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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Hayden grimmig. »Ohne Schusswaffen werden wir sie uns nicht lange vom Hals halten können.«
    »Wenn ich den Mechanismus finde, brauchen wir das vielleicht gar nicht«, entgegnete Sarah, während sie weiter fieberhaft nach Hohlräumen und verborgenen Nischen suchte.
    »Also schön«, knurrte Hayden grimmig. »Ich werde Ihnen so viel Zeit verschaffen, wie ich kann. Nutzen Sie sie, wenn Sie können.«
    Dann wandte er sich um, griff nach dem Säbel, eilte den Krokodilen entgegen, die das Ufer erreicht hatten und bereits dabei waren, sich an Land zu wälzen. Kamal sandte Sarah einen undeutbaren Blick, dann setzte er Hayden hinterher, den Krummdolch zum Stoß erhoben.
    Die ersten Krokodile konnten die beiden Männer noch mit beherzten Hieben und Stichen ins Wasser zurücktreiben. Dann jedoch drängten immer mehr der gefräßigen Reptilien ans Ufer, sodass die Aussichtslosigkeit des ganzen Unterfangens rasch deutlich wurde.
    »Sarah!«, rief Hayden in unschicklicher Vertraulichkeit, aber die Situation war nicht dazu angetan, auf Förmlichkeiten zu achten.
    »Einen Moment noch«, bat Sarah, die Haydens Stimme sehr wohl anhörte, wie dringlich es war. Aber so sorgfältig sie den Sockel der Statue und die angrenzende Felswand auch absuchte – sie fand nichts…
    An fünf Stellen gleichzeitig waren Krokodile dabei, die Plattform zu erklimmen. Indem sie zuerst ihre länglichen Schädel und danach ihre vorderen Gliedmaßen an Land schoben, eroberten sie das Trockene. Wie ein Derwisch sprang Hayden zwischen ihnen hin und her, brachte hier und dort Hiebe an, ohne dass es ihm gelungen wäre, sie zu vertreiben. Im Gegenteil: Je mehr Krokodile das Ufer erreichten, desto zuversichtlicher schienen sie zu werden, dass ihre Beute ihnen nicht mehr entkommen konnte.
    Was die Gefährten brauchten, war eine Art Zaun. Eine Barriere, die die Krokodile davon abhalten würde, in Rudeln an Land zu kommen und über sie herzufallen – und es war Kamal, der den rettenden Einfall hatte. Während Stuart Hayden noch mit blanker Klinge gegen die Reptilien focht und sich dabei vorkommen musste wie St. George persönlich, griff der Ägypter nach der verbliebenen Laterne, zerschlug kurzerhand das Glas, goss das Petroleum aus und entzündete es. Auf diese Weise zog er am Ufer eine lodernde Grenze entlang, die nicht ohne Wirkung blieb. Geblendet vom Schein der Flammen ließen die Krokodile sich ins Wasser zurückfallen.
    »Gut gemacht, B… Kamal!«, rief Hayden ihm zu, auch wenn beiden klar war, dass die Wirkung des Feuerzaubers nicht lange anhalten würde. Sobald das Öl verbrannt und die Flammen erloschen waren, würden die Krokodile erneut aus dem Wasser kriechen und nach Beute trachten. Und in der Finsternis, die dann herrschte, würde es keine Gegenwehr mehr geben.
    Stuart Haydens Gedanken waren schon bei den rasiermesserscharfen Zähnen, die erbarmungslos nach ihm schnappen würden, als Sarah einen schrillen Triumphschrei ausstieß.
    Am unteren Rand des Sockels hatte sie zwei Hieroglyphen entdeckt: die eine war das Zeichen für ›Wasser‹, die andere das für ›Krokodil‹. In Ermangelung eines geeigneten Werkzeugs griff Sarah kurzerhand nach einem Stein und hieb ihn auf die Zeichen, worauf das Gestein mit hellem Knacken nachgab und zerbrach.
    Unterhalb der dünnen Deckplatte, die wie ein Baustein in den Sockel eingefügt und damit perfekt getarnt gewesen war, kam ein ebenfalls aus Stein gehauener, an die zwei Fuß langer Hebel zum Vorschein, den Sarah kurz entschlossen packte und zog. Als er sich trotz großer Kraftanstrengung nur ein winziges Stück bewegte, rief sie Hayden und Kamal zur Hilfe, und mit vereinter Kraft gelang es, den Hebel umzulegen.
    Einen Augenblick lang geschah nichts. Dann erklang ein rieselndes Geräusch, das sich zunächst nur wie ein fernes Flüstern anhörte, sich jedoch innerhalb von Sekunden zu einem brausenden Rauschen steigerte.
    »Was ist das?«, rief Hayden, bemüht, gegen den Lärm anzukämpfen.
    »Sand«, antwortete Sarah. »Die ägyptischen Baumeister pflegten ihn dazu zu benutzen, schwere Steinquader und andere Lasten zu bewegen…«
    Wie zum Beweis war plötzlich auch ein dumpfer Donner zu vernehmen, dazu das schabende Geräusch von Stein auf Stein und im nächsten Moment das Plätschern von Wasser. Auch dieses klang zunächst unscheinbar und fern, um sich dann zu einem Tosen zu steigern, das einem Wasserfall zur Ehre gereicht hätte – und das am Rand der Libyschen Wüste!
    »Eine Schleuse«, rief Sarah

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