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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Grinsen.
    »Männer«, knurrte Sarah kopfschüttelnd.
    Dann rafften sie sich alle auf die Beine und eilten den schmalen Vorsprung hinab, zu ihrer Rechten das spiegelnde Wasser, das den vorbeihuschenden Schein der Laternen reflektierte. Atemlos und fröstelnd rannten sie so schnell sie konnten, in der Hoffnung, dass der Felsvorsprung sie an einen sicheren Ort führen würde. Schon nach wenigen Schritten kam ihnen die Attacke durch die Krokodile seltsam unwirklich vor – bis das Grauen erneut aus der Dunkelheit hervorbrach.
    Es war ein schlanker, flüchtiger Schatten, den Sarah aus dem Augenwinkel wahrnahm und der sie dazu brachte, einen gellenden Schrei auszustoßen. Einen Lidschlag später schoss ein mit grässlichen Zähnen bewehrter, weit aufgerissener Rachen aus der Tiefe und schnappte nach den Flüchtenden. Geistesgegenwärtig hieb Hayden mit dem Säbel nach der Kreatur, und es gelang ihm, sie erneut zu vertreiben. Aber schon im nächsten Augenblick war das Untier zurück, und diesmal war es nicht allein gekommen.
    Gleich mehrere gefräßige Mäuler tauchten entlang des Vorsprungs aus dem Wasser auf und stießen und schnappten nach Sarah und ihren Begleitern. Mehr noch, in ihrer Gier nach Blut und Beute versuchten die Krokodile, sich an Land zu wälzen, wodurch ihre ungeheuren, gepanzerten Körper sichtbar wurden – und Sarah erkannte, dass es keine gewöhnlichen Krokodile waren.
    Ihre Haut war nicht wie üblich grün oder gelblich braun, sondern von bleicher, weißlicher Farbe, was darauf schließen ließ, dass diese Tiere den größten Teil ihres Lebens in der Dunkelheit der Höhle verbracht hatten. Sarah kannte Inschriften, die von weißen Krokodilen berichteten, die in Ägypten als heilige Tiere verehrt worden waren, weil man glaubte, dass sie von Suchos in besonderer Weise gezeichnet waren. Sie hatte dies stets für einen Mythos gehalten – nun war sie eines Besseren belehrt worden…
    Unmittelbar vor ihr versuchte eines der Tiere, den Vorsprung zu erklimmen. Mit einem Fußtritt beförderte Sarah es zurück ins Wasser und lief weiter. Es glich einem Spießrutenlauf, eng an die Wand gepresst den Vorsprung entlangzuhuschen, und sich dabei nicht nur vor den schnappenden Mäulern in Acht zu nehmen, sondern auch davor, auf dem feuchten Gestein nicht auszugleiten und zu stürzen.
    »Diese elenden Biester«, rief Hayden, »es werden immer mehr!«
    Der Offizier übertrieb keineswegs.
    Sieben, acht Krokodile, von denen jedes über drei Yards lang war, tummelten sich im Wasser, das unter den Schlägen ihrer Schwänze zu brodeln schien. Wohin man auch blickte, blitzten mörderische Zähne aus dem Halbdunkel. Das Knurren und Zischen der blutrünstigen Kreaturen erfüllte die Luft.
    Plötzlich gab Kamal, der den Trupp anführte, einen erstickten Schrei von sich. Unmittelbar vor ihm war der Vorsprung eingebrochen, und der Ägypter, der dies zu spät erkannte, trat ins Leere.
    Sarah, die ihm auf dem Fuß folgte, sah ihn nach vorn kippen und wollte ihn festhalten, aber sie bekam ihn nicht mehr zu fassen. Verzweifelt mit den Armen rudernd, stürzte Kamal bäuchlings ins Wasser.
    »Kamal! Nein!«
    Sarahs Schrei gellte durch die Höhle, und ohne Zögern riss sie die Jagdklinge aus dem Gürtel. Ein Bowiemesser mochte nicht dazu gefertigt worden sein, es mit Krokodilen aufzunehmen, aber die Klinge war spitz und scharf, und das würden die Bestien zu spüren bekommen.
    »Ziehen Sie ihn raus, Captain!«, rief Sarah noch – dann sprang sie Kamal hinterher, ehe Hayden dazu kam, etwas zu unternehmen oder auch nur ein Wort zu erwidern.
    Erneut bis zu den Hüften im Wasser stehend, sah Sarah einen der walzenförmigen Körper unter Wasser heranschießen. Sie beging nicht den Fehler zu warten, bis das Krokodil auftauchte und sich mit aufgerissenem Rachen auf sie stürzte, sondern tauchte unter, um der Bestie zuvorzukommen. Im spärlichen Licht, das unter Wasser herrschte, konnte sie kaum etwas sehen. Grünlich schimmernde Dunkelheit umgab sie, aus der sich ein totenbleicher Schatten auf sie zuwälzte.
    Sarah fasste das Messer fester, tauchte zum Grund des Beckens und warf sich herum – und als das Krokodil, dessen Sinne ganz auf Kamal gelenkt waren, an ihr vorbeischoss, stieß sie mit aller Kraft zu.
    Sie erwischte das Tier knapp unterhalb des klobigen Schädels, trieb die Klinge tief in seinen Hals. In einem Reflex klappte das Maul des Reptils auf. Das Krokodil schüttelte sich und peitschte mit dem ungeheuren Schwanz. Sarah kam

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