Der Schatten erhebt sich
abzuhalten, ihn gegen Rand anzuwenden.
Nynaeve zog die Augen zusammen, als sie Egeanins freie Hände bemerkte, aber sie gab keinen Kommentar. »Moghedien ist bestimmt die einzige, die davon weiß. Sonst ergäbe es keinen Sinn. Wenn wir uns in den Palast einschleichen, können wir das Siegel und den... was immer es ist, an uns nehmen. Und falls wir auch noch Amathera herausbringen, haben Liandrin und ihre Hexen plötzlich die Legion des Panarchen und die Miliz auf dem Hals, und vielleicht sogar noch die Weißmäntel. Sie werden auch mit Hilfe der Macht aus einer solchen Falle nicht entrinnen! Das Problem ist nur, unbemerkt hineinzukommen.« »Ich habe auch schon darüber nachgegrübelt«, sagte Elayne, »aber ich fürchte, die Männer werden da nicht mitmachen.« »Überlasse die mal ruhig mir«, schnaubte Nynaeve. »Ich... « Im Flur plumpste und klapperte etwas. Ein Mann schrie auf, und dann herrschte genauso plötzlich wieder Stille. Thom saß draußen Wache.
Elayne eilte hin, um die Tür zu öffnen, und griff dabei nach Saidar. Nynaeve kam gleich hinterher und auch Egeanin.
Thom rappelte sich gerade vom Boden auf und hielt sich mit einer Hand den Kopf. Juilin mit seinem Stock und Bayle Domon mit dem Knüppel standen über einem Mann mit hellblondem Haar, der mit dem Gesicht nach unten bewußtlos am Boden lag.
Elayne eilte zu Thom und bemühte sich sanft, ihm aufzuhelfen. Er lächelte sie dankbar an, schob aber stur ihre helfenden Hände beiseite. »Es geht mir ganz gut, Kind.« Ganz gut? An seiner Schläfe schwoll eine beachtliche Beule an. »Der Bursche kam den Flur entlang, als er mir plötzlich gegen den Kopf trat. Schätze, der war hinter meiner Börse her.« Einfach so. Vor den Kopf getreten, aber es ging ihm gut.
»Er hätte sie auch bekommen«, sagte Juilin, »wenn ich nicht gekommen wäre, um nachzusehen, ob Thom abgelöst werden wollte.« »Als ob ich nicht aus dem gleichen Grund da sein«, murmelte Domon. Ihre Feindseligkeit schien ausnahmsweise einmal gar nicht so ausgeprägt.
Elayne brauchte einen Augenblick, aber dann wurde ihr klar, warum. Nynaeve und Egeanin standen nur mit den dünnen Hemdchen bekleidet im Flur. Juilin beäugte beide so wohlgefällig, daß er Schwierigkeiten mit Rendra bekommen hätte, wäre sie zugegen gewesen. Er bemühte sich aber, es nicht zu offensichtlich werden zu lassen. Domon gab sich allerdings keine Mühe, seine offene Bewunderung für Egeanin zu verbergen. Er verschränkte die Arme und spitzte die Lippen auf eine widerliche Art, während er sie von Kopf bis Fuß musterte.
Den beiden Frauen wurde das schnell klar, aber ihre Reaktionen waren ganz unterschiedlich. Nynaeve in ihrem dünnen, weißen Seidenhemd warf dem Diebfänger einen abweisenden Blick zu und schritt steif in das Zimmer zurück, wobei sie mit rotem Kopf noch einmal um den Türrahmen herum zurückblickte. Egeanin, deren Leinenhemd erheblich länger und dichter war als das Nynaeves - die Frau, die kühl und überlegen geblieben war, als man sie zur Gefangenen machte, und die kämpfte wie ein Behüter -, riß die Augen weit auf, lief puterrot an und schnappte nach Luft. Elayne blickte ihr entgeistert hinterher, als die Seanchanfrau einen erschreckten Schrei losließ und ins Zimmer zurücksprang.
Türen wurden aufgerissen, und überall am Flur steckten die Leute die Köpfe neugierig heraus. Sie verschwanden allerdings augenblicklich wieder, und die Türen knallten zu, als die Leute den auf dem Boden liegenden Mann erblickten und die über ihn gebeugten Menschen. Schwere Schleifgeräusche deuteten an, daß einige Gäste sich einschlossen und dazu noch Betten oder Schränke vor die Türen schoben, um sie zu verrammeln.
Lange Augenblicke später äugte Egeanin um die Türkante. Sie war immer noch rot bis zum Haaransatz. Elayne konnte das nicht verstehen. Sicher, die Frau stand im Unterhemd da, aber es bedeckte sie fast genauso vollständig, wie Elaynes Taraboner Kleid diese verhüllte. Trotzdem hatten Juilin und Domon kein Recht, sie so anzustarren. Sie fixierte die beiden mit einem Blick, der sie sofort zur Ordnung rufen sollte.
Unglücklicherweise war Domon zu sehr damit beschäftigt, zu schmunzeln und sich die Oberlippe zu reiben. Zumindest aber Juilin bemerkte ihren Blick, doch er seufzte lediglich schwer, wie es die Männer taten, wenn sie sich unfair behandelt oder mißverstanden fühlten. Er mied ihren Blick und bückte sich, um sich den hellblonden Burschen auf den Rücken zu hieven. Ein
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