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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schnell riß sie die Hand zurück und schnappte nach Luft. Die geballten Emotionen schwirrten noch in ihrem Kopf herum. Selbst ihre letzten Zweifel waren nun verflogen. Das war es, wonach die Schwarzen Ajah suchten. Und wenn es sich in Tel'aran'rhiod noch auf diesem Podest befand, dann war es auch in der wirklichen Welt noch da. Sie hatte die anderen überholt. Auf diesem weißen Steinpodest.
    Sie wirbelte herum und blickte zu der Glasvitrine hinüber, in der sich das Cuendillar-Siegel befand, um den Fleck wiederzufinden, an dem sie zuerst gestanden hatte, als sie Moghedien sah. Die Frau hatte dieses Podest angesehen, die Armbänder und die Halskette. Moghedien mußte also Bescheid wissen. Aber...
    Alles um sie herum drehte sich und verschwamm, verblaßte.
    »Wach auf, Nynaeve«, murmelte Elayne und unterdrückte ein Gähnen, als sie die Schlafende an der Schulter rüttelte. »Es muß bestimmt schon eine Stunde um sein. Ich möchte endlich auch schlafen. Wach auf, oder ich werde ausprobieren, wie es dir gefällt, mit dem Kopf in einem Eimer Wasser zu stecken.« Nynaeve schlug die Augen auf und blickte zu ihr hoch. »Wenn sie weiß, was es ist, warum hat sie es ihnen dann nicht gegeben? Wenn sie wissen, wer sie ist, warum muß sie dann in Tel'aran'rhiod suchen? Verbirgt sie sich auch vor ihnen?« »Wovon sprichst du eigentlich?« Sie rappelte sich mit fliegenden Zöpfen hoch und lehnte sich gegen das Kopfbrett des Bettes. Dann zog Nynaeve ihr Seidenhemd züchtig herunter. »Ich sage dir, wovon ich spreche.« Elayne blieb der Mund offen stehen, als sie ihr berichtete, was aus dem geplanten Treffen mit Egwene geworden war. Die Suche mit Hilfe ihrer eigenen inneren Not. Moghedien. Birgitte und Gaidal Cain. Die Halskette und die Armbänder aus schwarzem Metall. Asmodean in der Wüste. Eines der Siegel vom Gefängnis des Dunklen Königs im Panarchenpalast. Elayne sank mit weichen Knien auf eine Bettkante hernieder, lange bevor Nynaeve noch Temaile und die Panarchin erreicht hatte, die sie ganz nebenher noch erwähnte. Und wie sie ihr Aussehen geändert und sich als Rendra dargestellt hatte. Wäre Nynaeves Miene nicht ernst und sogar grimmig gewesen, hätte Elayne beinahe glauben können, es sei eine von Thoms wilderen Geschichten.
    Egeanin, die mit übergeschlagenen Beinen in ihrem Leinenhemd dasaß, die Hände auf den Knien, blickte ungläubig drein. Elayne hoffte nur, Nynaeve werde keinen Krach anfangen, weil sie die Fesseln der Frau gelöst hatte.
    Moghedien. Das war der erschreckendste Teil. Eine der Verlorenen in Tanchico. Eine der Verlorenen hatte die Macht um sie beide verwebt und sie gezwungen, ihr alles zu sagen. Elayne konnte sich nicht um alles in der Welt daran erinnern. Der Gedanke allein reichte schon, daß sie die Hände auf ihren mit einemmal schmerzenden Magen preßte. »Ich weiß nicht, ob Moghedien« - Licht, kann sie wirklich einfach so hereingekommen sein und uns...? -»sich vor Liandrin und den anderen verbirgt, Nynaeve. Es klingst aber schon wahrscheinlich, wenn man danach geht, was Birgitte« - Licht, Birgitte, und sie gibt ihr Ratschläge! - »über sie sagte.« »Was auch immer Moghedien vorhaben mag«, sagte Nynaeve mit nervös wirkender Stimme, »so habe ich auf jeden Fall vor, ein Hühnchen mit ihr zu rupfen.« Sie sackte zurück gegen das mit Blumen verzierte Kopfbrett. »Und auf alle Fälle müssen wir auch das Siegel vor ihnen in Sicherheit bringen, genau wie die Halskette und die Armbänder.« Elayne schüttelte den Kopf. »Wie kann Schmuck für Rand gefährlich sein? Bist du sicher? Sind das Ter'Angreal von irgendeiner Art? Wie haben sie genau ausgesehen?« »Sie sahen jedenfalls wie eine Halskette und Armbänder aus«, fauchte Nynaeve frustriert zurück. »Zwei Gliederarmbänder aus einem schwarzen Metall, und dazu eine weite Halskette, wie ein schwarzes Halsband...« Ihr Blick schoß zu Egeanin hinüber, aber Elaynes Blick war genauso schnell.
    Unbeeindruckt richtete sich die dunkelhaarige Frau auf und setzte sich auf die Fersen. »Ich habe noch nie von einem A'dam gehört, der für einen Mann angefertigt wurde, und auch noch nie von einem, wie Ihr ihn beschreibt. Niemand versucht auch nur, einen Mann unter Kontrolle zu bringen, der die Macht lenken kann.« »Aber genau dafür ist es bestimmt«, sagte Elayne bedächtig. Oh, Licht, ich hatte wohl gehofft, daß es so etwas nicht gibt... Wenigstens hatte Nynaeve ihn zuerst entdeckt, und damit hatten sie eine Chance, die anderen davon

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