Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatten im Wasser

Der Schatten im Wasser

Titel: Der Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
Vom Netzwerk:
fob bekommen.«
    »Okay.«
    »Und, bist du dabei?«
    »Ja, geht in Ordnung.«
    Robin zückte sein Portemonnaie. Einen Augenblick lang glaubte Micke, dass er eine Art Vorschuss auf seinen Lohn erhalten würde. Doch dem war nicht so.
    »Komm, ich lad dich auf ein zweites Bier ein. Und übrigens … häng es nicht an die große Glocke, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Äh, warum nicht?«
    »Nicht zuletzt aus steuerlichen Gründen.«
    »Okay.«
    »Ist eben so. Also, keinen Piep. Zu niemandem. Any questions?«
    »Nein.«
    »Knete kriegst du hinterher, also am darauffolgenden Tag. Wenn das in Ordnung ist?«
    Er nickte. Allerdings mit einem komischen Gefühl in der Magengegend.
     
    Der erste Auftrag kam bereits am nächsten Tag. Robin rief an und bat Micke, in seine Wohnung in der Surbrunnsgata zu kommen, die er als Untermieter bewohnte. Er öffnete im Blaumann und einer Arbeitsjacke mit einem verblassten Firmenlogo auf dem Rücken.
    »Zieh dich um!«, befahl er und wies auf einen Stapel ähnlicher Kleider, die auf einem Stuhl in der winzigen Küche lagen. Micke zögerte eine Sekunde, bevor er seine Jeans auszog. Robin wirkte gestresst und schaute andauernd auf die Uhr.
    »Und, passen die Sachen?«
    Micke zog den Blaumann an. Er saß ziemlich eng, aber es ging.
    Robin betrachtete ihn.
    »Verdammt, wie muskulös du bist! Stemmst du etwa den ganzen Tag Gewichte, oder was?«
    »Nee.«
    »Also, das sollte keine Kritik sein. Muskeln sind immer von Vorteil, besonders in diesem Job.«
    Micke hielt seine Jacke hoch und las:
    »Fracht & Transport Service. Ist das die Firma, für die du arbeitest?«
    »Ja, ja. Aber komm jetzt, wir müssen um kurz nach vier da sein.«
     
    Er fuhr einen VW-Bus, der seine besten Jahre schon hinter sich hatte. Auf dem Boden lagen Kies und verstreute Papiere sowie leere Schnupftabak- und Coladosen. Der Beifahrersitz war so durchgesessen, dass sich Micke eine harte Metallfeder in den Hintern bohrte, als er sich setzte. Es tat teuflisch weh.
    Robin fuhr ohne viel zu reden auf die E4 und weiter in Richtung Süden, zügig, aber nicht riskant.
    »Wohin müssen wir eigentlich?«, fragte Micke.
    »Rönninge.«
    Er versuchte ein Gespräch anzufangen, bekam aber immer nur einsilbige Antworten, sodass er es irgendwann aufgab. Nach ungefähr einer halben Stunde kamen sie in ein Villenviertel mit schmucken, gepflegten Häusern. Es erinnerte ihn an Hässelby villastad, und der Zorn flammte plötzlich in ihm auf. Er atmete tief durch und fühlte sich mit einem Mal stark, stark und unverwundbar. Der Bus glitt durch die Straßen und hielt schließlich vor einem zweistöckigen Holzhaus, das mit einem Baugerüst versehen war. Auf dem Grundstück lagen ausrangierte Garderobenteile und Schränke. Direkt neben dem Eingang stand ein hellblauer Toilettensitz mit aufgeklapptem Deckel.
    Robin stellte den Motor ab.
    »Falls du also mal scheißen musst, bitte sehr«, sagte er und lachte kurz und gekünstelt. Er strich sich die Tolle aus der Stirn.
    »Mir nach.«
    Sie stiegen aus. Robin griff sich seinen Werkzeugkasten und machte sich mit entschlossenen Schritten auf den Weg durch den Garten zur Haustür. Er läutete.
    Ein sanftes, melodisches Klingeln ertönte im Innern des Hauses und drang bis zu ihnen nach draußen. Sie warteten eine Weile, doch niemand öffnete.
    »Perkele!«, stieß Robin hervor. »Sie wollten eigentlich noch hier sein und uns in Empfang nehmen.«
    »Wer denn?«
    »Jemand von der Baufirma. Was machen wir jetzt? Ich habe nämlich dem Mann, der hier wohnt, versprochen, seine Computer abzuholen.«
    Eine Frau kam mit einem kleinen Schnauzer den Bürgersteig entlanggelaufen. Sie hielt an und schaute die beiden Männer fragend an. Robin sog die Unterlippe zwischen die Schneidezähne. Sein Ziegenbart stand ab. Er wirkte genervt.
    »Wir müssen ums Haus herumgehen«, entschied er.
    Er winkte der Frau zu, die jedoch nicht zurückwinkte, sondern stattdessen die Leine ein wenig fester hielt und weiterging. Das Haus hatte eine Souterrainwohnung. Auf der Rückseite gab es ein Fenster. Micke hielt die Hände seitlich vors Gesicht und spähte hinein. Der Raum sah wie ein Büro aus. Er war mit einem Schreibtisch und verschiedenen elektronischen Geräten ausgestattet, davon mindestens zwei Computer und ein Drucker.
    »Die hier sollen wir holen«, klärte ihn Robin auf.
     
    Er war fingerfertig und schnell. Es stimmte wohl tatsächlich, dass er auf dem Bau gearbeitet hatte. Innerhalb von ein paar Minuten hatte er einen

Weitere Kostenlose Bücher