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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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vorbeikommt, ohne von ihnen gefressen zu werden.«
    »Wie bitte?« Hayden starrte sie aus großen Augen an. »Ich höre wohl nicht richtig! Wir werden den Teufel tun, uns noch einmal mit diesen Biestern einzulassen. Stattdessen werden wir hier die Stellung halten und warten, bis meine Leute kommen und uns rausholen.«
    »Damit sie ebenfalls in den Mägen dieser Bestien landen?«, fragte Sarah. »Denken Sie nach, Captain. Wenn diese Krokodile hier einst ausgesetzt wurden, um den Tempel zu bewachen, dann muss es auch einen Mechanismus geben, der es ermöglicht, sie zu umgehen.«
    »Warum?«
    »Weil dies das Prinzip eines Schutzmechanismus ist. Geheimfallen sind dazu da, unbefugte Besucher abzuwehren. Für Eingeweihte hingegen gibt es immer einen Weg, sie zu umgehen.«
    »So? Und wie soll solch ein Weg in diesem Fall aussehen?«
    »Das weiß ich nicht.« Sarah überlegte und blickte an der großen Statue empor, die sich einst bis knapp unter die Höhlendecke erhoben hatte. »Dies ist ein Bildnis Thots, was bedeutet, dass wir auf der richtigen Spur sind. Vielleicht ergibt sich aus der Inschrift ein Hinweis…«
    Obwohl ihre Glieder schmerzten und sie schwach und erschöpft war, raffte Sarah sich auf die Beine, griff nach einer der beiden verbliebenen Laternen und begann, den Sockel der Statue näher in Augenschein zu nehmen. Mit dem Finger fuhr sie über die vor langer Zeit in den Stein gehauenen Zeichen und begann zu übersetzen.
    »Dies hier ist das Zeichen für ›Verbündete‹«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu ihren beiden Begleitern, um dann zu übersetzen: »Verbündete sind die Götter des Mondes und der Fruchtbarkeit von alters her, der Träger des Ibisses und der Herrscher von… von sobek.«
    »Sobek?« Hayden hob die Brauen. »Was bedeutet das?«
    »Es ist das altägyptische Wort für ›Krokodil‹, Captain.«
    »Nicht schon wieder Krokodile…«
    »Die heiligen Krokodile«, heißt es hier weiter, »haben die Farbe des Mondes, weshalb ihr Herrscher Suchos sie Thot überlassen hat, damit sie…« Sarah brach in ihrer Übersetzung ab.
    »Damit sie was?«, wollte Hayden wissen.
    »Damit sie helfen, Thots Geheimnis zu bewachen«, erwiderte Sarah leise. »Verstehen Sie, was das bedeutet, Captain? Es bedeutet, dass wir auf der richtigen Spur sind. Irgendwo hier befindet sich ein Hinweis darauf, wohin das Buch des Thot damals gebracht wurde. Wir müssen ihn nur finden.«
    »Ach ja? Und wo, bitte sehr, sollen wir danach suchen?«
    »Davon steht hier nichts.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Hören Sie, Captain, ich würde vorschlagen, dass Sie Ihre Arbeit machen und mich die meine tun lassen«, erwiderte Sarah ein wenig indigniert. »Wann habe ich Ihnen je dreingeredet?«
    »Seit unserer ersten Begegnung tun Sie nichts anderes«, schnaubte Hayden ein wenig hilflos – und dieses Mal widersprach Sarah nicht.
    »Helfen Sie mir beim Suchen, Gentlemen«, forderte sie stattdessen ihre Begleiter auf. »Irgendwo muss es einen verborgenen Mechanismus geben, einen Hebel oder etwas Ähnliches, mit dem sich die Falle außer Kraft setzen lässt.«
    »Wenn Sie es sagen…«
    Hayden, der jeden Widerstand aufgegeben zu haben schien, begann tatsächlich, die umliegenden Felswände und den Sockel der Statue abzusuchen. Auch Kamal beteiligte sich, während er immer wieder argwöhnische Blicke zum Wasser warf, das sich jenseits der Plattform erstreckte. Was hinter seinen sonnengebräunten Zügen und den dunklen Augen vor sich ging, war unmöglich festzustellen. Bereute er, sich der Expedition angeschlossen zu haben? War er Sarah tatsächlich dankbar für seine Rettung? Oder verfluchte er sie insgeheim dafür, dass sie im Begriff war, einem Geheimnis auf die Spur zu kommen, das seit Jahrtausenden wohlgehütet gewesen war?
    Plötzlich war ein Schnauben in der Dunkelheit zu hören, das unmöglich aus einer menschlichen Kehle stammen konnte.
    »Die Wächter«, sagte Kamal düster. »Sie kommen zurück…«
    Tatsächlich war bereits im nächsten Augenblick ein Gurgeln und Plätschern zu vernehmen, das sich rasch näherte. Sarah unterbrach ihre Suche, um einen Blick in die schattenhafte Schwärze zu werfen, die jenseits des Laternenscheins herrschte. Sie konnte sehen, dass sich das Wasser bewegte. Aus dem Dunkel der Höhle schossen gleich mehrere Krokodile heran. Ihre bleichen Körper schimmerten im flackernden Licht, das sie magisch anzulocken schien. Jeden Augenblick würden sie die Plattform erreichen.
    »Diese elenden Biester«, wetterte

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