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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und hatte sich entschlossen, mit ihm darüber zu sprechen. Das war es. »Steuern!« fauchte er. Die Tairener rührten sich nicht und machten trotzdem den Eindruck, als träten sie einen Schritt zurück. Wie er es haßte, sich mit diesen Männern abgeben zu müssen. Er wollte sich viel lieber wieder in seinen Büchern vergraben.
    »Es gibt ein schlechtes Beispiel, Lord Drache, wenn man die Steuern senkt«, sagte ein hagerer grauhaariger Mann mit öliger Stimme. Meilan war für einen Tairener ziemlich groß, nur eine Handbreit kleiner als Rand, und wirkte so hart wie einer der Verteidiger. In Rands Gegenwart lief er meistens leicht gebückt einher, und an seinen dunklen Augen konnte man ablesen, wie sehr er das haßte. Aber es hatte ihm auch nicht gepaßt, als Rand ihnen erklärt hatte, sie sollten nicht immer so um ihn herumkriechen. Kein einziger, der sich danach endlich aufgerichtet hätte. Gerade Meilan war es unangenehm gewesen, daran erinnert zu werden, wie er sich benahm. »Die Bauern haben immer mit Leichtigkeit zahlen können, aber wenn wir nun ihre Steuern senken und der Tag kommt, da wir sie wieder auf das jetzige Maß erhöhen, werden sich die Narren genauso bitter darüber beklagen, als hätten wir sie jetzt verdoppelt. Wenn der Tag kommt, könnte es sogar zu bewaffneten Unruhen kommen, Lord Drache.« Rand schritt durch den Raum und stellte sich vor Callandor. Das Kristallschwert funkelte stärker als alles Blattgold und alle Edelsteine, mit denen sein Ständer verziert war. Es war ein Symbol dessen, was er darstellte, und der Macht, die er zur Verfügung hatte. Egwene. Es war wirklich närrisch, beleidigt zu sein, weil sie ihm gesagt hatte, daß sie ihn nicht mehr liebe. Wieso sollte sie ihm gegenüber Gefühle hegen, die er ihr gegenüber nicht empfand? Und doch schmerzte es. Es war eine Erleichterung, aber keine angenehme. »Es wird auch Unruhen geben, wenn Ihr Menschen durch Armut und Ruin von ihren Höfen vertreibt.« Drei Bücher lagen sauber aufgeschichtet neben Meilans Füßen: Schätze des Steins von Tear, Reisen in der Aiel-Wüste und Die Politik Tears bezüglich des Territoriums von Mayene. Die Schlüssel mußten darin verborgen sein und in den verschiedenen Übersetzungen des Karaethon-Zyklus. Wenn er sie nur finden und in die entsprechenden Schlösser stecken könnte. Er zwang sich wieder zur Aufmerksamkeit den Hochlords gegenüber. »Glaubt Ihr, sie sehen zu, wie ihre Familien verhungern, und unternehmen nichts?« »Die Verteidiger des Steins haben schon früher Unruhen niedergeschlagen, Lord Drache«, sagte Sunamon beruhigend. »Unsere eigenen Garden könne auf dem Land für Ruhe sorgen. Die Bauern werden Euch nicht belästigen, das versichere ich Euch.« »Es gibt sowieso schon zu viele Bauern.« Carleon zuckte unter Rands zornigem Blick zusammen. »Schuld ist der Bürgerkrieg in Cairhien, Lord Drache«, erklärte er schnell. »Die Leute aus Cairhien können kein Getreide kaufen, und die Silos quellen über. So, wie die Dinge liegen, bleibt die diesjährige Ernte liegen. Und nächstes Jahr... ? Seng meine Seele, Lord Drache, aber was wir brauchen, ist etwas, um wenigstens einige dieser Bauern von ihrem ewigen Graben und Pflanzen abzubringen.« Er schien zu begreifen, daß er zu weit gegangen war, obwohl er offensichtlich den Grund nicht verstand. Rand fragte sich, ob er eine Ahnung davon hatte, wie die Speisen auf seinen Tisch gelangten. Sah er außer Gold und Macht überhaupt noch etwas?
    »Was werdet Ihr machen, wenn Cairhien wieder Getreide kauft?« fragte Rand kühl. »Und außerdem, ist Cairhien vielleicht das einzige Land, das Getreide benötigt?« Warum hatte Elayne sich ihm gegenüber nur so erklärt? Was erwartete sie von ihm? Von gern haben hatte sie gesprochen. Frauen wie Aes Sedai spielten mit Worten wie diesen. Meinte sie damit, daß sie ihn liebte? Nein, das war denn doch zuviel verlangt. Er überschätzte sich tatsächlich manchmal ein wenig.
    »Lord Drache«, sagte Meilan halb unterwürfig und halb belehrend wie zu einem Kind, »wenn der Bürgerkrieg heute zu Ende wäre, könnte Cairhien immer noch in den nächsten zwei, drei Jahren nicht mehr als ein paar Schiffsladungen Getreide kaufen. Wir haben unser Getreide immer nach Cairhien verkauft.« Immer - also zwanzig Jahre lang, seit dem Aielkrieg. Sie waren so in das verstrickt, was sie angeblich immer getan hatten, daß sie den Wald vor Bäumen nicht mehr sahen. Oder nicht sehen wollten. Wenn die Kohlköpfe wie Unkraut auf

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