Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
hatte. Das war ihr immer noch ein Rätsel. Sie mußte die Abschirmung wohl nachlässig verknotet und abgenabelt haben. Aber wenn Moghedien selbst in dieser Lage nicht gewillt gewesen war, ihr noch einmal gegenüberzutreten, obwohl ihr klar sein mußte, daß sie erschöpft war, dann würde sie wahrscheinlich auch jetzt nicht mehr eingreifen. Nicht wegen einer Sache, die ihren eigenen Worten nach nicht viel wert war. Das gleiche galt aber bestimmt nicht für Liandrin. Falls Liandrin auch nur die Hälfte von dem herausfand, was geschehen war, wäre sie gewiß hinter ihnen her.
    »Die Rechtsprechung der Tochter-Erbin«, murmelte Thom, »dürfte noch Vorrang haben vor der der Panarchin. Es sind Männer durch den Eingang in den Palast eingedrungen, als wir weggingen, und ich glaube, andere waren da schon zum Haupteingang hineingelangt. Ich sah aus mehreren Fenstern Rauch dringen. Bis heute abend wird vielleicht nicht mehr als eine glimmende Ruine übrig sein. Dann ist es nicht mehr nötig, daß die Soldaten nach den Schwarzen Ajah suchen, und so gewinnt »Thera« Zeit, um ein paar Tage lang Erfahrungen zu sammeln, wie Ihr es wünscht. Ihr werdet eines Tages eine prächtige Königin abgeben, Elayne von Andor.« Elaynes geschmeicheltes Lächeln verflog, als sie ihn ansah. Schnell erhob sie sich, ging um den Tisch herum, kramte in seinen Taschen nach einem Taschentuch und begann damit, ihm trotz seiner Proteste das Blut von der Stirn zu tupfen. »Haltet still«, befahl sie ihm, aber es klang wie bei einer Mutter, die sich um ihr krankes Kind kümmert.
    »Könnten wir wenigstens zu sehen bekommen, wofür wir unsere Hälse riskierten?« fragte er, als ihm klar wurde, daß Elayne genau das tun werde, was sie wollte.
    Nynaeve öffnete ihre Gürteltasche und legte den Inhalt vor sie auf den Tisch: die schwarzweiße Scheibe, die geholfen hatte, den Dunklen König in seinem Gefängnis festzuhalten, und Halsband und Armbänder, die solche Wellen von Trauer und Schmerz bei ihr verursachten, bis sie sie hingelegt hatte. Alle versammelten sich um den Tisch, um diese Gegenstände zu betrachten.
    Domon befühlte das Siegel. »Ich haben einst ein Ding wie dieses in Besitz.« Nynaeve bezweifelte das. Es waren ja nur sieben angefertigt worden. Drei waren jetzt kaputt, ob sie nun aus Cuendillar bestanden oder nicht. Eine befand sich in Moiraines Händen. Vier blieben übrig. Wie gut konnten vier davon das Gefängnis im Shayol Ghul abriegeln? Der Gedanke ließ ihr einen Schauder den Rücken herunterlaufen.
    Egeanin berührte das Halsband und schob dann die Armbänder ein Stück davon weg. Falls sie die darin gefangenen Gefühle irgendwie empfangen konnte, ließ sie sich jedenfalls nichts anmerken. Vielleicht konnte man das auch nur fühlen, wenn man den Gebrauch der Macht beherrschte. »Es ist kein Adam«, sagte die Seanchanfrau. »Der besteht aus einem silbrigen Metall und ist in einem Stück gefertigt, nicht in Gliedern.« Nynaeve wäre es lieber gewesen, die andere hätte den Adam nicht erwähnt. Aber sie hat noch nie ein Armband zu einem A'dam getragen. Und diese arme Frau, von der sie erzählte, hat sie gehen lassen. Arme Frau, ha! Sie - diese Bethamin - war doch diejenige, die andere Frauen mit Hilfe eines A'dam unterdrückte. Egeanin hatte mehr Mitgefühl bewiesen, als Nynaeve zu zeigen bereit gewesen wäre. »Es ist mindestens einem A'dam genauso ähnlich, wie Ihr und ich uns ähnlich sind, Egeanin.« Die Frau blickte überrascht auf, aber nach einem Augenblick nickte sie. Gar nicht so viel anders. Zwei Frauen, von denen jede ihr Bestes gab.
    »Wollt Ihr jetzt Liandrin immer noch weiterverfolgen?« Juilin setzte sich mit verschränkten Armen an den Tisch und betrachtete die Gegenstände noch etwas eingehender. »Ob sie nun aus Tanchico verjagt wird oder nicht, jedenfalls befindet sie sich immer noch in Freiheit. Und die anderen auch. Aber sie scheinen mir zu wichtig, um sie einfach nicht mehr zu beachten. Ich bin nur ein Diebfänger, aber ich würde sagen, man muß sie zur Weißen Burg bringen, um sie dort gefangenzusetzen.« »Nein!« Nynaeve war über ihre eigene Vehemenz erstaunt. Die anderen aber auch, so, wie sie Nynaeve mit großen Augen anblickten. Gemächlich nahm sie das Siegel wieder in die Hand und steckte es in ihre Tasche zurück. »Das hier muß in die Burg. Aber die anderen... « Sie wollte die schwarzen Gegenstände gar nicht mehr berühren. Falls sich die auch in der Burg befanden, würden möglicherweise die Aes Sedai

Weitere Kostenlose Bücher