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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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verschüttet…«
    »Dieser Ausgang, ja«, bestätigte Sarah. »Aber die Baumeister des alten Ägypten waren wahre Meister, wenn es darum ging, verborgene Kammern und Stollen anzulegen und deren Eingänge zu tarnen. Und ich würde jede Wette eingehen, dass es auch aus dieser Halle noch einen zweiten Ausgang gibt.«
    »Einmal ganz abgesehen davon, dass es sich für eine Lady nicht schickt zu wetten«, wandte Sir Jeffrey ein, »weshalb, in aller Welt, sind Sie sich Ihrer Sache so sicher?«
    »Nennen Sie es Instinkt, Sir«, erwiderte Sarah. »Napoleons Leute waren hier, und ich denke, sie haben diesen versteckten Durchgang gefunden. Nur wurde ihnen dann irgendetwas zum Verhängnis.«
    »Oder irgendjemand«, fügte Kamal düster hinzu.
    »Junger Freund«, wandte sich Sir Jeffrey an den Ägypter, »gibt es vielleicht irgendetwas, das Sie uns sagen möchten? Dann nur immer frei heraus damit! Ihre finsteren Andeutungen beginnen mich in zunehmendem Maße zu enervieren.«
    »Wir sollten nicht hier sein«, antwortete Kamal bereitwillig. »Dieser Tempel ist verflucht, und sein Fluch trifft jeden, der sich unerlaubt Zutritt verschafft.«
    »Aberglaube, nichts weiter«, meinte Stuart Hayden und wischte damit alle Einwände beiseite.
    Im flackernden Schein der Fackeln suchten sie die Wände der Säulenhalle ab, und auch Milton Fox und Sir Jeffrey schlossen sich der Suche an. Nur Kamal beteiligte sich nicht, sondern beschränkte sich darauf, mit verschränkten Armen in der Mitte der Esplanade zu stehen und seinen Auftraggebern mit düsteren Blicken zuzusehen.
    Inch für Inch wurden die Wände abgesucht. Sarah benutzte ihr Messer, klopfte mit dem Knauf das Gestein nach Hohlräumen ab und stocherte mit der Klinge in den Fugen – ohne Ergebnis. Auch ihre Gefährten blieben bei der Suche erfolglos, was Sarah sehr eigenartig fand.
    »Seltsam«, sagte sie grübelnd, »ich war mir ganz sicher, dass…«
    »Habe ich es nicht gesagt?«, schnappte Fox rechthaberisch. »Habe ich nicht von Anfang an gesagt, dass diese ganze Expedition ein sinnloses Unterfangen ist? Wir hätten zu Hause in England bleiben sollen, anstatt Staub zu schlucken und uns in dieser Hitze bei lebendigem Leibe rösten zu lassen…«
    Der Inspector lamentierte weiter, aber Sarah hörte ihm nicht mehr zu. Fieberhaft ließ sie ihren Blick in der Halle umherschweifen und fragte sich, was sie übersehen haben mochte. Wo konnte es noch einen Ausgang geben? Wo mochte der Architekt dieses Tempels die Geheimtür angebracht haben…?
    Die Lösung dämmerte ihr, als sie Kamal erblickte, der in der Mitte des Raumes stand, auf einer Steinplatte, die mit dem Ibis-Symbol versehen war – dem Zeichen des Thot.
    »Ich kenne die Lösung«, verkündete sie und ging auf Kamal zu, forderte ihn auf, zurückzutreten. Vorsichtig ließ sie sich auf die Knie nieder und klopfte auf die Platte. Ein satter, dunkler Ton erklang, der auf einen Hohlraum schließen ließ.
    »Schnell, Kamal«, ordnete Sarah an. »Wir brauchen Laternen und Öl, außerdem Seile und ein paar kräftige Männer mit Werkzeug. Rasch!«
    Der Ägypter erwiderte etwas Unverständliches und verschwand, um kurz darauf wieder zurückzukehren, eine Hand voll Arbeiter im Schlepptau, die Stemmeisen mit sich trugen. Sarah und Hayden hatten unterdessen die Ränder der Steinplatte freigelegt, und nach Sarahs Anweisungen gingen die Gräber daran, die Eisen anzulegen und die Steinplatte, die etwa einen Yard im Quadrat maß, auszuhebeln.
    Schon hob sich die Platte, und mit vereinter Kraft – auch Hayden und seine Leute und sogar Milton Fox legten mit Hand an – gelang es, sie beiseitezuschieben. Darunter kam ein Schacht zum Vorschein, der senkrecht in die Tiefe fiel und aus dem kühle Luft drang.
    »Donnerwetter, Lady Kincaid, das macht Ihnen so leicht keiner nach«, erkannte Sir Jeffrey an. »Ich muss zugeben, dass ich Ihre Theorie anfangs für äußerst gewagt hielt und mir nicht vorstellen konnte, dass tatsächlich etwas dahintersteckt. Aber allmählich bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als Ihnen Glauben zu schenken.«
    »Haben Sie vielen Dank, Sir«, erwiderte Sarah leicht gekränkt. »Besser spät als nie, nicht wahr?«
    Erneut ließ sie sich auf die Knie nieder, beugte sich vor und warf einen Blick in den Schacht. Da sie außer abgrundtiefer Schwärze nichts sehen konnte, nahm sie kurzerhand ihre Fackel und warf sie hinab.
    »La { * } !«, rief Kamal – aber es war zu spät.
    Die Fackel fiel in die bodenlose Leere, die tiefer

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