Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
mögen?« Er runzelte die Stirn. »Natürlich mag ich dich. Ich mag dich sehr.« Mußte er dreinblicken, als habe er keine Ahnung, was sie meinte? »Ich hab' dich gern, Rand.« Sie war selbst überrascht, daß sie das so ruhig herausbrachte. Ihr Magen schien sich dabei ihrer Kehle zu nähern, während ihre Hände und Füße eiskalt waren. »Mehr als gern.« Das reichte. Sie würde sich nicht zum Narren machen. Er muß zuerst mehr daraus machen als nur ›mögen‹. Beinahe hätte sie hysterisch gekichert. Ich werde mich beherrschen. Er wird nicht erleben, daß ich mich wie ein Bauernmädchen
    benehme, das ihm schöne Augen macht. Garantiert nicht.
    »Ich hab' dich auch gern«, sagte er bedächtig.
    »Gewöhnlich falle ich ja nicht so mit der Tür ins Haus.« Nein, das erinnerte ihn nun vielleicht an Berelain. Seine Wangen hatten sich bereits gerötet. Er dachte bestimmt an Berelain! Seng ihn! Ihre Stimme klang glatt wie Seide: »Bald muß ich gehen, Rand. Tear verlassen. Vielleicht werden wir uns monatelang nicht mehr sehen.« Oder niemals mehr, sagte ein dünnes Stimmchen in ihrem Hinterkopf. Sie weigerte sich, darauf zu hören. »Ich konnte nicht weg, ohne dich wissen zu lassen, was ich dir gegenüber empfinde. Und ich... hab' dich sehr, sehr gern.« »Elayne, ich habe dich wirklich auch sehr gern. Ich fühle... ich möchte... « Die hochroten Flecken auf seinen Wangen breiteten sich weiter aus. »Elayne, ich weiß nicht, was ich sagen soll, wie ich... « Plötzlich brannte ihr ganzes Gesicht. Er mußte ja glauben, sie wolle ihn dazu drängen, mehr zu sagen. Stimmt das denn nicht? spottete das kleine Stimmchen, und ihre Wangen wurden noch heißer. »Rand, ich will dich nicht...« Licht! Wie konnte sie das nur ausdrücken? »Ich wollte nur, daß du weißt, was ich empfinde. Das ist alles.« Berelain hätte es nicht dabei bewenden lassen. Berelain hätte sich jetzt wohl um ihn herumgewickelt. Sie sagte sich, daß sie sich nicht von dieser halbnackten Schlampe ausstechen lassen könne. Also trat sie näher an ihn heran, nahm ihm das glitzernde Tuch vom Arm und ließ es zu Boden fallen. Aus irgendeinem Grund kam er ihr größer vor als jemals. »Rand... Rand, ich möchte, daß du mich küßt.« So. Das war draußen.
    »Dich küssen?« sagte er, als habe er niemals zuvor vom Küssen gehört. »Elayne, ich will dir nicht mehr versprechen, als ich... Ich meine, es ist nicht, als wären wir verlobt. Nicht, daß ich vorschlagen will, wir sollten uns verloben. Es ist nur... Ich mag dich schrecklich gern, Elayne. Mehr als gern. Ich will nur nicht, daß du glaubst, ich... « Nun mußte sie doch lachen über seine verwirrte Ernsthaftigkeit. »Ich weiß ja nicht, wie das an den Zwei Flüssen ist, aber in Caemlyn wartet man nicht erst auf die Verlobung, bevor man ein Mädchen küßt. Und es bedeutet auch nicht, daß man sich nun verloben müßte. Aber vielleicht weißt du nicht, wie... « Seine Arme legten sich beinahe fordernd um sie, und seine Lippen drückten sich auf ihre. In ihrem Kopf wirbelte alles herum, während sich ihre Zehen in den Pantoffeln krümmten. Einige Zeit später - sie wußte nicht, wie lange - wurde ihr bewußt, daß sie sich an ihn schmiegte, an ihm festhielt, weil ihre Knie zitterten und sie nach Luft rang.
    »Entschuldige, daß ich dich unterbrochen habe«, sagte er. Sie war froh, daß auch in seiner Stimme ein wenig Atemlosigkeit mitschwang. »Ich bin nur ein rückständiger Schafhirte von den Zwei Flüssen.« »Du bist grob«, murmelte sie zu seinem Hemd hin, »und du hast dich heute morgen nicht rasiert, aber als rückständig würde ich dich nicht gerade bezeichnen.« »Elayne, ich... « Sie legte eine Hand über seinen Mund. »Ich will nichts von dir hören, was du nicht aus ganzem Herzen so meinst«, sagte sie entschlossen. »Nicht jetzt und auch in Zukunft nicht.« Er nickte, allerdings nicht so, als verstünde er den wahren Grund, sondern eher, als wisse er, daß sie auch meinte, was sie sagte. Sie strich sich durchs Haar, aber die Kette mit Saphiren war hoffnungslos verwickelt. Ohne Spiegel konnte sie sie unmöglich wieder richten. Zögernd entwand sie sich seinen Armen. Es wäre nur zu leicht, dort zu verweilen, und dabei war sie schon viel forscher gewesen, als sie jemals von sich selbst erwartet hatte. So mit ihm zu sprechen und sogar um einen Kuß zu bitten! Ihn aufzufordern! Sie war doch nicht Berelain.
    Berelain. Vielleicht hatte Min etwas vorausgesehen. Was Min sah, geschah, aber sie

Weitere Kostenlose Bücher