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Der Schatten von nebenan - Roman

Der Schatten von nebenan - Roman

Titel: Der Schatten von nebenan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Saur
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Popcorn mit hineinschmuggelten und in deren Begleitung ich von einem in den nächsten Film schlich, ohne erneut zu bezahlen. Und doch, statt inspiriert zu sein, fühlte ich mich von dem neuen Haus überwältigt. Es bedeutete Verpflichtungen. Manchmal gab es eine Wasserleitung zu reparieren. Das Dach und seine Ziegel waren im Auge zu behalten, Abflüsse und Dachrinnen von Herbstblättern zu reinigen, und das einfach nur, weil es Oktober geworden war. Es war, als ob unsere Existenz mit jedem Tag einen Zentimeter dichter an den Abgrund gerückt wurde. Das Jahr war erst sieben Monate alt, und es schien, als hätten wir in diesem Roulettespiel alles auf eine Zahl gesetzt, und die Kugel kam nun auf der anderen Seite der Drehscheibe zum Stehen. Es war aber auch so, dass weder Claire noch ich bisher bereit gewesen wären zuzugeben, dass der Plan nicht funktionierte. Der einzige Trost, den ich in diesem Nebel fand, war David Amos. Seine Zurückhaltung, sein offensichtliches Nicht-Dazugehören, seine weltferne Art halfen mir, mich selbst in manchen Momenten über unsere Probleme zu stellen. Es gab da irgendwo einen Ort für mich, und ich wünschte, ich würde den Eingang finden, könnte diesen Ort entdecken, wo die belanglosen Schwierigkeiten des Alltags einen nicht mehr erreichten.

-11-
    I ch lief durch Downtown Manhattan, bis ich mich um sechs Uhr abends in der Canal Street wiederfand. Von da aus ging ich zur U-Bahn-Haltestelle in der Essex Street. Während die U-Bahn durch den Tunnel unter dem East River ratterte, überkam mich ein Gefühl der Erschöpfung, und ich fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Ich hatte Randolph Durant schon fast vergessen, als ich unser Haus erreichte. Sein Cadillac Eldorado parkte immer noch schief auf dem Bürgersteig. Ich sah mich um und versuchte vergebens, eine der beiden Autotüren zu öffnen.
    Auf unserem Fußboden lagen Rechnungen und Werbebriefe, die der Postbote unter der Tür durchgeschoben hatte. In der Küche blinkte das rote Licht des Anrufbeantworters. Mit metallischer Stimme informierte mich das Gerät über eine Nachricht. »Mein Name ist Detective Lewis Palmer. Ich bin vom vierundneunzigsten Revier in Brooklyn. Da gibt es etwas, das ich mit Ihnen besprechen möchte. Rufen Sie mich zurück. Meine Nummer ist 718 223 8709. Heute noch, wenn es geht, es eilt.«
    Rasch schrieb ich Namen und Nummer mit. Die Nachricht endete mit einem weiteren Pfeifton. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich einen Anruf von der Polizei erhielt. Ich dachte sofort daran, dass die Nachricht mit Claires Unfall zu tun haben könnte, und dass der Anruf Teil einer Untersuchung des ganzen Vorfalls war.
    »Detective Lewis Palmer?«, fragte ich, als ein Mann nach dem ersten Klingeln antwortete.
    »Am Apparat.«
    »Mein Name ist Galvin Shelby. Sie haben mir eine Nachricht hinterlassen.«
    »Ich möchte gerne ein paar Dinge mit Ihnen durchgehen. Könnte in fünfzehn Minuten da sein. Haben Sie Zeit? Jetzt?«, fragte er.
    »Geht es um meine Frau?«
    »Ihre Frau? Wird sie vermisst?«
    »Vermisst? Nein.«
    »Wegen Ihrer Frau ruf ich nicht an, nein. Zwei Mädchen sind verschwunden. Ich erzähl’s Ihnen, wenn ich da bin … Fünfzehn Minuten. Augenblick, warten Sie einen Moment …«
    Im Hintergrund ertönten Stimmen. Dann wurde es still, so als hätte der Mann seine Hand über die Sprechmuschel gelegt.
    »Sind Sie noch da?«, drang es wieder aus dem Telefon. Die Stimme des Mannes klang jetzt gehetzt.
    »Hören Sie, hier ist etwas dazwischengekommen. Können wir’s auf morgen verschieben? Gleich in der Früh?«
    »Ja, das geht auch«, antwortete ich.
    »Da gibt’s ein Restaurant auf der Third Avenue. Das Lokal heißt Cup & Saucer. Sie können es nicht verfehlen. Ist auf der Third und Carroll. So um acht?«
    »Ja, das ginge«, antwortete ich verunsichert.
    Gerade als ich den Mann fragen wollte, wer vermisst wurde, hatte er aufgelegt. Verwirrt über die Anfrage des Detectives wählte ich Claires Nummer im Krankenhaus.
    »Was könnte er wollen?«, fragte sie zunächst besorgt. »Geht es um mich? Sicher geht es um mich, nicht wahr?«
    »Vielleicht nur ein Routineanruf, ja sicher was ganz Normales«, versuchte ich Claire zu beruhigen. Tatsächlich wirkte sie bald entspannter und gelassener als noch am Morgen, und es kam mir der Gedanke, dass die Ärzte ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht haben könnten. Dann erzählte Claire mir noch, dass ihre Chefin, Erika Edelweiss, für eine Stunde vorbeigekommen war.

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