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Der Schatten im Wasser

Der Schatten im Wasser

Titel: Der Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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rieb sich die Hände. Stimmte fröhlich ein Lied an, Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm. Es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um. Sagt, wer mag das Männlein sein …
    Die Ampel am Fridhemsplan schaltete gerade auf Rot um, als sie sich näherten. Er wandte ihr das Gesicht zu.
    »Aber eigentlich ist es schon recht spät für Pfifferlinge. Oder aber andere Pilzsammler sind schon hier gewesen und haben sich bedient. Ich hatte mir nämlich noch viel mehr erhofft. Wenn man schon einmal in die Pilze geht.«
    »Habt ihr denn nicht gefroren?«
    »Gefroren? Ich bitte dich, ein paar Strapazen muss man schon aushalten können! Oder was meinst du, Christa? Findest du, dass es kalt im Wald war?«
    »Ein bisschen«, kam es piepsig vom Rücksitz.
    »Gleich wird uns wieder warm werden. Wir werden uns jeder eine schöne, heiße Dusche genehmigen, während Mama die Pilze brät. Du musst ein gutes Stück Butter drangeben, denk daran, Ariadne. Ich schlage vor, wir machen ein köstliches Pilzomelett mit Salzkartoffeln dazu.«
    Da sagte sie es.
    »Heute Morgen hast du aber noch von belegten Pfifferlingsbroten gesprochen. Erinnerst du dich? Daher ich habe nämlich eines von den leckeren Frühstücksbroten gekauft, die du so gerne isst. Beim Konsum auf dem Sveaväg.«
    »Oh. Leckerleckerlecker. Bondgårdens Frukostlimpa!« Er ahmte die Werbung aus dem Fernsehen nach. »Das klingt natürlich noch genialer als Omelett. Hm. Aber im Hinblick auf die fortgeschrittene Tageszeit werden wir es wohl umbenennen müssen. Also taufen wir es einfach auf den Namen Bondgårdens Aftonlimpa.«
    Sie lachten. Tommy und Ariadne lachten. Auf dem Rücksitz lachte Christa.
    Aftonlimpa, Abendbrot, so verdammt komisch.
     
    Als sie nach Hause kamen, ging er direkt ins Badezimmer. Hängte gerade mal seine Jacke und den kleinen schwarzen Rucksack auf, den er ständig bei sich trug. Ariadne lief ein Schauer nach dem anderen eiskalt den Rücken herunter. Wie lange würde er ungefähr unter der Dusche bleiben? Zehn Minuten, eine Viertelstunde?
    Sie faltete die Hände und schloss die Augen, bewegte ihre Lippen, als würde sie beten. Als sei es in dieser Situation unabdingbar, einen Gott anzubeten. Christa saß auf dem Fußboden und zog an den Schnürbändern ihrer Boots, sie hatten sich offensichtlich verknotet.
    »Kommst du klar, Christa?«, fragte sie und zwang sich, ihre Stimme normal klingen zu lassen.
    »Sie gehen nicht auf«, antwortete sie weinerlich.
    »Ich helfe dir sofort, Mama knotet sie dir auf.«
    In der Dusche begann es zu rauschen. Vernahm sie nicht auch seine Stimme, ja, er sang mit kraftvoller und schallender Stimme eine Arie.
    »Ack, som ett fjun så lätt är varje kvinna …«
    Einige feucht glänzende Tannennadeln, die auf dem Teppich lagen, schienen sich plötzlich zu bewegen, begannen umherzukriechen.
    Guter Gott, steh mir jetzt bei!
    »Kommst du endlich, Mama!«
    Sie spürte, wie ihre Lippen die Antwort formten:
    »Ja, sofort, ich will nur kurz …«
     
    Sie musste sich über Christa hinwegbeugen, um an den Rucksack zu gelangen. Er hing an dem Haken direkt neben seiner Jacke. Sie verlagerte das Gewicht, ohne ihre Füße zu bewegen, und hielt schließlich das abgenutzte, glatte Leder in den Fingern. Sie nahm den Riemen vom Haken. Ungefähr im selben Moment ebbte das Rauschen des Wassers im Bad ab.
     
    »Ich werde dir helfen«, sagte er und kam in die Küche. Sie stand mit der Plastiktüte in der Hand da und hatte sich gerade die Schürze umgebunden.
    »Das brauchst du nicht«, antwortete sie schnell.
    »Du hast den ganzen Tag gearbeitet. Natürlich helfe ich dir.«
    Er nahm ihr die Tüte ab und holte das abgepackte Brot heraus.
    »Es ist einige Zeit her, dass wir diese Sorte im Haus hatten.«
    »Ja. Ich schaffe es nicht so oft, in der Stadt einzukaufen. Und im Laden am Brommaplan führen sie es nicht.«
    Tommy stellte sich unter die Lampe über der Spüle und hielt die Verpackung ans Licht. Ging die Deklaration der Inhaltsstoffe sorgfältig durch und schien zufrieden. Dann öffnete er den Beutel und holte ein Messer aus der Schublade.
    »Wie viel soll ich abschneiden? Wie viele Scheiben schafft ihr?«
    »Eine vielleicht«, antwortete sie.
    »Nicht mehr?«
    »Dann zwei.«
    »Und Christa?«
    »Auch zwei.«
    »Also, dann. Ich selbst werde vier nehmen.«
    Sie säuberte die Pilze und briet sie eine Weile in der Pfanne, bis die Flüssigkeit verdunstet war. Dann nahm sie die Butter aus dem Kühlschrank und ließ ein Stück in die

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