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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Steingut, legte den dritten Papierbogen zur Seite und begann einen vierten.
    Ban al'Seen schob sich mit dem Bogen in der Hand durch die Tür herein und rieb sich mit einem Finger unsicher über den Rücken seiner großen Nase. »Die Aiel sind zurück«, sagte er ruhig, doch dabei bewegte er die Füße, als könnten sie nicht stillstehen. »Trollocs kommen von Norden und Süden her. Tausende, Lord Perrin.« »Nennt mich nicht so«, sagte Perrin geistesabwesend, während er finster auf das Blatt hinabschaute. Er konnte einfach nicht gut mit Worten umgehen. Er war nicht in der Lage, Dinge so hübsch und kunstvoll auszudrücken, wie es den Frauen gefiel. Er konnte eben nur niederschreiben, was er fühlte. Wieder stippte er die Feder ins Tintenfaß und fügte ein paar Zeilen hinzu.
    Ich werde nicht um Vergebung für das bitten, was ich tat. Ich weiß nicht einmal, ob Du mir überhaupt vergeben könntest, aber ich bitte Dich auch gar nicht darum. Du bist wertvoller als das Leben für mich. Glaube niemals, ich hätte Dich verlassen. Wenn die Sonne ihren Schein über Dich wirft, dann ist es mein Lächeln. Wenn Du den Wind durch die Apfelblüten rauschen hörst, dann flüstere ich Dir zu, daß ich Dich liebe. Meine Liebe gehört auf ewig Dir.
    Perrin Einen Augenblick lang las er, was er da geschrieben hatte. Es sagte nicht genug aus, aber es würde reichen müssen. Er hatte genausowenig die richtigen Worte wie die notwendige Zeit. Er löschte sorgfältig die feuchte Tinte mit Sand und faltete die Blätter. Beinahe hätte er ›Faile Bashere‹ auf die Außenseite geschrieben, aber gerade noch rechtzeitig wandelte er es zu ›Faile Aybara‹ ab. Ihm fiel ein, daß er noch nicht einmal wußte, ob auch in Saldaea eine Frau den Familiennamen ihres Mannes annahm. Es gab Gegenden, wo das nicht der Brauch war. Nun, sie hatte ihn an den Zwei Flüssen geheiratet, also würde sie sich mit den örtlichen Bräuchen abfinden müssen.
    Er stellte den Brief in die Mitte des Kaminsimses. Vielleicht würde sie ihn eines Tages in Händen halten.
    Dann rückte er das breite, rote Hochzeitsband unter seinen Kragen, damit die Enden richtig über seine Revers hingen. Das sollte er sieben Tage lang tragen, um jedem, der ihn sah, mitzuteilen, daß er frisch verheiratet sei. »Ich werde mich bemühen«, sagte er leise zu dem Brief. Faile hatte versucht, ihm ein Hochzeitsband in den Bart einzuflechten. Jetzt wünschte er, er hätte es zugelassen.
    »Verzeihung, Lord Perrin«, sagte Ban, der immer noch nervös von einem Fuß auf den anderen trat. »Ich habe Euch nicht verstanden.« Aram kaute auf seiner Unterlippe. Die Augen hatte er voller Angst weit aufgerissen.
    »Zeit, an die Arbeit zu gehen«, sagte Perrin. Vielleicht würde sie den Brief erhalten. Irgendwie. Er nahm seinen Bogen vom Tisch und hängte ihn sich über. Axt und Köcher hingen bereits an seinem Gürtel. »Und nennt mich nicht so!« Vor der Schenke hatten sich die ›Kameraden‹ bereits versammelt und waren aufgesessen. Wil al'Seen trug diese närrische Flagge mit dem Wolfskopf. Der lange Stock ruhte auf seinem Steigbügel. Wie lange war es her, daß Wil sich geweigert hatte, das Ding zu tragen? Jetzt beharrten die Überlebenden jener, die sich ihm ganz zu Anfang angeschlossen haben, eifersüchtig auf ihrem Recht. Wil, den Bogen übergehängt und das Schwert an der Hüfte, wirkte so stolz wie ein rechter Idiot.
    Als Ban in den Sattel kletterte, hörte Perrin, wie er sagte: »Der Mann ist so kalt wie ein Teich im Winter. Wie Eis. Vielleicht wird es heute nicht so schlimm.« Er achtete kaum auf das Gerede der anderen. Die Frauen hatten sich auf dem Anger versammelt.
    Sie bildeten ein engen Kreis um den hohen Mast, an dem die größere Flagge mit dem Wolfskopf im leichten Wind flatterte. Fünf oder sechs standen da hintereinander, Schulter an Schulter mit denen daneben. Sie trugen Stockwaffen, die sie aus Sensen und Mistgabeln gefertigt hatten. Sogar Äxte hatten sie obenan gebunden, und auch große Küchenmesser und Fleischhaken sah er vereinzelt.
    Seine Kehle zog sich zusammen, als er auf Traber stieg und auf sie zuritt. Die Kinder standen dichtgedrängt innerhalb des Frauenkreises. Alle Kinder von Emondsfeld.
    Er ritt langsam an ihren Reihen vorbei und fühlte, wie ihre Blicke ihm folgten, die der Frauen und die der Kinder. Er witterte Furcht und Sorgen. Den Kindern sah man es an den viel zu blassen Gesichtern an, aber alle rochen danach. Er hielt an, wo Marin al'Vere und Daise Congar

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