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Der Schatten im Norden

Der Schatten im Norden

Titel: Der Schatten im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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kann man diese Waffe nur dort einsetzen, wo
eine Eisenbahnlinie vorhanden ist«, dozierte sie. »Der
Feind würde aber gewiss nicht höflich warten, bis die
Geleise zu den entsprechenden strategischen Punkten
verlegt sind. Zweitens schießt das Maschinengewehr nur
Breitseiten, oder?«
»So habe ich es von Mr. Waterman gehört«, bestätigte
Frederick. »In diesem Fall müsste die Eisenbahnlinie
gerade durch die Mitte der feindlichen Stellungen
verlaufen. Oder man müsste sie parallel zu ihren Linien
anlegen - dann aber wäre die halbe Feuerkraft nach
rückwärts auf die eigenen Truppen gerichtet. « »Ich
verstehe, was du meinst«, sagte Webster. »Aber so kann
es nicht sein, das wäre einfach lächerlich. «
»Nur dann, wenn die Waffe für die offene Feldschlacht
konzipiert wäre. Aber vielleicht ist sie das gar nicht. «
»Wenn nicht für die Schlacht, wofür dann?«, fragte
Frederick. »Tja... «, machte Sally. »Gesetzt, du wärest
der Herrscher über ein Land, in dessen Bevölkerung du
kein Vertrauen hättest. Du befürchtest, dass es zu einer
Revolution kommen könnte. Sofern es Eisenbahnlinien in
die wichtigsten Städte und Häfen des Landes gäbe und
eine genügende Anzahl von Dampfmaschinengewehren,
brauchtest du dir über deine Sicherheit keine Sorgen zu
machen. Es ist die ideale Waffe, um das eigene Volk in
Schach zu halten. Wirklich, sie ist von Grund auf böse. «
Eine Weile schwiegen alle.
»Ich schätze, du hast das Rätsel gelöst, Sally«, sagte
Jim. »Aber jetzt zu was anderem - willst du nun hier bei
uns einziehen oder nicht? Denn Bellmanns Leute wissen,
dass du noch am Leben bist. Und wenn sie erst mal
herauskriegen, dass wir ihnen die Akten wegstibitzt
haben, werden sie in Rage geraten. Ich wäre dafür. Und
Miss Meredith sollte gleich mitkommen. Schließlich
haben wir genug Platz hier. «
»Ja«, sagte Sally, »ich glaube, das wäre das Beste. «
Dabei wagte sie nicht, Frederick anzuschauen.
Jim fragte weiter: »Und was ist nun mit Mackinnon,
Fred? Du hast also herausgefunden, warum Bellmann
hinter ihm her ist. Warum?«
Frederick erzählte alles.
Während er sprach, sah Sally, wie sich Jims Gesicht
rötete. Schließlich wendete er sich ab und begann mit
dem Fingernagel Zeichnungen in die Tischplatte zu
ritzen.
»Nun wisst ihr Bescheid«, sagte Frederick am Schluss.
»Schottisches Gesetz. Man darf dort schon mit sechzehn
heiraten, ohne irgendjemanden um Erlaubnis zu fragen.
Ich hätte schon vor meiner Reise nach Netherbrigg
darauf kommen können: Schließlich ist Gretna Green der
erste Ort hinter der Grenze. Ich nehme an, dass Nellie
Budd das ganze aus Mitgefühl arrangiert hat - dass sie in
Mackinnon verliebt gewesen sein soll, kann ich mir nicht
vorstellen. Das geht auf Jessies Eifersucht. Aber wie
steht jetzt Wytham da? Und wie steht das Mädchen da?
Wir müssen davon ausgehen, dass Bellmann auf dem
Laufenden ist, da Windlesham die Auskünfte von Mrs.
Greary bekommen hat. Mackinnon ist ganz offenkundig
in Gefahr, aber... «
»Er ist in Gefahr, solange niemand von seiner Ehe
weiß«, stellte Webster klar. »Sobald es aber das
Publikum weiß, kann er völlig beruhigt sein. Nicht
einmal Bellmann würde es wagen, sich an ihm zu
vergreifen. Alle Welt würde sofort wissen warum.
Übrigens, wisst ihr, ob ihr Papa Bescheid weiß?«
»Mrs. Geary behauptete, er wisse es«, sagte Frederick.
»Er hat sie besucht, offenbar mit der Absicht, sie mit
Geld zum Schweigen zu bringen. Aber sie hat ihm
tüchtig heimgeleuchtet. Ich mochte die Dame. Sie hat
einen sehr trockenen Humor und ist durch und durch
ehrlich. Sie sagte, sie gebe nichts preis, solange sie nicht
gefragt werde, dann aber sage sie die Wahrheit, und
niemand könne sie daran hindern. «
»Also wusste das Wytham, als er den Fotografen für die
Verlobungsbilder bestellte und eine Verlobungsannonce
in die Times setzte«, sagte Webster. »Er steckt in
Schwierigkeiten, oder?« Sally sagte nichts dazu. Sie
musste an Isabel Meredith denken. Plötzlich stand Jim
auf.
»Ich geh mal ein bisschen frische Luft schnappen«,
sagte er und verließ die Küche, ohne jemanden
anzuschauen. »Was hat er denn?«, fragte Webster.
»Den Jungen hat's schwer erwischt«, stöhnte Frederick.
»Das hatte ich ganz vergessen. Schau, Sally - wir bringen
deinen Kram zu Mr. Temple und anschließend fahren wir
nach Islington und holen Miss Meredith und alles, was
du mitnehmen willst. Danach mache ich mich mit Jim
auf die Suche nach Mackinnon. Was für ein Fall,

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