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Der Schatten im Wasser

Der Schatten im Wasser

Titel: Der Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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Pfanne gleiten. Er stellte sich hinter sie, die Hände auf ihre Hüften gelegt, küsste sie in den Nacken. Er roch frisch nach Duschgel.
    »Die Herdplatte ist hoffentlich nicht zu heiß, oder?«, fragte er. »Nicht, dass die Pilze verbrennen.«
    »Nein, nein.«
    »Zu Hause bei dir wuchsen doch keine Pfifferlinge, oder?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Aber ihr hattet viele andere Schönheiten. Dich zum Beispiel.«
    Sie brachte ein glucksendes Lachen zustande. Wandte sich dann langsam um und küsste ihn. In ihrem Inneren blitzte es scharf und hell.
     
    Er war hungrig. Er schaffte zwei Pilzbrote, bevor sich die ersten Symptome erahnen ließen. Er räusperte sich, streckte die Zunge heraus und rieb sie an den Schneidezähnen, als wollte er einen unangenehmen Belag wegschaben. Anfangs tat sie, als merke sie nichts. Sie goss Christa Milch ein und sammelte ein paar Brotkrümel auf, die neben ihren Teller gefallen waren. Streckte sich nach dem Pfefferstreuer, sie hatte etwas zu wenig gewürzt und wollte es gerade laut sagen:
    »Vielleicht müsst ihr etwas nachpfeffern, es ist ein bisschen fade, oder?«
    In dem Moment fuhr er so hastig vom Stuhl hoch, dass dieser umkippte.
    »Ich versteh das nicht …«, sagte er mit belegter Stimme. »Es fühlt sich an, als …«
    Sie stand ebenfalls auf.
    »Was ist denn, Tommy, was ist mit dir?«
    »Ich muss irgendetwas Falsches gegessen haben. Du glaubst doch nicht …? Kann es sein, dass ein Fliegenpilz unter den Pfifferlingen war?«
    »Was …?«
    Er ergriff ihre Handgelenke und schüttelte sie. Bemühte sich, seine Worte sauber zu artikulieren:
    »Waren wirklich alle Pilze Pfifferlinge? Dieselbe Sorte! Kannst du es bezeugen?«
    »J … jaa.«
    »War keiner dabei, der rot und weiß aussah?«
    »Du musst es doch am besten wissen«, antwortete sie besorgt. »Du hast sie doch selbst gesammelt.«
    »Ja … aber wenn nun Christa … Sie sieht ja nichts. Waren alle Pilze gelb, bist du sicher?«
    Es röchelte beängstigend bei jedem Atemzug. Er ließ sie los und stürzte in die Diele. Ariadne blieb am Esstisch stehen und hörte, wie Bügel und Kleider von den Haken gerissen wurden.
    »Verdammt!«, brüllte er. »Mein Rucksack, verdammt, wo ist mein Rucksack!«
    »Er … er muss dort am Haken hängen, du hä … hängst ihn doch immer dort auf«, stammelte sie.
    »Er hängt aber, verdammt noch mal, an keinem Haken!«
    Er zerrte und riss an Jacken und Mänteln, ihren und seinen eigenen, samt einem Wintermantel, den sie nur äußerst selten trug, der aber woanders keinen Platz fand, ein edler Mantel aus weichem, eierschalenfarbenem Wollstoff. Und Christas gelber Winterjacke.
    »Tommy!«, schrie sie. »Was soll ich denn machen?«
    »Suchen, verdammt, suchen, beeil dich, zum Teufel, such! Du weißt doch, wie er aussieht, schwarz, du weißt, der mit den Spritzen und den Betapred-Tabletten, den ich immer, immer bei mir habe.«
    Sie hastete umher und tat so, als suche sie. Er befand sich jetzt im Wohnzimmer, und es klang, als brächte er das ganze Haus zum Einstürzen. Sie lief ihm nach, versuchte, ihn zu besänftigen, flehte:
    »Liebling, versuch jetzt klar zu denken, du musst ihn an einen anderen Platz gelegt haben, vielleicht ins Badezimmer, ich gehe und schaue im Bad nach, vielleicht unter den Handtüchern, vielleicht dort.«
    Er bekam Schwierigkeiten mit dem Sprechen. Jetzt ging alles ziemlich schnell. Die Luftröhre begann langsam zuzuschwellen, sein Gesicht hatte die Farbe gewechselt, und an den Mundwinkeln hatten sich glasige Schwellungen gebildet. Seine Lippen waren inzwischen tiefrot gefärbt, die Augen nur noch schmale Schlitze, die in dem grotesk veränderten Gesicht nahezu verschwanden.
    Er riss am Ausschnitt seines T-Shirts, zog die Hosen herunter und begann, wie besessen zu reiben und zu kratzen, stürzte dann in die Küche und griff nach einer Gabel. Kratzte sich damit am Körper, bis sich lange, blutige Striemen bildeten.
    »Nicht doch, Liebling, nicht!« Sie versuchte ihn zu beruhigen, obwohl sie wusste, dass es nichts nützte. Schon ein paar Mal war es passiert, dass er starke allergische Reaktionen entwickelt hatte, und jedes Mal war er ähnlich verzweifelt gewesen und unfähig, ihr zuzuhören. Doch da hatte er seine Spritzen zur Hand gehabt, die das Gröbste abwenden konnten. Bevor es zu Erstickungsanfällen kam. Oder das Herz stehen blieb. Oder was auch immer geschehen würde, wenn er nicht rechtzeitig Hilfe bekam.
    »Das Auto«, hechelte er. »Wo sind die Autoschlüssel, ich

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