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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Wasserfläche.
    »Alles in Ordnung?«, drang Haydens besorgte Stimme zu ihr herab.
    »Bestens«, rief Sarah zurück. Das Wasser war einigermaßen klar. Im Licht der Laterne konnte Sarah den Grund des unterirdischen Sees erkennen und schätzte, dass er nicht tiefer als vier Fuß sein mochte. Kurz entschlossen schlüpfte sie aus dem Seil, sprang hinab und tauchte mit einem platschenden Geräusch in das kühle Nass.
    »Lady Kincaid!« Diesmal war es Sir Jeffrey, der sich Sorgen machte. »Ist wirklich alles in Ordnung bei Ihnen?«
    »Durchaus«, erwiderte Sarah, während sie durch das hüfthohe Wasser watete. »Ich habe mich entschlossen, nach all der Hitze und dem Staub ein kühles Bad zu nehmen…«
    »Was sehen Sie da unten?«, wollte Hayden wissen.
    »Nicht sehr viel«, antwortete Sarah, während sie sich im Licht der Laterne weiter umblickte. »Ich nehme an, dass es eine unterirdische Verbindung zwischen dem Nil und diesem See gibt. Möglicherweise haben die Erbauer des Tempels ihn als eine Art natürliche Zisterne benutzt.«
    »Was bringt Sie darauf?«
    »Nun – zum einen wäre ein solches Vorgehen nicht außergewöhnlich, zum anderen deutet der Schacht darauf hin, dass – was zum …?«
    Sarah unterbrach sich, als sie über sich plötzlich eine Bewegung wahrnahm. Instinktiv glitt ihr Griff zu dem Messer an ihrem Gürtel – ehe sie erkannte, dass nur ein Paar wohlbekannter zappelnder Beine aus der Deckenöffnung ragten.
    Die Beine gehörten Hayden, der es sich nicht hatte nehmen lassen, Sarah zu folgen. Seinen Helm, seinen roten Rock und seine Schusswaffe hatte der Offizier oben zurückgelassen.
    »Was denn, Captain? Schätzen Sie meine Gesellschaft so sehr, dass Sie keine fünf Minuten auf sie verzichten möchten?«
    »Sie haben es erfasst«, erwiderte der Offizier in einem seltenen Anflug von Humor und sprang ebenfalls ins Wasser. Sofort glitt das Seil wieder nach oben. Kurz darauf kamen die Corporals Denham und Lester den Schacht herab. Und schließlich – Sarah traute ihren Augen nicht – gesellte sich auch noch Kamal zu ihnen.
    »Nanu?«, fragte sie. »Bist du sicher, dass du das wirklich tun willst, Kamal?«
    »Wie ich schon sagte, Mylady: Ich weiß, wo mein Platz ist. Was nicht heißt, dass ich gerne hier bin.«
    »Ich verstehe.«
    »Also«, fragte Hayden, »was sollen wir tun?«
    »Ich schlage vor, wir schwärmen sternförmig aus«, schlug Sarah vor. »Auf diese Weise bekommen wir Aufschluss über die Größe dieser Höhle. Wer als Erster etwas findet, der ruft die anderen.«
    Hayden hatte keine Einwände, und so verteilten sie sich und wateten in unterschiedlichen Richtungen durch das dunkle Wasser, wobei Denham und Lester ihre Gewehre hoch über dem Kopf trugen, damit sie nicht nass wurden. Vorsichtig setzte Sarah einen Fuß vor den anderen. Schon nach wenigen Schritten begann sie zu frösteln – nicht etwa, weil das Wasser so kalt gewesen wäre, sondern weil ihr Körper an die Gluthitze der Wüste gewöhnt war.
    »Verdammt«, hörte sie Lester plötzlich rufen, »was riecht hier eigentlich so seltsam?«
    »Es hat Sie niemand um Ihre Meinung gebeten, Corporal«, entgegnete Hayden scharf.
    »Jawohl, Sir.«
    »Sie halten die Augen offen und machen nur dann den Mund auf, wenn Sie etwas zu melden haben, verstanden?«
    »Verstanden, Sir…«
    Sarah konnte nicht anders, als zu lächeln. Stuart Hayden mochte ein schrecklich eitler Zeitgenosse und ein sturer Kerl dazu sein, aber er war auch mit Ernst und Einsatz bei der Sache. Vielleicht hatte Maurice Recht gehabt, als er Hayden als ihren treuesten Verbündeten bezeichnete.
    Für einen kurzen Augenblick dachte Sarah an du Gard, während sie durch das Halbdunkel watete. Trauer wollte sie überkommen, doch sie ermahnte sich selbst, dass dies weder der richtige Zeitpunkt noch der rechte Ort dafür waren. Ihre Mission hatte Priorität, bis dahin würde sie ihre Trauer und ihren Schmerz tief in sich vergraben…
    Ein Plätschern im Wasser erregte ihre Aufmerksamkeit. Sarah blickte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war und sah in einiger Entfernung Corporal Lester im Lichtschein seiner Laterne durch das Wasser waten. Wahrscheinlich war er der Urheber des Plätscherns gewesen.
    Sarah setzte ihren Weg fort – und konnte plötzlich etwas in der Dunkelheit vor sich erkennen. Nicht weit entfernt schälte sich die Höhlenwand aus dem Dunkel. Je näher Sarah ihr kam, desto deutlicher war zu sehen, dass der Fels nicht in seinem Urzustand belassen, sondern

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