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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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in der Alten Sprache, aber für mich ist es eben nur Kauderwelsch. Ich will es wissen, Egwene. Ich muß es wissen, bevor ich genauso verrückt werde wie Rand.« »Rand ist nicht verrückt«, sagte sie automatisch. Also versuchte Mat nicht wegzulaufen. Das war eine angenehme Überraschung. Er hatte vorher nicht viel von Verantwortung gehalten. Doch in seiner Stimme lagen Schmerz und Kummer. Mat machte sich niemals Sorgen, oder zumindest ließ er sie sich nicht anmerken. »Ich kenne die Antworten nicht, Mat«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Vielleicht weiß Moiraine... « »Nein!« Er sprang mit einem Satz auf. »Keine Aes Sedai! Ich meine... Du bist etwas anderes. Ich kenne dich, und du bist keine... Haben sie dich in der Burg nicht irgendeinen Trick gelehrt, irgend etwas, das hier helfen könnte?« »O Mat, es tut mir leid. Es tut mir so leid.« Sein Lachen erinnerte sie an ihre Kindheit. Genauso hatte er immer gelacht, wenn seine größten Hoffnungen gerade baden gegangen waren. »Ach, na ja, ich schätze, es spielt keine Rolle. Es würde immer noch von der Burg herrühren, wenn auch aus zweiter Hand. Es ist nicht persönlich gemeint.« Auf die gleiche Art hatte er einen Splitter im Finger oder ein gebrochenes Bein abgetan, als sei es gar nichts.
    »Es könnte vielleicht einen Weg geben«, sagte sie bedächtig. »Falls Moiraine sagt, es gehe in Ordnung. Schon möglich.« »Moiraine! Hast du denn nicht gehört, was ich dir eben sagte? Das allerletzte, was ich haben will, ist, daß sich Moiraine wieder einmischt. Was für ein Weg soll das sein?« Mat war immer geradewegs mit allem herausgeplatzt. Doch nun wollte er im Grunde das gleiche wie sie: Wissen. Wenn er nur endlich einmal vernünftig wäre und vorsichtig dazu. Eine adlige Dame, die ihr Haar in dunklen Zöpfen um den Kopf geschlungen trug und über gelbem Leinen die bloßen Schultern zeigte, beugte ein Knie ein wenig, sah sie ausdruckslos an und ging schnell mit steifem Kreuz weiter. Egwene beobachtete sie, bis sie sich außer Hörweite befand und sie wieder allein waren. Die Gärtner, dreißig Fuß unter ihnen, zählten nicht. Mat sah sie erwartungsvoll an.
    Schließlich erzählte sie ihm von dem Ter'Angreal, diesem verdrehten Tor, auf dessen anderer Seite Antworten warteten. Sie betonte die Gefahren, die Folgen unbedachter Fragen, was geschah, wenn die Fragen mit dem Schatten zu tun hatten, und schließlich, daß es ja Gefahren geben könne, von denen die Aes Sedai nichts wußten. Sie war mehr als geschmeichelt, daß er mit seiner Frage zu ihr gekommen war, aber er mußte auch etwas Vernunft zeigen. »Du mußt an folgendes denken, Mat: Unbedachte Fragen könnten dich umbringen! Wenn du ihn also benützt, mußt du zur Abwechslung einmal ernst bleiben. Und du darfst keine Fragen stellen, die mit dem Schatten zu tun haben.« Er hatte ihr mit immer ungläubigerer Miene zugehört. Als sie ausgeredet hatte, rief er: »Drei Fragen? Du gehst hinein wie Bili, schätze ich, verbringst eine Nacht drinnen und kommst zehn Jahre später heraus mit einem Beutel, in dem das Gold nie alle wird, und einem... « »Tu mir den Gefallen, Matrim Cauthon«, fauchte sie, »und rede einmal im Leben keinen Quatsch! Du weißt nur zu gut, daß Ter'Angreal keine Märchen sind. Du mußt dir der Gefahren bewußt sein. Vielleicht liegen die Antworten, die du suchst, gerade in diesem Ter'Angreal, aber du darfst es nicht ausprobieren, bevor Moiraine es dir erlaubt. Das mußt du mir versprechen, sonst werde ich dich wie eine Forelle an der Angel zu ihr schleifen. Du weißt, daß ich dazu in der Lage bin.« Er schnaubte vernehmlich. »Ich wäre ein Narr, wenn ich das ausprobierte, gleich, was Moiraine dazu meint. In einen verdammten Ter'Angreal hineinmarschieren? Ich will weniger mit der verfluchten Einen Macht zu tun haben und nicht mehr! Vergiß es!« »Es ist die einzige Möglichkeit, die ich kenne, Mat.« »Nicht für mich; bestimmt nicht«, sagte er entschlossen. »Überhaupt keine Chance zu haben ist allemal besser als das.« Trotz seines Tonfalls hätte sie ihn am liebsten in den Arm genommen. Nur würde er dann wahrscheinlich irgendeinen Witz über sie reißen und versuchen, sie abzuschrecken. Er war eben unbelehrbar seit dem Tag seiner Geburt. Aber er hatte sie immerhin um Hilfe gebeten. »Es tut mir leid, Mat. Was wirst du nun tun?« »Ach, Karten spielen, denke ich. Falls noch irgend jemand mit mir spielt. Oder mit Thom ein Brettspiel spielen. Wenn nicht, gehe ich in ein paar

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