegblieb. Verzweifelt bemühte er sich, auf die Beine zu kommen, und zog ein weiteres Messer aus der Jacke hervor. Man kann
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