Der Schatten erhebt sich
hob eine im Handschuh steckende Hand und ließ die Kolonne anhalten. Es klimperte und die Sättel knarrten. Er blickte Perrin an. »Es ist vollbracht, Schattenabkömmling.« Byars Mund bebte, als wolle er Perrin anknurren, doch Bornhalds Gesichtsausdruck änderte sich nicht und er erhob auch die Stimme keineswegs: »Die Trollocs hier sind besiegt. Also werde ich Euch unserer Einigung gemäß als Schattenfreund und Mörder festnehmen.« »Nein!« Faile wand sich herum und blickte Perrin mit zornigen Augen an. »Was meint er damit: Eurer Einigung gemäß?« Ihre Worte gingen fast im allgemeinen Geschrei von allen Seiten unter: »Nein! Nein!« und »Ihr werdet ihn nicht bekommen!« und »Goldauge!« ertönte es.
Perrin behielt Bornhald im Auge, hob eine Hand, und langsam senkte sich Schweigen über die Menge. Als alles ruhig war, sagte er: »Ich sagte, ich würde keinen Widerstand leisten, wenn Ihr uns helft.« Es überraschte ihn, wie ruhig seine Stimme klang, obwohl in seinem Inneren eine kalte Wut tobte. »Wenn Ihr uns helft, Weißmantel! Wo wart Ihr, als wir Euch brauchten?« Der Mann antwortete nicht.
Daise Congar trat aus dem sie umgebenden Kreis, und mit ihr kam Wit, der ihre Hand hielt, als wolle er sie nie wieder loslassen. Aber auch ihr kräftiger Arm lag um Wits Schultern. Sie gaben schon ein eigenartiges Bild ab: Sie war einen Kopf größer und hielt ihren kleineren Ehemann im Arm, als wolle sie ihn beschützen. Ihre verlängerte Mistgabel stellte sie energisch auf den Boden. »Sie waren auf dem Anger«, verkündete sie laut, »schön aufgereiht und herausgeputzt wie Mädchen, die am Sonnentag zum Tanz gehen. Sie haben sich nicht gerührt. Deshalb sind wir Frauen gekommen...« Zornige Frauenstimmen murmelten zustimmend. »... als wir sahen, daß sie Euch überrennen würden. Sie saßen lediglich untätig hier herum!« Bornhald wandte den Blick keinen Augenblick von Perrin. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Habt Ihr geglaubt, ich würde Euch vertrauen?« höhnte er. »Euer Plan ist nur fehlgeschlagen, weil diese anderen ankamen -ja? -, und daran hattet Ihr keinen Anteil.« Faile rührte sich, doch ohne seinerseits den Blick von dem Mann zu wenden, legte Perrin einen Finger auf ihren Mund, als sie ihn öffnen wollte. Sie biß zu - fest -, sagte aber nichts. Endlich wurde Bornhalds Stimme lauter. »Ich werde Euch hängen sehen, Schattenabkömmling. Ich werde Euch hängen sehen, gleich, was ich dafür tun muß! Ich werde dafür sorgen, daß Ihr sterbt, und wenn die ganze Welt dafür brennt!« Das letzere schrie er. Byars Schwert glitt eine Handbreit aus der Scheide. Ein kräftig gebauter Weißmantel hinter ihm, der Perrins Erinnerung nach Farran hieß, zog sein Schwert ganz heraus, wobei er erfreut lächelte - ein krasser Gegensatz zu Byars wütender Grimasse.
Sie erstarrten jedoch, als es in den vielen Köchern klapperte und Pfeile herausgezogen und aufgelegt wurden. Im ganzen Kreis hoben sich die Langbögen, und jeder Hammerkopfpfeil zeigte auf einen Weißmantel. Die ganze breite Kolonne entlang knarrten die Sättel, als sich die Männer nervös bewegten. Bornhald zeigte kein Anzeichen von Furcht, und er roch auch nicht danach. Seine Witterung bestand praktisch nur aus Haß. Sein fiebriger Blick huschte über die Reihen der Menschen von den Zwei Flüssen, die seine Truppe umstanden, und kehrte dann genauso hitzig und haßerfüllt zu Perrin zurück.
Perrin machte eine Bewegung nach unten, und die Bogensehnen wurden zögernd entspannt, die Bögen langsam gesenkt. »Ihr wolltet nicht helfen.« Seine Stimme klang wie kalter Stahl, hart wie ein Amboß. »Seit Ihr an die Zwei Flüsse kamt, war alle Hilfe, die Ihr geleistet habt, mehr oder weniger zufällig. Es war Euch im Grunde gleich, ob die Menschen obdachlos oder gar getötet wurden, solange Ihr nur jemanden finden konntet, den Ihr als Schattenfreund bezeichnet.« Bornhald schauderte, obwohl sein Blick immer noch glühte. »Es ist höchste Zeit für Euch, zu gehen. Nicht nur aus Emondsfeld. Es ist höchste Zeit für Euch, Eure Truppe zu sammeln und die Zwei Flüsse zu verlassen. Jetzt gleich, Bornhald. Ihr werdet jetzt abreiten.« »Ich werde dafür sorgen, daß Ihr eines Tages hängt«, sagte Bornhald leise. Er riß seine Hand nach oben und gab der Kolonne das Zeichen, ihm zu folgen. Dabei trat er seinem Pferd in die Flanken, als wolle er Perrin überreiten.
Perrin richtete Traber zur Seite aus. Er wollte, daß diese Männer wegritten. Es sollte
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