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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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selbst.
    Sie biss die Zähne zusammen, zwischen denen noch immer Sand knirschte, und raffte sich auf die Beine, deren Muskulatur vom anstrengenden Aufstieg schmerzte. In etwa drei Stunden würde der Morgen dämmern, und bis dahin wollte Sarah den Berg hinter sich gelassen und an seinem Fuß in einer Höhle Zuflucht gefunden haben, sofern es eine gab.
    Entschlossen trat sie vor und begann, zwischen den Felsnadeln auf der anderen Seite des Plateaus hindurch in die Tiefe zu klettern. Der Abstieg war steil, aber es gab viele Tritte, und das blasse Licht des Mondes wies Sarah Kincaid den Weg.
    Unterhalb der Felsnadeln gab es ein Labyrinth aus tiefen Spalten, dem Sarah weiter nach unten folgte. Und in der Enge der glatten Felswände hatte sie erneut das Gefühl, verfolgt zu werden…

 
    3
     
     
     
    E XPEDITIONSBERICHT
    6. J ANUAR
     
    Zwei Nächte ist es her, dass ich den Bergkamm hinter mir gelassen und nordwestliche Richtung eingeschlagen habe, in der Hoffnung, mich auf diese Weise der ursprünglichen Route zu nähern.
    Mein Wasservorrat ist inzwischen aufgebraucht, und ich hatte nicht noch einmal das Glück, auf eine Echse zu treffen. Nachdem ich eine Nacht lang ohne Wasser durch den Sand marschiert bin, stelle ich deutliche Anzeichen von Austrocknung fest. Meine Haut ist rissig und spröde geworden, meine Zunge ist angeschwollen, meine Körpertemperatur erhöht. Noch weitaus schlimmer jedoch ist, dass im Osten der neue Tag heraufzieht – und dass es weit und breit nichts gibt, das mir vor der erbarmungslosen Sonne Schutz bieten könnte.
    Ringsum sehe ich nichts als endlose Dünen, deren Kuppen im ersten Licht des neuen Tages leuchten. Ich weiß, dass dieser Tag mein letzter sein wird. Ohne Wasser und Schatten bin ich der Glut der Sonne schutzlos ausgeliefert und zum Sterben verurteilt.
    Nur ein Wunder kann mich jetzt noch retten…
     
     
    Sarah Kincaid hatte sich ihr Ende oft vorzustellen versucht – aber nie wäre sie darauf gekommen, dass es ihr Schicksal war, allein und verlassen in einer fernen Wüste zu verdursten.
    Schritt für Schritt schleppte sie sich vorwärts. Bis über die Knöchel versanken ihre Füße im Sand, was kraftraubend war und das Fortkommen zur Qual machte. Dennoch zwang sie sich, immer weiterzugehen, denn sie wusste, dass der Augenblick, in dem sie aufgab und sich niedersinken ließ, ihr Schicksal besiegeln würde.
    Die Sonne stand hoch am Himmel. Ihre Strahlen ließen den Sand gleißend leuchten, und die vereinzelten Felsen, die eine Laune der Natur über das öde Land gestreut hatte, schienen sich in der flimmernden Luft zu bewegen. Immer wieder glaubte Sarah, darin Menschen zu erkennen, aber längst griff sie nicht mehr nach ihrer Waffe. Es war ihr gleichgültig, wer sie fand, ob Freund oder Feind, wenn die Qual nur bald ein Ende nahm.
    Sarah war dem Zusammenbruch nahe. Ihre Beine trugen sie kaum noch, ihre Zunge war zu einem dicken Kloß geschwollen. Der Drang, sich in den Sand zu legen und das Unausweichliche geschehen zu lassen, einfach darauf zu warten, dass die Organe infolge des Fiebers versagten und dem aussichtslosen Kampf ein Ende setzten, wurde immer stärker. Sarah ging bereits gebückt, konnte sich nicht mehr aufrecht halten – aber noch stand sie auf beiden Beinen.
    Noch…
    Als sich zu ihrer Linken erneut etwas regte, wollte sie nicht mehr nachsehen. Sie nahm die Bewegung aus dem Augenwinkel wahr und hielt sie erneut für eine Sinnestäuschung, verursacht von der flimmernden Luft. Dann sah sie jedoch, dass es tatsächlich ein Lebewesen war, das dort lauerte und zu ihr herüber starrte. Allerdings kein Mensch, sondern ein Tier, das ihr baldiges Ende verhieß.
    Die Augen des Schakals leuchteten blutdürstig, doch das Tier schien keinen Grund zur Eile zu spüren. Es brauchte seine Beute nur anzusehen, um zu erkennen, dass es bloß abzuwarten brauchte, bis diese zusammenbrach. Warum vorher noch kämpfen?…
    »Elendes Mistvieh«, knurrte Sarah. Infolge ihrer geschwollenen Zunge hatte sie Schwierigkeiten zu sprechen, der Klang ihrer Stimme war fürchterlich. »Anubis hat dich wohl geschickt, was?« Sie lachte bitter. »Sollst mich wohl in sein dunkles Reich holen…«
    Sie verfiel in irrsinniges Kichern, als ihr klar wurde, dass es der Schakal gewesen war, der sie die ganze Zeit über verfolgt hatte. Seit Verlassen der Höhle war ihr der Tod auf den Fersen gewesen, während sie noch geglaubt hatte, den Kampf gegen die Wüste gewinnen zu können. Eine Närrin war sie

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