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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Stadt sollte sich doch verändert haben in der Zwischenzeit!
    Als sich der Lärm hinter ihnen legte, brachte Thom Amathera gegenüber eine elegante Verbeugung zustande, während er neben ihnen einherhumpelte. »Eine Ehre, Panarchin«, sagte er. »Wenn ich Euch irgendwie dienlich sein kann, müßt Ihr es nur sagen.« Zu Nynaeves Verblüffung blickte Amathera erst zu Elayne hinüber, verzog leicht das Gesicht und erwiderte: »Ihr verwechselt mich, guter Herr. Ich bin nur ein armer Flüchtling vom Land und wurde von diesen guten Frauen gerettet.« Thom tauschte einen erstaunten Blick mit Juilin und Domon, aber als er den Mund öffnete, sagte Elayne: »Könnten wir weitergehen zur Schenke, Thom? Hier ist nicht der richtige Ort für eine gepflegte Unterhaltung.« Als sie den ›Hof der Drei Pflaumen‹ erreichten, überraschte es die Männer ein weiteres Mal, daß Elayne die Panarchin Rendra als Thera vorstellte, einen mittellosen Flüchtling, die eine Schlafstelle brauchte und vielleicht Arbeit, um sich ihren Unterhalt zu verdienen. Die Wirtin zuckte resignierend die Achseln, aber als sie ›Thera‹ in die Küche führte, machte sie der Frau bereits Komplimente über ihr schönes Haar und wie gut sie im richtigen Kleid aussehen werde.
    Nynaeve wartete ab, bis sich alle in der Kammer der Fallenden Blüten einfanden, und dann schloß sie die Tür. Erst jetzt kommentierte sie: »Thera? Und sie hat tatsächlich mitgemacht! Elayne, Rendra wird die Frau in den Schankraum zum Servieren schicken!« Elayne schien keineswegs überrascht. »Ja, wahrscheinlich.« Sie sank seufzend auf einen Stuhl, trat sich die Schuhe von den Füßen und begann, diese lebhaft zu massieren. »Es war nicht schwierig, Amathera davon zu überzeugen, daß sie sich ein paar Tage lang verbergen müsse. Das Gerücht vom Tod der Panarchin könnte leicht ins Gegenteil umschlagen. Statt ›Die Panarchin ist tot‹ hieße es dann ›Tod der Panarchin!‹ So etwas geht schnell. Ich glaube, es hat auch geholfen, daß sie die Auseinandersetzungen so direkt miterlebt hat. Sie will sich nicht darauf verlassen, daß Andric ihr wieder zu ihrem Thron verhilft. Sie wünscht, von ihren eigenen Soldaten wiedereingesetzt zu werden, auch wenn das bedeutet, daß sie sich verstecken muß, bis sie sich mit dem Lordhauptmann der Legion verständigen kann. Ich glaube, Andric wird bei ihr noch einige Überraschungen erleben. Zu schade, daß nicht statt dessen er sie überrascht. Sie hätte es verdient.« Domon und Juilin tauschten einen Blick und schüttelten verständnislos die Köpfe. Egeanin allerdings nickte in sich hinein, als verstünde sie es und halte Elaynes Kommentar für gerechtfertigt.
    »Aber warum?« wollte Nynaeve wissen. »Du warst vielleicht wütend, weil sie sich fortschleichen wollte, aber das jetzt? Wie hat sie das überhaupt schaffen können, obwohl ihr sie zu zweit im Auge hattet?« Egeanins Blick huschte zu Elayne hinüber, so schnell, daß Nynaeve aber nicht ganz sicher war, das wirklich gesehen zu haben.
    Elayne bückte sich und rieb sich die eine Fußsohle. Sie mußte weh getan haben, denn ihre Wangen waren gerötet. »Nynaeve, die Frau hat keine Ahnung davon, wie das Leben einfacher Menschen aussieht.« Als habe sie eine Ahnung! »Ihr scheint tatsächlich einiges an Gerechtigkeit zu liegen - ich glaube es jedenfalls -, aber es störte sie überhaupt nicht, daß im Palast Lebensmittel für ein ganzes Jahr gehortet liegen, während draußen die Leute hungern. Ich habe ihr gegenüber die öffentlichen Suppenküchen erwähnt, und sie wußte nicht einmal, wovon ich spreche! Wenn sie ein paar Tage lang ihren Lebensunterhalt selbst verdienen muß, kann ihr das nur guttun.« Sie streckte die Beine unter dem Tisch aus und bewegte dankbar die Zehen. »Ach, das ist ein schönes Gefühl. Amathera wird das wohl kaum empfinden. Vor allem, weil sie ja die Legion der Panarchen benützen will, um Liandrin und die anderen aus dem Palast zu vertreiben. Schade für sie, aber so ist es nun mal.« »Klar, das muß sie ja tun«, bestätigte Nynaeve energisch. Es war gut, sich hinsetzen zu können, doch sie verstand nicht, warum das Mädchen so mit den Füßen zu tun hatte. Sie waren heute doch kaum gelaufen. »Und je eher, desto besser. Wir brauchen die Panarchin, aber nicht gerade in Rendras Küche.« Sie glaubte nicht, daß es nötig sei, sich über Moghedien Gedanken zu machen. Die Frau hatte alle möglichen Gelegenheiten gehabt, aktiv zu werden, nachdem sie sich befreit

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