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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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behauen worden war: Darstellungen ägyptischer Gottheiten waren in den Stein gemeißelt.
    Die Farbe, mit der die antiken Künstler ihre Werke zu bemalen pflegten, war aufgrund der Luftfeuchtigkeit verblasst, die Bilder selbst jedoch noch gut zu erkennen. Unterhalb der Wand gab es einen etwa zwei Fuß breiten Vorsprung, der ebenfalls künstlichen Ursprungs war und den gesamten Rand des Beckens zu umlaufen schien.
    »Ich habe hier etwas«, rief Sarah laut. Der nahe Fels sorgte für ein unheimliches Echo. »Hier ist eine Wand.«
    »Bleiben Sie dort«, wies Hayden sie an. »Wir kommen zu Ihnen und werden die Wand gemeinsam abschreiten.«
    »Einverstanden.«
    Während die vier Lichter der Gefährten ihre Richtung änderten und auf sie zukamen, nahm Sarah die Wandbilder genauer in Augenschein. Dass die Höhlenwände künstlerisch gestaltet worden waren, war in Sarahs Augen ein Beleg dafür, dass es sich tatsächlich um eine Zisterne handelte, möglicherweise sogar mit kultischer Bedeutung. Unter den vielen Bildnissen an der Wand, die Ereignisse aus der ägyptischen Mythologie darstellten, erkannte sie erneut Suchos, und fast im selben Moment, in dem sie das Antlitz des Krokodilsgesichtigen gewahrte, stieß ihr Fuß gegen etwas, das auf dem Grund des steinernen Beckens lag.
    Sarah senkte die Lampe, um zu sehen, was es war. Sie musste einen Augenblick warten, bis der Sand, den sie mit ihren Schritten aufgewirbelt hatte, sich wieder legte.
    Langsam wurden die Umrisse des Gegenstands deutlicher…
    Und Sarah erschrak. Denn das Hindernis, gegen das sie mit dem Fuß gestoßen war, war der Schädel eines Menschen!
    Sarah prallte zurück, nur um entsetzt zu erkennen, dass noch mehr Knochen den Rand des Beckens säumten. Nicht nur menschliche Gebeine waren darunter, sondern auch solche von Tieren, aber es war unleugbar, dass Menschen in dieser Höhle zu Tode gekommen waren. Sarah spürte das Blut in ihren Adern pulsieren, als ihr die schreckliche Wahrheit dämmerte.
    »Halt!«, rief sie ihren Gefährten mit lauter Stimme zu. »Keinen Schritt weiter!«
    »Wieso? Was ist los?«, wollte Hayden wissen.
    »Das ist keine Zisterne«, stellte Sarah mit bebender Stimme fest.
    »Nein? Was ist es dann?«
    Sarah wollte antworten – als Corporal Denham einen entsetzten Schrei ausstieß. Sarah und die anderen fuhren herum, aber alles, was sie sahen, war eine gischtende Fontäne, in deren Mitte der arme Denham verschwand. Die Laterne des Soldaten verlosch augenblicklich, und jener Teil der Höhle, in den er vorgedrungen war, versank schlagartig in Dunkelheit.
    »Denham?«, rief Hayden verblüfft. »Denham, verdammt, was ist mit Ihnen?«
    Es kam keine Antwort. Für einen kurzen Moment war es völlig still in der Höhle. Nur irgendwo in der Ferne war ein leises Plätschern zu hören, und Sarah begriff, dass dieses Plätschern ihrer aller Untergang bedeuten konnte.
    »Raus hier!«, schrie sie aus Leibeskräften – als plötzlich unmittelbar neben ihr etwas aus dem Wasser brach. Etwas, das nur aus Zähnen und Maul zu bestehen schien.
    Ein weit aufgerissener Rachen, so groß, dass ein Kind darin aufrecht hätte stehen können, schoss ihr entgegen. Starr vor Schreck und Entsetzen, tat Sarah das Einzige, was ihr einfiel: Sie schleuderte die Lampe in den offenen Schlund.
    Die mörderischen Kiefer schnappten zu und zerbissen das Glas. Das darin enthaltene Öl fing Feuer, und eine Stichflamme schoss aus dem Rachen der Kreatur, beleuchtete sie für einen Augenblick und ließ sie wie ein Ungetüm aus alten Sagen wirken. Rasend vor Zorn und Schmerz, warf das Tier sich im Wasser herum und war im nächsten Moment wieder verschwunden. Sarah wusste, dass sie um ihr Leben laufen musste. Sie warf sich nach vorn, paddelte zusätzlich mit den Armen, den anderen entgegen.
    »Verdammt, was war das?«, rief Hayden ihr zu.
    »Dies ist keine Zisterne, Captain«, rief Sarah ihm zu, »sondern ein Krokodilsnest…«
    Wie um ihre Worte zu bestätigen, waren im Lichtschein der verbliebenen Laternen plötzlich Wellen zu sehen, die sich auf die drei Männer zubewegten.
    »Lester – schießen Sie!«, wies Hayden seinen Untergebenen an, der prompt den Karabiner in Anschlag riss und feuerte, als das Wasser sich vor ihm teilte und zwei archaisch wirkende Kreaturen die Oberfläche durchstießen, mit mörderischen Zähnen, knorriger Echsenhaut und weit aufgerissenen Schlünden.
    Mündungsfeuer flammte auf. Der peitschende Lärm des Schusses wurde von der Höhlendecke

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