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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Sie…«
    »Auch ich werde mit dir kommen«, erklärte Kamal und erhob sich. Den tagelmust legte er dabei ab.
    »Nein, Kamal, das will ich nicht. Du hast schon zu viel getan, das…«
    »Es ist meine Bestimmung«, stellte er klar. »Inschallah.«
    Der Klang seiner Stimme hatte etwas so Endgültiges, dass Sarah einsah, dass jeder Widerspruch sinnlos gewesen wäre; darüber hinaus rührte die Treue ihrer beiden Gefährten so an ihr Herz, dass ihr für einen Moment die Stimme versagte. Welch weiten Weg sie alle seit ihrer Abreise aus Kairo zurückgelegt hatten – in jeder Hinsicht…
    Sarah blickte von einem zum anderen, erntete jeweils ein entschlossenes Nicken. Sie atmete tief ein, sog die von bitterem Rauch durchsetzte Nachtluft in ihre Lungen, und wandte sich schließlich wieder dem vermummten Reiter zu.
    »Ich bin einverstanden«, erklärte sie mit fester Stimme. »Ich werde mich freiwillig stellen, wenn meinen Gefährten dafür freies Geleit gewährt wird.«
    »Natürlich«, sagte der Reiter nur.
    »Außerdem werden mich diese beiden Gentlemen begleiten.«
    Der Vermummte lachte auf. »Wenn es ihnen Freude macht. Es soll niemand behaupten, wir wären nicht gerecht zu unseren Feinden.«
    »In der Tat«, erwiderte Sarah bitter, mit einem Seitenblick auf den Torso Lieutenant Farnsworths. »Allerdings will ich einen Vertrauensbeweis. Ich verlange, dass unsere Leute sofort abziehen dürfen. Sie sollen ausreichend Wasser und acht Kamele für den Transport der Kinder und der Verwundeten bekommen.«
    »Was verlangst du noch alles, Weib?«
    »Wenn es euer Auftrag ist, mich lebend zu fangen, so werdet ihr alle meine Forderungen erfüllen«, entgegnete Sarah ruhig und mit herausforderndem Blick.
    Der Vermummte auf dem Pferd ließ sich mit der Antwort Zeit, aber schließlich nickte er.
    »Madbut.«
    Kamal sandte Sarah ein dankbares Lächeln, dann wandte er sich den verbliebenen Tuareg zu und wechselte einige Worte mit ihnen. Da sie sich in ihrer Sprache unterhielten, konnte Sarah nicht verstehen, worum es ging, aber sie hörte Kamal mit Nachdruck sprechen und sah ihn dabei heftig gestikulieren.
    Die Krieger nickten und gingen daran, sich zum Abmarsch bereitzumachen. Da die Tuareg Nomaden und daran gewohnt waren, von Lagerplatz zu Lagerplatz zu ziehen, dauerte es nicht lange, bis sie das Wenige zusammengerafft hatten, das ihnen verblieben war – in den meisten Fällen Wasser und ein wenig Proviant. Die Schusswaffen waren ohne Munition nutzlos geworden, und dennoch wurden sie mitgenommen. Acht der Kamele, die herrenlos inmitten der qualmenden Überreste des Zeltdorfes standen, wurden eingefangen und mit dem Notdürftigsten beladen. Die Verwundeten – unter ihnen der noch immer bewusstlose Stuart Hayden – wurden auf eilends aus Zeltstangen gefertigte Bahren gelegt.
    Kamal übertrug das Kommando an einen seiner Tuareg, während Sarah Milton Fox den Oberbefehl über die Husaren erteilte. Allerdings schärfte sie dem Inspector ein, dass er sich im Notfall nach den Anweisungen des Tuareg richten sollte, der über ungleich größere Erfahrung verfügte, was das Überleben in der Wüste betraf. Unter den Augen des Vermummten, der reglos auf seinem Pferd saß und den Vorbereitungen beigewohnt hatte, verließ die kleine Karawane das Lager und war schon kurz darauf hinter dem nächsten Dünenkamm verschwunden; nur Sarah, Sir Jeffrey und Kamal blieben zurück.
    Lange blieben sie nicht allein – denn plötzlich schien die Nacht um sie herum lebendig zu werden.
    Schwarz vermummte Krieger, die sich im Schutz der Dunkelheit bis dicht ans Lager herangeschlichen hatten, tauchten unvermittelt auf, und Sarah wusste, dass sie richtig gehandelt hatte. Denn hätte sie sich geweigert, wären sowohl ihre Gefährten als auch die Frauen und Kinder der Tuareg jetzt schon nicht mehr am Leben…
    Die Vermummten nahmen Sarah und ihre Begleiter gefangen; nahmen ihnen die Waffen ab, fesselten sie an den Händen und legten ihnen Augenbinden an, damit sie nicht sehen konnten, wohin die Reise ging.
    Mit vorgehaltenen Waffen wurden sie abgeführt, einer ungewissen Zukunft entgegen.

 
    5
     
     
     
    E XPEDITIONSBERICHT
    N ACHTRAG
     
    Zusammen mit meinen Gefährten wurde ich an einen unbekannten Ort gebracht. Da ich jedes Gefühl für Zeit verloren habe, bin ich nicht in der Lage zu schätzen, wie lange unsere Reise gedauert hat, die wir zunächst zu Fuß, dann auf dem Rücken eines Pferdes absolviert haben.
    Längst ist es Tag geworden; wie groß die

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