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Der Schatten im Wasser

Der Schatten im Wasser

Titel: Der Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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als sie mit dem Fahrrad zur Nachtschicht fuhr.
    Während sie schlief, hatte es geregnet, doch im Moment war es trocken und die Luft klar. Trotz des Helms hatte sich ihr Haar durch die Feuchtigkeit geringelt und war wellig geworden. Sie fuhr sich mehrmals mit dem Kamm durch die Haare und suchte in ihrer Handtasche nach dem Spiegel. Die Küstenwache rief an. Das Leuchtfeuer von Norsborg war ausgefallen.
    »Okay, ich kümmere mich drum«, antwortete sie müde. Sie nahm die Liste mit den Leuchtfeuern hervor und stellte fest, dass dieses Leuchtfeuer nicht so bedeutsam war, dass sie eine Navigationswarnung herausgeben musste. Sie gähnte. Stand auf und ging zum Fenster. Die Odin , ein Schiff der Pal Line mit Heimathafen Hamburg, war gerade in die Schleuse hineingeglitten. Unten am Kai wanderte Fred mit den Trossen umher und führte das Schiff wie einen riesigen Hund an der Leine. Der Lotse in seiner leuchtend gelben Jacke wartete gemeinsam mit einem Lotsenschüler am Kai. Als das Fahrzeug angelegt hatte, kletterten sie an Bord und weiter die sechs Etagen zur Kommandobrücke hinauf. Jill winkte, war sich aber nicht sicher, ob sie sie sahen.
    Es schien eine hektische Nacht zu werden. Die Maveric würde ungefähr noch eine Stunde bis zur Schleuse benötigen und sollte bei Sällskapsholm die dänische Dura Bulk passieren. Eine Öffnung der Brücke der E4 war eingeplant. Doch inzwischen hatten die Lotsen an Bord der beiden Schiffe miteinander konferiert und sich stattdessen für eine Begegnung nördlich von Lina entschieden, weil es zu schwierig für die beiden Kolosse sein würde, in der schmalen Passage still zu liegen und die Durchfahrt des jeweils anderen abzuwarten. Das Problem war nur, dass es dann für die Maveric länger dauern würde, die E4-Brücke und die Eisenbahnbrücke, die nebeneinander lagen und gleichzeitig geöffnet werden mussten, zu erreichen. Eine solche Öffnung konnte man nicht einfach mal eben verschieben. Die Öffnungszeiten waren von SJ, der Schwedischen Eisenbahn, vorgegeben und außerdem im Zugfahrplan der Vorortszüge registriert.
    Das Wasser im Kanal lag schwarz und blank da. Sie sah die Odin aus der Schleuse und den Kanal abwärtsgleiten und in der Dunkelheit verschwinden. Fred blieb noch eine Weile am Kai stehen, er versuchte, durch einen Lautsprecher mit der Besatzung einer Segelyacht zu kommunizieren, die vor den Schleusentoren lag und wartete. Vermutlich war sie auf dem Weg zu einem Gasthafen.
    »Wenn Sie die Schleuse benutzen möchten, dann kommen Sie herein.« Er musste mehrmals rufen. Die Menschen an Bord der Freizeitboote waren manchmal erstaunlich desorientiert. Als wäre die Stimme aus dem Lautsprecher eine Art Versteckte-Kamera-Effekt. Schließlich glitt das kleine, flache Segelboot hinein, scheu und verschämt, als wollte es nicht entdeckt werden. Die Schiffslaterne leuchtete grün in der Dunkelheit. Fred beugte sich vor und nahm die 140 Kronen entgegen, die es kostete, den Mälarsee zu passieren. Kurz darauf hörte man seine Schritte auf der Treppe. Er fuhr ungern mit dem Fahrstuhl, er litt unter einer Art Klaustrophobie, seitdem er vor ein paar Jahren mit einem Fahrstuhl steckengeblieben und mehrere Stunden darin eingeschlossen gewesen war.
    »Ich dachte, ich gehöre eher zu den coolen Typen«, hatte er danach gemeint. »Aber, verdammt, ihr hättet mich in diesem Eisenkäfig sehen sollen, ich habe richtig Panik bekommen.«
    Sie dachte an seine Frau, fragte sich, wie weit die Scheidungspläne fortgeschritten waren. Vielleicht würde sie ihn etwas später darauf ansprechen, wenn der größte Ansturm sich gelegt hatte. Sie mochte Fred. Er war sicher und stresserprobt und ließ sich nur selten provozieren. Also wie geschaffen für diesen Job. Allerdings war es nur schwer mitanzusehen, wie traurig er in der letzten Zeit war. Ihr fiel auf, dass er gealtert war. Sein Gang war schwerfälliger geworden, seine Schultern hatten sich gewissermaßen vorgeschoben, sodass sein Kopf wie eingesunken auf den Nackenwirbeln saß. Im Grunde war er auch schon relativ alt und hatte nicht mehr allzu viele Jahre bis zum Ruhestand. Doch diese Veränderung schien ihr besonders augenfällig.
    Jetzt stand er vor dem Monitor und öffnete die ferngesteuerte Mälarbrücke, sodass die Odin passieren konnte. Auf dem Bildschirm konnte sie die stetig wachsende Autoschlange erkennen und wusste, dass jetzt die unterschiedlichsten, zunehmend genervten Flüche hinterm Steuer ausgestoßen wurden. Den Leuten bereitete es

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