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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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kein Blutvergießen mehr geben. Sollte der Mann doch seinen Trotz öffentlich zeigen.
    Bornhald wandte sich nicht mehr um, doch der hohlwangige Byar warf ihm schweigend noch einen haßerfüllten Blick zu. Farran dagegen sah ihn irgendwie bedauernd an, aus welchem Grund auch immer. Die anderen blickten stur geradeaus, als sie mit klimperndem Sattelzeug und Hufgeklapper vorbeiritten. Schweigend öffnete sich der Kreis und ließ sie in Richtung Norden hinausreiten.
    Eine Gruppe von zehn oder zwölf Männern schritt auf Perrin zu, während noch die letzten Weißmäntel vorbeiritten. Einige davon trugen völlig unpassende Teile alter Rüstungen, und alle grinsten nervös. Er erkannte keinen von ihnen. Ein Bursche mit ledrigem Gesicht und breiter Nase schien ihr Anführer zu sein. Sein Graukopf war bloß, doch ein rostiges Kettenhemd hing ihm bis an die Knie herunter. Drunter trug er offensichtlich ein Bauernhemd, dessen Kragen oben noch herausschaute. Er verbeugte sich ungeschickt über seinen Bogen. »Jerinvar Barstere, Lord Perrin. Man nennt mich Jer.« Er sprach hastig, als habe er Angst, unterbrochen zu werden. »Entschuldigt, daß ich Euch belästige. Einige von uns werden die Weißmäntel ein Stück begleiten und überwachen, wenn es Euch recht ist. Viele von uns möchten nach Hause, auch wenn wir kaum vor Einbruch der Dunkelheit ankommen werden. In Wachhügel befinden sich noch mal genauso viele Weißmäntel, aber die wollten nicht kommen. Hätten den Befehl, den Posten dort zu halten, sagten sie. Ein Haufen Narren, wenn Ihr mich fragt, und wir sind es wirklich müde, daß sie hier herumlungern, ihre Nasen in die Häuser der Leute stecken und versuchen, den einen dazu zu bringen, daß er den anderen wegen irgendwas denunziert. Wir geleiten sie hinaus, wenn es Euch recht ist.« Er warf Faile einen verschämten Blick zu und duckte sich ein wenig, doch sein Redestrom brach nicht ab. »Verzeiht mir, Lady Faile. Ich wollte Euch und Euren Lord nicht belästigen. Wollte ihn nur wissen lassen, daß wir auf seiner Seite stehen. Eine prachtvolle Frau habt Ihr da, Lord Perrin. Eine prachtvolle Frau. Nichts für ungut, Lady Faile. Also, wir haben noch Tageslicht, und vom Reden werden auch keine Schafe geschoren. Verzeiht, daß ich Euch belästigt habe, Lord Perrin. Verzeihung, Lady Faile.« Er verbeugte sich wieder. Die anderen machten es ihm nach und dann eilten sie, von ihm angetrieben, fort. Er knurrte sie noch im Gehen an: »Nicht der richtige Moment für uns, den Lord und seine Lady zu belästigen. Es ist noch genug zu tun.« »Wer war denn das?« fragte Perrin noch leicht betäubt von diesem Redestrom. Daise und Cenn zusammen redeten nicht soviel. »Kennst du ihn, Faile? Aus Wachhügel?« »Meister Barstere ist der Dorfvorsteher von Wachhügel, und die anderen sind die Ratsmitglieder der Gemeinde. Die Versammlung der Frauen von Wachhügel will eine Abordnung mit der Seherin herschicken, sobald es in Sicherheit möglich ist. Um nachzusehen, ob dieser ›Lord Perrin‹ der richtige Mann für die Zwei Flüsse ist, sagen sie, aber sie wollten alle, daß ich ihnen beibringe, wie man vor dir knickst. Und die Seherin, Edelle Gaelin, bringt dir einige von ihren Apfelkuchen mit.« »Ach, seng mich«, hauchte er. Es verbreitete sich. Ihm war klar, daß er das von Anfang an hätte energisch unterbinden müssen. »Nennt mich nicht immer so!« rief er den weggehenden Männern nach. »Ich bin ein Schmied! Hört ihr mich? Ein Grobschmied!« Jer Barstere drehte sich um und winkte ihm zu und nickte, bevor er die anderen weitertrieb.
    Schnaubend zupfte ihn Faile am Bart. »Du bist ein süßer Narr, mein Lord Schmied. Es ist jetzt zu spät, um noch einmal umzukehren.« Plötzlich wurde ihr Lächeln ausgesprochen spitzbübisch. »Ehemann, gibt es eine Möglichkeit, daß du irgendwann in der nächsten Zukunft einmal mit deiner Frau allein sein wirst? Die Heirat scheint mich schon genauso dreist gemacht zu haben, wie so ein Domaniflittchen. Ich weiß, du mußt müde sein, aber... « Sie quiekte leicht und klammerte sich an seinem Wams fest, als er Traber in Galopp versetzte und zur Weinquellenschenke zurückritt. Diesmal machten ihm die Jubelrufe der anderen zur Abwechslung gar nichts aus.
    »Goldauge! Lord Perrin! Goldauge!« Vom dicken Ast einer ausladenden Eiche am Rand des Westwalds aus starrte Ordeith nach Emondsfeld hinüber, das etwa eine Meile weiter südlich lag. Es war unmöglich. Geißelt sie. Häutet sie. Alles hatte sich doch

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